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Grimpow Das Geheimnis der Weisen

Grimpow Das Geheimnis der Weisen

Titel: Grimpow Das Geheimnis der Weisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rafael Abalos
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immer gedacht, Rinaldo wäre auf dem letzten Kreuzzug ums Leben gekommen. So jedenfalls haben es uns die Tempelritter erzählt, die nach dem Verlust des Heiligen Landes nach Metz zurückgekehrt sind. Es fällt mir schwer zu glauben, dass er noch am Leben sein soll. Denn wir haben nie wieder etwas von ihm gehört«, sagte er aufgewühlt.
    »Er lebt und ist trotz seines Alters bei bester Gesundheit, seid gewiss«, versicherte Grimpow. »Euer Bruder hat mir in der Abtei erzählt, er habe ab dem Alter von sechzehn Jahren im Heiligen Land gelebt und dort die Templerburgen verteidigt.«
    »Als ich dich vor der Tür meines Hauses stehen sah, wäre ich im Leben nicht daraufgekommen, dass du der Überbringer solch angenehmer Nachrichten bist«, rief Humius froh.
    »Auch ich war überrascht, als ich Eure Ähnlichkeit mit Bruder Rinaldo bemerkte. Deshalb habe ich Euch von ihm erzählt.«
    Manele war eine kleine Greisin mit feinen Zügen, obwohl ihr Gesicht von Falten überzogen war. Ihre schwarzen Augen waren so tief wie zwei geheimnisvolle Abgründe und erinnerten Grimpow an die Augen seiner Mutter.
    »Kommt in die Küche. Eure Betten sind gemacht. Zum Abendessen habe ich eine schmackhafte Hühnerbrühe zubereitet, die wird eure traurigen Mienen wieder aufhellen«, sagte sie.
    Während der Mahlzeit erzählte Weynelle ihren Gastgebern, wie es um die Burgen des Steinkreises stand. Sie sprach auch von ihrem persönlichen Schicksal und von Salietti de Estaglias Entschluss. Daher, so erklärte sie, müssten Grimpow und sie bis zum Anbruch des dritten Tages in Metz auf ihn warten.
    »Ihr seid auf der Suche nach dem Geheimnis der Weisen, nicht wahr?«, fragte Humius.
    Diesmal war die Überraschung auf Grimpows und Weynelles Seite.
    »Wie habt Ihr das erraten?«, erkundigte sich der Junge.
    »Ich habe es nicht erraten, ich habe es mir zusammengereimt. Iacopo de Estaglia und Gandalf Labox waren beide sehr gute Freunde von mir, wir gehörten alle dem Ouroboros-Geheimbund an. Wir tauschten unsere Erkenntnisse aus und teilten uns gegenseitig unsere Entdeckungen der Rätsel der Natur und des Kosmos mit. Bis vor vielen Jahren die Verfolgung und die Verbrechen begannen. Wir träumten von einer friedlichen Welt, regiert von weisen Königen und Prinzen, doch die Mächtigen haben stets die Unwissenheit der Weisheit vorgezogen«, sagte Humius. »Daher fürchte ich, dass alle unsere Bemühungen und Hoffnungen umsonst waren und wie Funken über den Feuern der Barbarei auffliegen und verglimmen, wenn es dem König von Frankreich und Baron Fenio de Vokko gelingen sollte, die Burgen des Steinkreises zu erobern.«
    Sie sprachen noch lange über die Geschichte der magischen Essenz des Steins und auch über die Rätsel, die das Geheimnis der Weisen schützten und die Grimpow und Weynelle allmählich entschlüsselten. Diese Rätsel, so erklärte Humius, seien von weisen Männern erdacht worden und könnten nur von Menschen gelöst werden, die nicht lockerlassen, ehe ihre Fragen nach Weisheit und Erkenntnis beantwortet sind.
    Trotz ihrer Sorge um Saliettis Wohlergehen befassten sich Grimpow und Weynelle während der folgenden Tage mit der Karte des Unsichtbaren Weges. Schon bald stellten sie fest, dass sie für die Entschlüsselung ihr ganzes Geschick und ihre ganze Vorstellungsgabe aufbringen mussten, wenn sie rasch vorankommen und das Geheimnis der Weisen lüften wollten.
    Humius war zu einem Typhuskranken in die Umgebung von Metz gerufen worden, während seine Frau auf den Markt gegangen war, um Gemüse und Fleisch einzukaufen. Grimpow und Weynelle waren allein zu Hause und saßen in der Küche.
    Der Knappe holte die Karte aus seiner Satteltasche und breitete sie vor ihnen auf dem Tisch aus. Dieses einzigartige Stück Pergament war mit seinen herrlichen Farben die wunderlichste und geheimnisvollste Karte, die sie sich vorstellen konnten. Sie beschlossen, diese neue Herausforderung planvoll anzugehen und alle Einfälle, die ihnen dazu in den Sinn kamen, zu ordnen.
    »Ich werde eine Zeichnung von der Karte anfertigen, damit wir alle ihre Einzelheiten genau untersuchen können«, schlug Grimpow vor und nahm den Kohlestift und das Stück Pergament zur Hand, auf dem er alle seine bisherigen Aufzeichnungen vermerkt hatte.
    Als er mit der Zeichnung fertig war, schrieb er darüber den Satz, der rund um die Himmelskuppel angeordnet war. Dann betrachteten sie eine Weile schweigend das Bild.
    Nachdem sie die einzelnen Teile des Pergaments eingehend erforscht

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