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Grimpow Das Geheimnis der Weisen

Grimpow Das Geheimnis der Weisen

Titel: Grimpow Das Geheimnis der Weisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rafael Abalos
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Weise, denen ich in meinem langen Leben begegnet bin. Aber vielleicht ist nun der Zeitpunkt gekommen, dass du dich auf den Weg nach Straßburg machst und dort nach diesem Aidor Bilbicum suchst. Vielleicht kann er dir helfen, das Geheimnis der Weisen zu enthüllen.«
    »Manchmal habe ich den Eindruck, als würde mich der Stein dazu treiben, die Abtei zu verlassen«, erwiderte Grimpow.
    »Wenn du tust, wonach dein Herz wirklich verlangt, werden die Hindernisse auf deinem Weg nur ein Ansporn sein, um weiterzugehen. Wenn du aber gegen deine Überzeugung bei uns bleibst, wird dich das geringste Hindernis, das du zu überwinden hast, zum Scheitern bringen. Die Entscheidung liegt einzig und allein bei dir. Ich werde deinen Entschluss in jedem Fall gutheißen.«
    Als der Mönch Bruder Brasco mitteilte, Grimpow werde die Abtei in Kürze verlassen, war dieser so untröstlich und bekümmert wie nach der Ermordung des Abtes.
    »Ich dachte, der Junge würde als Novize bei uns bleiben und bald die Ordensgelübde ablegen. Jemand, der so weise ist wie er, könnte Abt oder Bischof oder sogar Papst werden«, erwiderte er traurig.
    »Dein Interesse an Grimpow ist löblich, doch hat der Zufall diesem Jungen die wichtigste Mission beschert, die du dir vorstellen kannst. Er hat in diesen Monaten viel über die großen Geheimnisse gelernt, deren Ursprung bis auf den Anbeginn der Welt zurückgeht und die noch gelüftet werden müssen, bevor sie der Menschheit zum Ruhme gereichen. Sein Schicksal liegt über den Sternen.«
    »Was willst du damit sagen?«, fragte der Küchenmönch.
    »Stell mir bitte keine Fragen, die ich dir nicht beantworten kann, weil ich dir mehr als hundert durchwachte Nächte lang Erklärungen dazu abgeben müsste, ohne dass du am Ende viel schlauer wärst als jetzt.«
    »Ich kann dir nicht ganz folgen, Rinaldo«, sagte Bruder Brasco noch einmal.
    »Dieses Rätsel zu begreifen, würde dich mehr verwirren als das mangelnde Wissen, das du beklagst. Hör auf mich und vergiss die Worte, die du von mir vernommen hast, bald wieder.«
    Nach langen, eintönigen Tagen mit viel Regen und heftigen Frühjahrsgewittern traf ein einzelner Reiter in der Abtei ein. Er sah aus wie ein Abenteurer und ritt einen prächtigen Rappen, dessen Fell glänzte wie ein See im Mondlicht. Störrisch und unbeholfen trottete neben ihm ein Maulesel einher, beladen mit großen Satteltaschen und Beuteln sowie den Einzelteilen einer alten Ritterrüstung. Anders als die meisten Pilger kam der Reiter nicht aus dem Norden, sondern aus dem Süden.
    Grimpow, der sich in aller Frühe auf die Kaninchenjagd gemacht hatte, sah ihn den Weg heraufkommen, lief ihm, ohne zu zögern, entgegen und stellte sich dann auf einen Felsbrocken am Wegesrand. Der Reiter war ein junger, kräftiger Mann von heiterem Aussehen, auf dessen rechter Wange sich beim Sprechen und Lächeln ein Grübchen bildete. Seine Kleidung war ein wenig in Mitleidenschaft gezogen, aber etwas an ihm verlieh ihm das kühne Aussehen eines Ritters ohne Land und sonstigen Besitz. Um die Hüfte trug er ein langes Schwert mit einem goldenen Schaft, und Grimpow sah auf dem Maulesel einen Schild, der als Wappen eine Sonne vor einem blauen Himmel und einen Vollmond vor einem schwarzen Himmel trug. Die beiden Symbole machten seine Verbindung mit der Alchimie deutlich.
    Grimpow riefen sie ein Gedicht ins Gedächtnis, das Bruder Arben ihm im Laboratorium der Krankenstube vorgetragen hatte, während sie das Blei in Gold zu verwandeln versucht hatten. Es lautete folgendermaßen:

Wollt' die Sonne den Mond umwerben und folgte seiner Bahn über den unendlichen Himmel. »Komm herbei, schöne Dame, und bewundre meinen Mut, flieh nicht vor mir, sondern erhöre mein Rufen. Ich bin der König des Tages«, sprach die Sonne, »meine besten Gaben sind Wärme und Licht.« »Die nächtliche Mondenkönigin, das bin ich, und schenke der Liebe Dunkel und Stille.« »So liebe mich denn, begehrter Mond, o du süßer Nektar meiner bitteren Sehnsucht.« »Gewiss will ich dich lieben, glückselige Sonne, du meiner ewigen Unrast vortrefflicher Trost.«
    Als der Fremde bei Grimpow angelangt war, brachte er seine Reittiere zum Stehen und fragte mit Blick auf den Bogen, den der Junge in der Hand hielt: »Hast du schon etwas erlegt?«
    »Nein, ich habe bisher noch kein Kaninchen gesehen, sie müssen alle im letzten Regen ertrunken sein«, antwortete Grimpow.
    »Bist du sicher, dass du mit diesem Bogen umgehen kannst?«, fragte der Ritter,

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