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Grimpow Das Geheimnis der Weisen

Grimpow Das Geheimnis der Weisen

Titel: Grimpow Das Geheimnis der Weisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rafael Abalos
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kosmische Essenz des Steins!«, rief Grimpow zufrieden aus. Diese alte Handschrift würde ihnen endlich verraten, was es mit seinem Stein auf sich hatte. Darüber hinaus brachte sie wahrscheinlich Aufschluss darüber, wie sie das Geheimnis der Weisen lüften konnten, wo auch immer es verborgen sein mochte.
    Salietti lächelte ebenfalls froh, als ihm klar wurde, welch entscheidende Bedeutung dem alten Text für ihre Suche vermutlich zukam.
    »Steht auch der Name des Verfassers auf dem Einband?«, erkundigte er sich besorgt.
    »Unter dem Titel des Manuskripts erscheint der Name eines gewissen Muciblib Rodia. So habe ich ihn jedenfalls entziffert«, antwortete Grimpow.
    »Der Name klingt fremdländisch, doch irgendetwas daran überzeugt mich nicht ganz.«
    Salietti bat Grimpow um das Stück Pergament und den Kohlestift und schrieb darauf den seltsamen Namen:

    MUCIBLIB RODIA

     »Ich glaube, diesmal hast du etwas Wesentliches übersehen«, erklärte der Ritter und versuchte, sich ein hämisches Grinsen zu verkneifen.
    »Sag es mir«, bat Grimpow ihn, um sich ein neues Rätsel und eine neue Verwicklung zu ersparen.
    »Du musst ihn rückwärts lesen.«
    Grimpow folgte Saliettis Rat. Seine Überraschung war so groß, dass er vor Freude aufschrie.
    »Aidor Bilbicum! Der Verfasser ist Aidor Bilbicum!«
    »Ganz recht«, erwiderte Salietti. In seinen Augen funkelte Entdeckerstolz.
    »Wie bist du darauf gekommen, dass es sich um ein neues Kryptogramm handeln könnte?«, fragte Grimpow.
    »Nenn es Intuition, wenn du willst«, antwortete der Ritter ungnädig. »Und nun lass uns das Buch aufschlagen, ehe die Kerzen des Kandelabers heruntergebrannt sind und wir im Dunkeln stehen.«
    Die Handschrift war nicht gerade umfänglich, sondern bestand lediglich aus acht dicken Pergamentblättern. Doch schon nach den ersten Zeilen war Grimpow klar, dass dieses uralte Buch schöner und rätselhafter war als sämtliche Geheimschriften der Alchimisten.
    »Lies mir ein Stück daraus vor, dann wissen wir wenigstens, wovon die Rede ist«, bat Salietti.
    Grimpow schlug das Buch auf und begann zu lesen:
Als ich das erste Mal mit jenem geheimnisvollen Weisen sprach, hielt ich ihn für verrückt. Eine Laune des Universums brachte mich auf einer meiner Reisen übers Meer mit ihm zusammen, auf einer robusten Handelsgaleere, die Seide und Gewürze aus dem Orient geladen hatte. An jenem Abend wehte von Westen her ein warmer Wind, und die ruhige See lud dazu ein, an Deck zu verweilen und das wundersame Funkeln an der sternenübersäten Himmelskuppel zu bestaunen. Der Neumond bot mir eine günstige Gelegenheit, mich wieder einmal an den Sternbildern zu erfreuen. Ich hielt unverzüglich nach ihnen Ausschau, indem ich mit meinem Spazierstock gen Himmel wies. Kaum hatte ich im westlichen Kreisviertel das Zeichen des Schützen ausgemacht - denn es war nicht mehr lange bis zur Tagundnachtgleiche des Frühjahrs -, da bemerkte ich, dass jemand hinter mir stand und mich beobachtete. Ich drehte den Kopf, um meinem ungebetenen Gast ins Gesicht zu sehen, und es war, als würde es vom nicht vorhandenen Mond erhellt oder als strahlten seine Augen gar selbst wie zwei Monde. Er war ein Mann von durchschnittlicher Statur, mit dichtem Bartwuchs und langem Haar, und er sah mich erwartungsvoll an. Vielleicht vertraute er darauf, dass ich mit dem Höflichkeitsritual begann und ihn dann an meinen Beobachtungen und Entdeckungen am erhabenen Nachthimmel teilhaben ließ. Ich war schon im Begriff, mich ihm vorzustellen, als er mir zuvorkam, mich beim Namen nannte und erklärte, wenn ich wolle, könne er mich zu einem Schloss in den Sternen mitnehmen, die ich mit solchem Eifer beobachtete. Dass er meinen Namen kannte, erstaunte mich nicht, war ich doch wie er ein Passagier jener Galeere. Er hatte ihn sicher aus dem Munde irgendeines Matrosen oder aber von mir selbst vernommen, als ich mich vor Beginn unserer Überfahrt der Schiffsführung vorgestellt hatte. Doch seine Worte weckten in mir den Verdacht, dieser Mann habe den Verstand verloren und leide nach all den Tagen an Bord, die wir nun schon der erbarmungslosen Sonne, dem Schaukeln des Schiffes und dem jähen Peitschen der Stürme ausgesetzt waren, unter Halluzinationen. Mit einem Lächeln überspielte ich meine Verblüffung ob der Torheit dieses Angebots, denn es schien mir nicht nur unhöflich, ihn auf seine Verwirrtheit hinzuweisen, sondern ich fürchtete auch, er könne mich in einem Wutausbruch über Bord stoßen und den

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