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Grimpow Das Geheimnis der Weisen

Grimpow Das Geheimnis der Weisen

Titel: Grimpow Das Geheimnis der Weisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rafael Abalos
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in diesen tiefen Wassern überaus zahlreichen Haien zum Fraß vorwerfen. Daher beschloss ich, auf ihn einzugehen und mich vom sanften Wellengang seiner Vorstellungskraft davontragen zu lassen. Liebend gern, so erwiderte ich, würde ich einen derart gewagten, neuartigen Sternenflug mit ihm antreten, doch leider werde ich an Land von einem guten Freund und hervorragenden Himmelskenner erwartet, mit dem ich mich über die Planeten und deren elliptische Bahnen um die Sonne austauschen wolle. Ich nahm an, mein Begleiter werde sich mit dieser Erklärung, die obendrein zutraf, zufriedengeben, mir gestatten, mich wieder meiner Beschäftigung zuzuwenden, und den Besuch bei den Sternen, den er mir so schamlos angetragen hatte, auf eine günstigere Gelegenheit verschieben. Ganz entgegen meinen Erwartungen zeigte er Verständnis für meine Absage und lobte meine hehren Gründe, schließlich verbringe er seine Zeit ebenfalls mit diesen Dingen. Dann erklärte er sich bereit, mir etwas zur chemischen Zusammensetzung der Himmelskörper und zur Abmessung der Entfernungen zwischen den Sternen zu sagen, falls ich dies wünsche. Erfreut willigte ich in seinen Vorschlag ein, der mir weder das Verlassen der Galeere noch irgendeinen unsinnigen Flug über den Nachthimmel abverlangte. Auch erschienen mir die angekündigten Ausführungen als Ausgangspunkt für ein Zwiegespräch angemessener. Sodann setzte mein Gegenüber zu einem geschliffenen Vortrag über das Universum an, der so reich an fundierten und originellen Theorien war, dass mir nichts anderes übrig blieb, als ihm staunend zuzuhören. Meine Überraschung war so groß, dass ich nun plötzlich selbst den Verstand zu verlieren oder einer schonungslosen Halluzination zu erliegen meinte. Denn an keinem der zahlreichen Orte, die ich aus meiner Leidenschaft für die Sternenkunde heraus aufgesucht hatte, waren mir derart fortschrittliche und zutreffende astrologische Erkenntnisse zu Ohren gekommen. Daher beugte ich mich der Brillanz seiner Gelehrsamkeit und bat ihn, für die Dauer unserer Überfahrt in seiner Gesellschaft verweilen, ja sogar, ihn fortan als Gehilfe begleiten zu dürfen. Der geheimnisvolle Weise nahm meine Worte wohlwollend auf und wir setzten unser anregendes Gespräch bis nach Mitternacht fort. Alsdann gab er mir zu verstehen, er beabsichtige ebenfalls, an der Küste, die unser Schiff ansteuere, an Land zu gehen, denn dort wolle er ein unbekanntes und von erstaunlichen Fabelwesen bevölkertes Paradies erkunden. Als ich das hörte, zweifelte ich wiederum an seinem Verstand, doch seine vorangehenden Äußerungen waren so erhellend und brillant gewesen, dass ich meinen Argwohn rasch vergaß und ihm weiter aufmerksam zuhörte, bis ich den stechenden Juckreiz der Übermüdung in den Augen verspürte und mich nach meinem Bett sehnte. Wir verabschiedeten uns sogleich, nicht ohne uns vorher zu versprechen, unser faszinierendes Gespräch am nächsten Tag fortzusetzen. In meiner Kajüte am Heck der Galeere angelangt, überließ ich mich dem süßen Schlummer, gab mich hochfliegenden kosmischen Träumereien hin und fiel schließlich in einen tiefen Schlaf. Selbst dort oben bei den Sternen drang mir noch das rhythmische Plätschern der Wellen ans Ohr, die an den Rumpf unserer Galeere klatschten und von den herrlichen Klängen von Tang, Sirenen und Muscheln begleitet wurden...
    »Bis hierher klingt das Ganze nur wie ein Bericht über eine fantastische Reise«, bemerkte Salietti.
    »Ich vermute, das ist bloß die Einleitung und Aidor Bilbicums alte Handschrift erzählt die Geschichte des Steins, des Geheimnisses der Weisen und davon, wie wir es enthüllen können. Allerdings glaubte ich zwischen den Zeilen zu lesen, dass wir auf dem Weg dorthin noch zahlreiche Rätsel zu lösen haben. Falls wir Aidor Bilbicum in Straßburg antreffen, hilft er uns vielleicht, einen Weg aus diesem Labyrinth zu finden.«
    »Dann lass uns in die Kirche zurückkehren. Die Kerzen sind fast heruntergebrannt und wir müssen den Sarkophag wieder verschließen. Du kannst mir auf dem Weg zu Fenio de Vokkos Festung erzählen, was es mit der kosmischen Essenz des Steins auf sich hat, von der in dem Buch die Rede ist.«
    Grimpow hielt den Schlüssel zu dem Geheimnis vor das Zeichen des Ouroboros am höchsten Punkt der Kuppel, genauso wie er es zum Öffnen des Sarkophags getan hatte. Daraufhin schloss sich die Grabstätte mit einem dumpfen Geräusch, und das unsichtbare Skelett, das ihnen seinen kostbaren Schatz

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