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Grimpow Das Geheimnis der Weisen

Grimpow Das Geheimnis der Weisen

Titel: Grimpow Das Geheimnis der Weisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rafael Abalos
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Augen. Die Mauern des kleinen Gotteshauses waren unversehrt, und im Turm sah man Glocken, die schon seit Jahren verstummt waren und keinen Tempelritter mehr mit ihrem Geläut zum Gottesdienst riefen.
    Ehrfürchtig berührte Grimpow die Steine jener Kapelle und stellte sich den alten Mönch darin vor. Wieder, so dachte der Junge, schließt sich in meinem Leben ein Kreis. Diesmal hatte er mit der Bekanntschaft des Bibliothekars begonnen, der in der Abtei Brinkum sein Lehrer gewesen war. In Metz, wo Bru der Rinaldo vor über achtzig Jahren geboren worden war, begegnete Grimpow nun dessen Vergangenheit.
    Humius Natz wohnte in der Nähe der Templerkapelle, so wie Salietti es ihnen gesagt hatte. Von außen machte sein Haus nicht viel her, denn die Hauptfassade bestand nur aus ein paar Fenstern über der Eingangstür. Seine Pracht sollte sich erst im Innern entfalten, angefangen bei dem großzügigen Innenhof voller Jasmin und Kletterpflanzen. Weynelle pochte mit der Faust an die Tür, während Grimpow die Pferde an den Zügeln hielt.
    Ein alter Mann mit weißem Haar und einem langen Bart öffnete ihnen, sichdich überrascht über den unerwarteten Besuch, die Tür.
    »Herzog Ulf von Österberg bittet Euch, uns für einige Tage in Euerm Haus Quartier zu geben«, sagte Weynelle. Dabei sog sie den Duft nach Blumen und Arzneien ein, der dem Innenhof entströmte.
    »Wenn der Herzog Euch schickt, dann seid herzlich willkommen«, sagte der alte Herr, ohne ihnen irgendwelche Fragen zu stellen.
    Humius bat sie, ihre Pferde in den Hof zu führen, und zeigte ihnen die Tür seines kleinen Stalls. Er half ihnen, die Tiere abzusatteln, und füllte einen Trog mit Futter und einen weiteren mit Wasser.
    »Damit sind die beiden für heute Nacht erst einmal versorgt. Nun kommt mit in die Küche, auch ihr seht müde und hungrig aus. Ich werde meiner Frau eure Ankunft ankündigen, damit sie euch die Zimmer fertig macht und dem Abendessen zwei Portionen hinzufügt. Sie heißt Manele, und ich bin sicher, dass sie sich über euern Besuch freuen wird.«
    Grimpow kamen Gesicht und Stimme des freundlichen alten Herrn irgendwie bekannt vor. Doch vielleicht bildete er sich das auch nur ein, weil er Bruder Rinaldo vor Augen hatte, oder aber das wahre Bild des alten Bibliothekars war in seinem Gedächtnis inzwischen verblasst und er verwechselte ihn nun mit dem Medikus. Jedenfalls hätte der Junge schwören können, dass sich die beiden ähnelten wie ein Ei dem anderen, wäre da nicht dieser dichte Bart gewesen, der das Gesicht des alten Mannes halb verdeckte.
    Eine ganze Weile beobachtete Grimpow den Medikus aufmerksam, als könnte der Ausdruck jener melancholischen grauen Augen seine Zweifel ausräumen.
    »Ich habe in der Abtei Brinkum einen Mönch kennengelernt, der vor über achtzig Jahren in dieser Stadt das Licht der Welt erblickt hat«, wagte er dann endlich seinen Vorstoß, als sie in den Hof zurückkehrten.
    Der Medikus zog die Stirn in Falten. »Unsere Stadt hat der Welt Mönche, Prediger, Abte, Bischöfe, Edelmänner, Ritter, Räuber und sogar den einen oder anderen Propheten geschenkt, der wie ein Hellseher durch die Lande zieht«, sagte Humius lächelnd.
    »Er hieß Rinaldo, Rinaldo von Metz«, setzte Grimpow hinzu.
    Der Alte wurde nachdenklich und kratzte sich an der Nase. »Mein ältester Bruder heißt Rinaldo, aber ich habe schon lange nichts mehr von ihm gehört.«
    »Der Mönch, von dem ich spreche, ist dem Orden der Ritter vom Tempel Salomons beigetreten, als er noch ein junger Mann war. Das geschah auf Anraten seines Onkels, der in der hiesigen Komturei der Templer Komtur war und ins Heilige Land ging, bevor er zum Ritter geschlagen wurde«, erzählte Grimpow weiter und wartete, ob sich die Miene des Medikus' veränderte.
    »Woher weißt du das alles?«, fragte ihn Humius überrascht.
    »Er hat es mir selbst in der Abtei Brinkum erzählt. Er war dort Bibliothekar und für einige Monate mein Lehrer. Glaubt mir, wenn ich Euch versichere, dass mich eine große Zuneigung mit ihm verbindet«, erklärte Grimpow.
    Humius setzte sich auf eine Bank in der Hofmitte, als hätte ihn diese Eröffnung so entkräftet, dass er sich erst mal ausruhen musste, bevor er etwas darauf erwidern konnte. Weynelle verharrte schweigend und sann über die launenhaften Zufälle nach, die sich im Leben zweier Menschen ereignen können, die auf den ersten Blick keine Verbindung zueinander zu haben scheinen. Genauso war es ihr mit Salietti ergangen.
    »Wir haben

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