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Grimpow Das Geheimnis der Weisen

Grimpow Das Geheimnis der Weisen

Titel: Grimpow Das Geheimnis der Weisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rafael Abalos
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Mönchs zu schließen, brachte er ihm keine guten Nachrichten von Durlib.
    Kaum hatte Bruder Rinaldo den fensterlosen Raum betreten, ließ er sich auf einer Bank am Tisch nieder, stützte die Ellbogen auf und sagte mit düsterer Stimme: »Durlib ist nicht mit Burumar de Gostelle und den Soldaten des Königs zur Abtei zurückgekehrt.«
    »Haben sie ihn getötet?«, fragte Grimpow erschrocken und traurig zugleich.
    Der alte Mönch schüttelte leicht den Kopf. »Nein, aber der Dominikanermönch hat dem Abt erzählt, dass Durlib zu fliehen versucht hat. Er hat sich von einem Felsvorsprung in die Tiefe gestürzt und ist beim Aufprall auf die Felsen gestorben.«
    »Seid Ihr sicher, dass er tot ist?«, fragte Grimpow, der mit den Tränen kämpfte.
    »Dafür spricht die Wut des Inquisitors, dass er sich mit einer solch einfachen Kriegslist hinters Licht hat führen lassen. Er hätte sich nur zu gern an deinem Freund gerächt und ihn eigenhändig langsam zu Tode gefoltert. Als er Durlib auf die Schliche kam, ahnte dieser wahrscheinlich, was ihn erwartete, und beschloss, das Trauerspiel abzukürzen, das er da aufführte, um lebendig aus der Abtei zu kommen.«
    Auch wenn der ruchlose Inquisitor von Lyon davon überzeugt sein mochte, dass Durlib tot war, weigerte sich Grimpow, es zu glauben. In nichts war sein Freund geschickter als darin, irgendwelche Verfolger an der Nase herumzuführen, indem er ihnen weismachte, was ihm gerade so zupasskam. Durlib kannte jede Wegbiegung, jeden Engpass, jeden Abgrund und jeden unter dem Schnee verborgenen Felsspalt. Wenn er sich also irgendwo in den Bergen in die Tiefe stürzte, hatte er seinen Sprung gewiss genau berechnet. Sicherlich war er auf einem Felsvorsprung gelandet, der den Blicken seiner Begleiter verborgen war.
    »Möglicherweise hat Durlib dem Inquisitor nur vorgemacht, er wäre ums Leben gekommen«, wandte er ein. Zugleich wollte er es sich selbst einreden, denn er hatte nicht vergessen, dass Durlib gefesselt gewesen war. Das musste ihn bei seiner Flucht behindert haben, ganz gleich, in welchem Zustand er sich nach dem Sturz befand.
    »Dein Wort in Gottes Ohr, Grimpow. Möge dein Freund sich keine Verletzung zugezogen haben, die nicht von selbst verheilt. Wenn er mit dem Leben davongekommen ist, wird er dich gewiss bald holen. Wenn nicht, machen wir uns eben auf die Suche nach ihm, sobald die Schneeschmelze einsetzt, um seinem Leichnam auf dem Friedhof der Klosterdiener ein christliches Begräbnis zu verschaffen. Jetzt können wir nur warten und hoffen, dass Burumar de Gostelle so bald wie möglich weiterreist. Seit er und die Schergen des Königs diese heilige Stätte betreten haben, scheinen ihre Mauern zu beben, als wäre das Ende der Zeiten nahe.«
    »Dann glaubt Ihr also, dass er bald aufbrechen wird?«
    »Das hat er zwar nicht zum Abt gesagt, als sie sich vorhin im Kapitelsaal unterhalten haben. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass ihm ein längerer Aufenthalt hier von Nutzen wäre. Vor allem dann nicht, wenn er noch immer denkt, der Tempelritter, hinter dem er her war, sei am Leben und strebe auf die Grenze im Norden zu. Ich an seiner Stelle würde davon ausgehen, dass der Geächtete zu den Burgen des Steinkreises will, um bei seinen Brüdern in Herzog Ulf von Österbergs Festung Zuflucht zu finden.«
    Bruder Rinaldos letzte Worte trösteten Grimpow nicht nur, weil er sein Gefängnis vielleicht bald verlassen konnte, sondern auch weil Durlib möglicherweise noch am Leben war.
    »Wie ich sehe, hast du die Zeit nicht damit vertan, deine Einsamkeit zu beklagen«, sagte der alte Mönch und deutete auf die Handschrift, die aufgeschlagen auf dem Tisch lag. »Ist es dir gelungen, etwas herauszufinden?«, erkundigte er sich.
    »Nicht so richtig. Das hier ist ein sehr komplizierter, verworrener Text, aber zumindest habe ich gelernt, wie man den Stein der Weisen in einem Laboratorium herstellt.«
    »Bist du sicher? Die Alchimie ist eine schwer verständliche Kunst. Nichts an ihr ist so, wie es zu sein scheint.«
    »Ich glaube, die Aura des Geheimen, die viele Alchimisten umgibt, ist nichts weiter als Geheimniskrämerei«, widersprach Grimpow unverblümt.
    »Es stimmt, dass es seit je unter den Alchimisten von Scharlatanen, Betrügern, Gaunern und Jahrmarktsschreiern nur so gewimmelt hat, und daran hat sich nichts geändert. Die meisten von denen, die Wunderrezepte zur Goldgewinnung feilbieten, sind auf dem Schafott gelandet und haben ihre Unwissenheit und ihre Waghalsigkeit mit

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