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Grimpow Das Geheimnis der Weisen

Grimpow Das Geheimnis der Weisen

Titel: Grimpow Das Geheimnis der Weisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rafael Abalos
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Bedrückt zählte Grimpow all die Dinge auf, die ihm in den letzten Monaten widerfahren waren.
    »Wenn du es so siehst, musst du diesem geheimnisvollen Stein die Schuld an allem Unglück geben, das der Menschheit widerfahren ist, seit sie diesen wundersamen Planeten zu bevölkern begann«, wandte Salietti lächelnd ein. »Hinter all den Ereignissen steckt kein Fluch, sie wären genauso eingetreten, wenn du den Stein nicht gefunden hättest.«
    »Vielleicht hast du recht und alles war nur Zufall, aber ich vermute, an dem Fluch ist trotzdem etwas dran.«
    »Seinem offensichtlichen Wahnsinn nach zu schließen, glaube ich nicht, dass an dem, was uns der Einsiedler über den Fluch, die Templer und den Ouroboros-Geheimbund erzählt hat, etwas Wahres dran ist. Wahrscheinlich hat er die Legenden und Geschichten gehört, die die fahrenden Spielleute auf den Dorfplätzen erzählen, und hat sie in seinem Wahn für wahr gehalten«, widersprach Salietti, legte sich wieder hin und sah in den Himmel hinauf.
    »Ich glaube nicht, dass er uns angelogen hat«, beharrte Grimpow. »Der Ouroboros ist auf dem goldenen Petschaft und auf dem versiegelten Brief zu sehen. Außerdem hatte der alte Einsiedler im Nacken das achtspitzige Kreuz der Templer eingebrannt.«
    »Das hast du gesehen? Warum hast du mir nichts davon gesagt?«, fragte Salietti und richtete sich erneut auf.
    »Ich dachte, du hättest es auch bemerkt. Und seine verstümmelte Hand ist Beweis genug für die entsetzliche Folter, der sie ihn unterzogen haben.«
    »Ja, die Schergen der Inquisition gelten zu Recht als brutal, und von den grausamen Quälereien, mit denen sie die Tempelritter verhören, ist nichts erfunden«, bestätigte Salietti.
    »Wenigstens wissen wir jetzt, dass die Templer nichts mit dem Geheimnis der Weisen zu tun hatten und es nicht von Jerusalem nach Paris überführt wurde, um es vor den Überfällen der Muslime zu schützen.«
    »Wenn das wahr ist, müssen die Weisen dieses Geheimbundes es in Jerusalem gefunden haben«, bemerkte Salietti.
    »Nur sie wussten, wo es in Frankreich versteckt war«, fügte Grimpow hinzu.
    »Aber nach deiner Theorie hat mindestens einer von ihnen den Stein behalten, den du jetzt besitzt, und ihn vor seinem Tod an seinen Schüler weitergegeben. Dieser reichte ihn wiederum an seinen Schüler weiter und so gelangte er irgendwann in Bruder Umbertos Hände.«
    »Ganz recht. Der erfrorene Edelmann muss der letzte Besitzer des Steins gewesen sein und damit wahrscheinlich ein ehemaliger Schüler Bruder Umbertos oder vielmehr ein Schüler von dessen Schüler.« Grimpow versuchte, seine Gedanken zu ordnen, indem er sie laut aussprach.
    »Vielleicht ist ja dieser Aidor Bilbicum der Weise, der den ' Stein bekommen sollte, um ihn fortan zu verstecken?«, überlegte Salietti, ebenfalls in dem Bestreben, Antworten auf ihre vielen Fragen zu finden.
    »Schon möglich«, gab Grimpow zu. »Aber wieso war dann der Inquisitor hinter dem unbekannten Edelmann her?«
    »Bestimmt sind die gerissenen Bluthunde des französischen Königs bei ihren erbarmungslosen Verhören der Tempelritter dem Ouroboros-Geheimbund auf die Spur gekommen. Das hat doch der alte Einsiedler erwähnt, als er uns von den Pergamenten im Turm erzählt hat«, antwortete Salietti.
    »Offenbar ist der Mann doch nicht so wahnsinnig, wie er auf den ersten Blick gewirkt hat. Weißt du noch, was er uns geraten hat, um das Geheimnis der Weisen zu ergründen?«, fragte Grimpow.
    »Er sagte, wir müssten lernen, die Sprache des Steins zu verstehen«, murmelte Salietti schläfrig.
    »Genau«, sagte der Junge und betrachtete das rötliche Funkeln in seiner Hand. »Aber worin besteht diese Sprache und wie können wir sie lernen?«, fragte er.
    Als Antwort erhielt er jedoch nur das genüssliche Schnarchen des edlen Herzogs von Estaglia, der neben ihm tief und fest schlief.
    Vor Tagesanbruch sprenkelten die Sterne noch den Nachthimmel, aber ganz allmählich stieg im Osten ein fahles, hellblaues Licht auf. Dann schob sich der mächtige Feuerball der Sonne über den Horizont, und als Grimpow und Salietti sich wieder auf den Weg machten, erhellten ihre goldenen Strahlen die endlose Einöde, die sich vor ihnen ausbreitete wie ein Ozean aus unfruchtbarer, graubrauner Erde.
    Viele Meilen weit ritten sie immer geradeaus nach Norden und Salietti erzählte Grimpow begeistert von seinem Leben als Student an den Universitäten von Padua und Paris. Man merkte ihm an, dass er sich nach seiner glücklichen

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