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Grimpow Das Geheimnis der Weisen

Grimpow Das Geheimnis der Weisen

Titel: Grimpow Das Geheimnis der Weisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rafael Abalos
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Leib, sondern ziehe dir auch das Fell über die Ohren wie einem Kaninchen und nagle die Streifen an die Bäume, um Bären und Ameisen anzulocken«, prahlte der Mann, der offenbar der Anführer der Bande war.
    Salietti gab Grimpow ein Zeichen, dem Räuber zu gehorchen. Nun begannen sich beide ihrer prächtigen Gewänder zu entledigen, bis sie splitterfasernackt waren. Grimpow machte sich keine Gedanken um das goldene Petschaft, den versiegelten Brief und den Beutel mit den Goldbohnen, denn Salietti hatte sie an einer schwer zugänglichen Stelle seines Sattels versteckt. Aber als einer der Räuber das Leinensäckchen an seinem Hals bemerkte, trat er auf den Knappen zu und riss es ihm mit einem Ruck ab.
    »Was hast du denn da drin?«, fragte er und entblößte seine schmutzigen, lückenhaften Zähne.
    »Das ist nur ein Amulett, das meine Mutter mir vor vielen Jahren gegeben hat, um mich vor bösen Geistern wie euch zu schützen. Wenn du es behältst, befallt dich ein schrecklicher Fluch, und dann schleifst du deinen dicken Bauch bald wie eine stinkende Eidechse über die Erde«, sprudelte es aus Grimpow heraus, denn er wollte dem Wegelagerer einen Schrecken einjagen.
    Aus Furcht vor der einfältigen Drohung hielt der Mann das Säckchen dem Rothaarigen hin, der es vorsichtig aufzog.
    »Bah! Da sind ja bloß ein Stein und ein bisschen Rosmarin drin. Meine Großmutter hat auch immer versucht, mit solchem Zeug das Unglück von sich fern zu halten, und am Ende ist sie mit den anderen Hexen aus ihrem Dorf auf dem Scheiterhaufen verbrannt worden. Man hat ihr eine Seuche angehängt, an der alle Schweine, Schafe, Kühe und Ziegen der Gegend eingegangen sind«, sagte er verächtlich, warf Grimpow das Säckchen mit dem Rosmarin wieder zu und behielt nur den Stein. »Ich hoffe, Ihr habt etwas Wertvolleres bei Euch als das hier«, fügte er hinzu und betrachtete seine Beute neugierig. »Sonst röstet Drusus Euch die Fußsohlen am Lagerfeuer, bis sie glühen.« Er brach in schallendes Gelächter aus, das im Wald widerhallte und seine Kumpane zu spöttischen Kommentaren ermunterte.
    »Drusus? Hast du gerade Drusus der Blutrünstige gesagt?«, fragte Grimpow.
    »Du hast richtig gehört, mein Junge. Kennst du ihn etwa?«, wollte der Rothaarige wissen.
    »Nein, nein«, antwortete Grimpow, »aber er ist in der Gemarkung Uliense so bekannt, dass sogar die fahrenden Spielleute von seinen Blutbädern berichten und sie rühmen, als wären sie das Werk eines legendären Helden«, fügte er voller Sorge über seine Zukunft und die seines Steines hinzu.
    Unterdessen hoben zwei Räuber Saliettis Kleider auf und durchsuchten sie bis in die verstecktesten Falten hinein ab, ohne etwas zu finden. Dann machten sie sich über Grimpows Kleider her. Kaum schüttelte einer von ihnen die Hose aus, da fiel der kleine, mit Saphiren und Rubinen besetzte Dolch des toten Edelmannes zu Boden.
    »Sieh mal einer an, hier haben wir ja einen kleinen Schatz!«, rief der Räuber aus und hielt sich den Dolch vor die Augen, geblendet von den im Schaft eingearbeiteten Edelsteinen.
    »Her mit dem Dolch!«, schrie ihn der Rothaarige an und riss ihm die Waffe aus der Hand. Der Räuber ergötzte sich am Anblick des Dolchs, durchbohrte Grimpow dann mit Blicken und fragte ihn: »Wo hast du denn dieses Prachtstück her?«
    Salietti kam Grimpow zuvor und antwortete: »Ich selbst habe ihn meinem Knappen zur Aufbewahrung gegeben, für den Fall, dass ich mich im Wald gegen irgendwelches Ungeziefer verteidigen muss«, log er.
    »Dieser Dolch hat einmal einem Ungläubigen gehört, den die Kreuzritter im Heiligen Land getötet haben«, versetzte der Räuber. »Ich kenne sie nur zu gut, denn ich bin in jungen Jahren auf der Suche nach Reichtum selbst in dieses teuflische Land gereist und konnte in einem schrecklichen Hinterhalt nur dank der göttlichen Vorsehung meinen Hals vor den scharfen Dolchen der Assassinen retten. Drusus wird sich freuen, wenn er diese Waffe, Eure Pferde und Eure polierte Rüstung sieht. Es kann sogar sein, dass er so großzügig ist, Euer Leben zu verschonen, und Euch nur Finger und Ohren abschneidet.« Wieder stieß er das Lachen eines Betrunkenen aus.
    Der Anführer der Wegelagerer forderte die beiden nun auf, Stiefel und Hosen wieder anzuziehen. Dann befahl er ihnen mit einem kräftigen Stoß in den Rücken, sich in Bewegung zu setzen, während seine Kumpane nach wie vor mit ihren Pfeilen auf sie zielten. Salietti tat eingeschüchtert und gefügig und

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