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Grimpow Das Geheimnis der Weisen

Grimpow Das Geheimnis der Weisen

Titel: Grimpow Das Geheimnis der Weisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rafael Abalos
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Leichen hatte liegen sehen. Er selbst stand daneben, während Burumar de Gostelle auf ihn zukam. Der Inquisitor riss ihm den Stein aus den Händen, ohne dass Grimpow sich ihm widersetzte. Dann begann der Dominikaner schallend zu lachen und befahl seinen Schergen, den Jungen zu den Folterknechten zu führen. Grimpow hatte sich selbst auf eine Folterbank gefesselt gesehen, bis ihn sein eigener Entsetzensschrei aus dem Schlaf gerissen hatte.
    Der Holzabsatz an Jans erhöhtem Schuh hämmerte rhythmisch auf den Dielenfußboden und weckte jeden, der in der Herberge noch schlief. Grimpow sprang aus dem Bett, zog den Riegel an der Tür zurück und sah, dass der Ritter aus Weynelles Zimmer ebenfalls auf den Flur lugte.
    »Ist etwas, Jan?«, fragte Salietti den Wirt, der sichtlich nervös und ziemlich erschrocken wirkte.
    »Ihr dürft keine Zeit verlieren und müsst sofort aus Straßburg verschwinden! Dieser Burumar de Gostelle ist in der Stadt und sucht mit den Schergen des Barons nach euch. Sie haben sogar ein paar Baumeister des Münsters und mehrere Magier und Alchimisten festgenommen, um sie auszuhorchen. Sie denken, ihr hättet in ihren Häusern Unterschlupf gefunden.«
    »Ich hätte diesen Dominikaner töten sollen, als ich ihn in Händen hatte«, presste Salietti hervor.
    »Ich gehe hinunter zum Weinlager und sattle die Pferde«, sagte Grimpow, während er sich hastig in der offenen Zimmertür anzog.
    »Zu Pferd werdet ihr nicht weit kommen. Die Soldaten durchsuchen alles und jeden, der die Befestigungsbrücken passiert. Ich werde die Tiere anschirren und vor mein Fuhrwerk spannen. Euch verstecke ich in ein paar leeren Fässern aus meinem Weinlager.«
    »Wenn es dir gelingt, uns aus der Stadt zu bringen, können wir unseren Weg zu den Burgen des Steinkreises alleine fortsetzen, sobald wir uns weit genug von den Stadttoren entfernt haben«, sagte Salietti.
    »Zu den Burgen des Steinkreises? Du willst dem Scheiterhaufen entkommen, um auf direktem Wege in die Hölle zu reiten? Der Sturm auf die Burgen von Herzog Ulf hat längst begonnen und mir ist zu Ohren gekommen, dass Fenio de Vokko sich trotz seiner Verletzung gemeinsam mit Valdigor de Rovol an die Spitze seines Streitheers gestellt hat. Im Westen konnten sie schon drei Burgen einnehmen, zwar haben die getreuen Ritter des Herzogs sie bis zum Schluss verteidigt, doch dann mussten sie sich in die Festung zurückziehen.«
    »Wir wollen versuchen, über die Schlucht im Osten dorthin zu gelangen. Wenn wir jetzt aufbrechen, sind wir noch vor Einbruch der Dunkelheit dort«, sagte Salietti unbeirrt.
    Vor zwölf Uhr mittags hatte Jan die drei Pferde seiner Gäste und sein eigenes paarweise vor den Wagen gespannt, auf dem er die falsche Weinlieferung verstaute. Diese bestand aus sechs Fässern, drei gewöhnlichen und dreien mit doppeltem Boden, die groß genug waren, um darin eine hockende Person zu befördern. Grimpow, Weynelle und Salietti krochen nacheinander in die Fässer, so beklommen, als sollten sie in bauchigen Holzsärgen lebendig begraben werden. Jan befestigte die Deckel darauf und versiegelte sie mit Fett, damit es aussah, als wären sie luftdicht verschlossen. Dann stieg er auf den Kutschbock, ließ die Peitsche knallen und verließ den Hof seiner Herberge.
    Der Wagen fuhr zügig durch das Handwerkerviertel, dann passierte er die leere Straße der Schreiber und Buchhändler, die einst berühmt und lebendig war, doch seit Beginn der Verfolgungen durch die Inquisition wie ausgestorben dalag. Kurz darauf kam er am Straßburger Friedhof vorbei und ließ eine endlose Reihe hoher Zypressen zu seiner Rechten liegen, die so schmal zuliefen wie die hinter den Wipfeln aufragenden Kirchturmspitzen.
    Danach fuhr er auf einer mit drei Spitzbögen befestigten Brücke über die III und an den drei markanten zinnenbewehrten Türmen vorüber, während er auf das nordöstliche Tor zuhielt, durch das er die Stadt verlassen wollte. Eine Patrouille aus bewaffneten Soldaten mit Lanzen und Schwertern stand als Wache davor. Jan brachte sein Fuhrwerk hinter den anderen Karren zum Stehen, die die Turmwächter penibel durchsuchten.
    Wegen seines zu kurzen Beines stieg er umständlich vom Kutschbock und gab vor, den Zustand seiner Fässerladung zu begutachten. Indem er unauffällig nach links und rechts schaute, stellte er fest, dass die Soldaten voll und ganz mit den vorderen Karren und deren Ladungen aus Korn, Heu, Gemüse, Geflügel und Schweinen beschäftigt waren. Er tat, als würde er

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