Grimpow Das Geheimnis der Weisen
Felsmassivs erhoben. Eine Festung über der anderen.
Dennoch waren die drei Reiter inzwischen auf der Erhebung angelangt, die sie über einen gewundenen Weg aus dem Tal genommen hatten, und hatten keinerlei Schwierigkeiten, in die Festung zu gelangen. Sobald die am Eingang postierten Turmwachen sahen, dass es sich um einen Ritter und seine jungen Begleiter handelte, die offensichtlich vor Fenio de Vokkos Vorhut flohen, stießen sie in ihre Trompeten, damit die Wachmannschaft die verschiedenen Tore der kleinen Burg öffnete und die Ziehbrücke herabließ.
Im Innern der kleinen Burg stellte sich Salietti dem Wachhauptmann vor und verlangte, unverzüglich vom Herzog empfangen zu werden. Er legte dem Hauptmann gerade die Beweggründe ihres Besuchs auseinander, da trat ein Ritter hinzu, den Salietti und Grimpow bereits kannten.
»Ich hatte schon die Hoffnung aufgegeben, Euch nach Eurer überstürzten Flucht aus der Festung des Barons je wiederzusehen und hätte hier in dieser Templerzuflucht, die jetzt im Kriegsgetöse kocht, schon gar nicht mit Euch gerechnet«, sagte eine tiefe Stimme hinter ihnen.
Die Neuankömmlinge drehten die Köpfe und erblickten den rätselhaften Ritter Radogil de Curnillonn. Da dieser Salietti auf dem Weg zum Turnier anvertraut hatte, er habe eine Mission zu erfüllen, war Salietti zu dem Schluss gekommen, dass nur er oder sein Schildknappe den Pfeil auf Fenio de Vokko abgeschossen haben konnten.
Radogil de Curnillonn trug ein Kettenhemd und darüber einen langen weißen Waffenrock, seine Taille war mit dem Lederriemen seines Schwerts umgürtet. Auf seiner Brust prangte rot das eingestickte große Kreuz des Templerordens, während von seinen Schultern ein langer Umhang herabhing, der auf der linken Seite ebenfalls mit dem roten Kreuz bestickt war.
Grimpow musterte den Mann eingehend von oben bis unten, denn er erinnerte sich dunkel, ein solches Gewand schon einmal gesehen zu haben, und zwar damals mit Keno in der unterirdischen Höhle der Abtei Brinkum.
»Was führt Euch hierher?«, fragte der Tempelritter, nachdem er Salietti mit ausgestrecktem Arm seinen Gruß entboten und dann dem Hauptmann ein Handzeichen gegeben hatte, sie allein zu lassen.
»Wir mussten aus Straßburg fliehen, sonst hätte uns Burumar de Gostelle festgenommen«, erklärte Salietti, der sich allmählich von seiner Überraschung erholte.
»Wenn Ihr Euch nicht vor mein Ziel gestellt hättet, dann gäbe es diesen Dominikanerbruder jetzt nicht mehr, denn ich hätte ihn mit einem Pfeil in die Stirn erledigt. Was habt Ihr mit ihm gemacht, nachdem Ihr ihn als Geisel vom Turnierfeld abgeführt hattet?«
»Ich habe ihn in die Fluten des Rheins geworfen und gehofft, er würde im Strom untergehen«, sagte der Herzog und bedauerte, dass er mit dem ruchlosen Inquisitor nicht kurzen Prozess gemacht hatte.
»Ihr hättet besser daran getan, ihm Euer Schwert ins Herz zu stoßen«, donnerte der Templer lachend los und legte seinen schweren Arm auf Saliettis Schultern.
Weynelle und Grimpow waren bei den Pferden geblieben, froh, in der Festung angelangt zu sein, bevor die Soldaten sie einholten. Sie fieberten beide darauf, die Suche nach der versiegelten Kammer aufzunehmen. Sie wussten nicht, ob sie diese ausfindig machen könnten, bevor die Streitheere des Barons und des französischen Königs gegen die Festung anstürmten, um ihr das Geheimnis der Weisen zu entreißen.
Unterwegs hatte Grimpow Weynelle die Legende der neun Tempelritter und des Salomonischen Tempels zu Jerusalem erzählt. Und soeben berichtete er ihr von den Gerüchten, dass das Geheimnis der Weisen in der herzoglichen Burgfeste zu finden sei. Was auch immer hinter diesen Wehrmauern versteckt lag, dass es wahrscheinlich nicht das Geheimnis der Weisen war, wussten sie inzwischen.
Grimpow hatte unaufhörlich über den Sinn des schwierigen Kryptogramms nachgegrübelt, obwohl er vermutete, dass sie den Unsichtbaren Weg zum Geheimnis der Weisen sehen würden, wenn sie die versiegelte Kammer fanden und es ihnen gelang, darin Unsterblichkeit zu erlangen. Seine Hauptsorge galt immer noch dem Albtraum, der ihn vorige Nacht in Jans Herberge aus dem Schlaf gerissen hatte.
»Ich habe gesehen, dass die ersten Burgen des Steinkreises bereits vom Heer des Barons und des französischen Königs erstürmt worden sind«, sagte Salietti.
»Ja, was für ein Unglück! Doch tausend Mann vermögen nun mal wenig gegen über sechstausend bewaffnete Reiter und deren ungewöhnliches
Weitere Kostenlose Bücher