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Grimpow Das Geheimnis der Weisen

Grimpow Das Geheimnis der Weisen

Titel: Grimpow Das Geheimnis der Weisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rafael Abalos
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Vergangenheit sehnte, die nur noch in seiner Erinnerung fortlebte.
    Am späten Vormittag begann sich die Landschaft zu verändern und ließ in der Ferne Umrisse von hohen Hügeln und tiefen Wäldern erahnen, die sie bei drückender Hitze alsbald erreichten. Sie ritten abseits von Pfaden und Wegen, um die Pilgerkarawanen, die nach Süden unterwegs waren, sowie die Gefolge der Ritter zu meiden, die sich zu Baron Fenio de Vokkos Festung aufgemacht hatten.
    Als sie einen schattigen Buchenwald erreichten, strich eine frische Brise über die Wipfel der Bäume und bewegte sie im Takt hin und her. Nichts brach das Schweigen, nicht einmal das Zwitschern der Vögel oder das Tippeln der Eichhörnchen auf dem dürren Laub, das den Boden bedeckte. Sogar die Schritte ihrer Reittiere schienen von der dichten Stille, die sie umfing, geschluckt zu werden.
    Schließlich erscholl über ihren Köpfen eine tiefe Stimme, als spräche Gott persönlich zu ihnen: »Bringt Eure Pferde zum Stehen und werft Eure Waffen auf den Boden, wenn Ihr nicht einen vergifteten Pfeil zwischen die Augen bekommen wollt!«
    Überrascht über die unbekannte Stimme, zügelten die beiden sofort ihre Pferde. Salietti löste die Gürtelschnalle und ließ Schwert samt Scheide über die Flanke seines Pferdes zu Boden gleiten, während Grimpow Bogen und Köcher abstreifte und sie neben Astros Vorderbeine fallen ließ.
    Salietti spähte zwischen dem Geäst hindurch, ohne etwas anderes zu entdecken als die Baumwipfel, die sich im Wind wiegten.
    »Jetzt steigt ab und entfernt Euch von den Pferden!«, brüllte die Stimme erneut.
    Sie taten wie befohlen, und Salietti rief ins Leere: »So groß ist Eure Kühnheit, dass Ihr Euer Gesicht im Schatten des Waldes verstecken müsst?«
    Einen Moment lang blieb seine Frage unbeantwortet, als wäre jene unbekannte Stimme nur Einbildung oder ein Geräusch gewesen, das der Wind herbeigetragen hatte. Doch kurz darauf ließen sich gut ein Dutzend mit Bögen bewaffnete Räuber aus den umstehenden Bäumen fallen und umringten sie, bis sie einen engen Kreis um sie gebildet hatten. Es waren vierschrötige Männer mit dichten Bärten und mürrischem Blick, die zerlumpte Hosen und Kittel trugen.
    Einer der Männer löste sich aus der Gruppe der Wegelagerer und ging auf Salietti zu. Er hatte einen langen roten Bart, ein blaues und ein schwarzes Auge, seine Nase war groß, rund und voller Pockennarben und sein Körper stämmig wie eine Eiche.
    »Sagt mir, wer Ihr seid und was Euch in den Wald von Opernaix führt«, verlangte er mit derselben tiefen Stimme, die sie gerade empfangen hatte.
    »Mein Name ist Salietti de Estaglia und begleitet werde ich von Grimpow, meinem Schildknappen. Wir wollen zu Baron Fenio de Vokkos Festung, um am Frühjahrsturnier der elsässischen Burgen teilzunehmen.«
    »Der Weg nach Norden verläuft mehrere Meilen von hier entfernt. Wenn Ihr ein Ritter seid, warum reitet Ihr dann querfeldein wie ein Geächteter?«
    »Wir haben uns gestern Abend verirrt und den Weg nicht wiedergefunden«, erklärte Salietti, ohne die Räuber aus den Augen zu lassen, die nach den Zügeln der Pferde griffen und die Waffen vom Boden aufhoben.
    »Zu unserem Glück habt Ihr den richtigen Weg eingeschlagen, mein Herr Salietti!«, erwiderte der Räuber und lachte schallend. »Wenn Ihr Schmuck, Silber- oder Goldmünzen bei Euch habt, händigt sie mir lieber freiwillig aus, bevor ich Euch mit Gewalt sogar die Flöhe entreiße, die sich im Fell Eurer Pferde verstecken. Wir behalten alles, was Ihr dabeihabt, als Wegzoll für die Durchquerung dieses Waldes ohne Genehmigung seines Besitzers«, erklärte der Wegelagerer und zwinkerte unbeabsichtigt mit seinem blauen Auge.
    »Unser einziges Vermögen sind unsere Pferde, unser Maulesel und unsere Waffen, und wenn Ihr sie uns wegnehmt, verurteilt Ihr uns zur völligen Armut«, wandte Salietti ein.
    »Ihr könnt Euch jederzeit unserer Bande anschließen«, spottete der Räuber. »Bettler und plötzlich Verarmte wie Ihr sind uns immerzu willkommen. Undjetzt zieht Eure Kleider aus und legt sie neben diesen Baum«, fügte er mit mürrischer Miene hinzu, die hinter seinem dichten roten Bart kaum zu erkennen war.
    »Wir sollen uns nackt ausziehen?«, fragte Grimpow entrüstet, auch wenn ihm die Methoden, mit denen die Wegelagerer ihre Opfer ausplünderten, wohlbekannt waren.
    »Wenn ich das lieber selbst übernehmen soll, du kleiner Grünschnabel, reiße ich dir nicht nur eigenhändig das Hemd und das Wams vom

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