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Grimpow Das Geheimnis der Weisen

Grimpow Das Geheimnis der Weisen

Titel: Grimpow Das Geheimnis der Weisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rafael Abalos
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geschenkt hatte, verschwand wieder in der Finsternis. Eines stand für den Knappen fest: Dieses unsichtbare Skelett hatte nun kein Geheimnis mehr zu hüten.
    Das konnten sie vom Priester von Cornille nicht behaupten. Er hatte sie zwar freundlich empfangen und war bereit gewesen, ihnen bei ihrer ungewissen Suche zu helfen, doch sie fürchteten, er könnte einen Boten mit der Nachricht ihres Besuchs zu Fenio de Vokkos Festung gesandt haben. Dessen Schergen würden gewiss nicht lange auf sich warten lassen und sie genau wie Gandalf Labox und dessen Tochter festnehmen. Doch ihre Befürchtungen zerstreuten sich, als sie den Priester erneut in der Sakristei antrafen, wo er unbesorgt und ohne jede Spur eines schlechten Gewissens seinen Ornat für die Mittagsmesse anlegte.
    »Haben Eure Gebete in der Kirche Früchte getragen? Seid Ihr in der Krypta fündig geworden?«, fragte er und legte sich ein Skapulier um den Hals.
    »Dort unten liegt nichts als totes Gebein«, antwortete Salietti verstimmt.
    Der Priester zog das Messgewand über und wand sich darin, als juckte es ihn auf der Haut. »Falls Ihr auf Gold aus wart, hättet Ihr besser in den Schatztruhen des Papstes in Avignon oder im Laboratorium eines Alchimisten suchen müssen«, erwiderte er lachend.
    Doch sein Gesichtsausdruck verwandelte sich augenblicklich, als er die Handvoll Goldbohnen erblickte, die Salietti ihm hinhielt. »Habt Ihr doch einen Schatz gefunden?«, fragte er fassungslos.
    »Nein, das wäre zu schön gewesen. Dieses Gold schickt Euch der Papst als Dank für Eure Hilfe und für Euer Stillschweigen. Damit könnt Ihr die Kirche instand setzen, den Bedürftigsten im Dorf unter die Arme greifen und ihnen helfen, ihre abgebrannten Häuser wieder aufzubauen.«
    Der Priester wollte gerade nach den Goldbohnen greifen, als Salietti unversehens die Hand zurückzog.
    »Zuvor müsst Ihr einen Eid ablegen«, erklärte er streng.
    »Einen Eid?«
    »Ihr müsst beim Kreuz auf Eurer Brust schwören, niemandem gegenüber ein Wort über Gandalf Labox oder über uns zu verlieren...« Er machte eine Pause. »Habt Ihr gehört? Niemandem, selbst wenn Ihr noch so sehr davon überzeugt seid, dass der Betreffende unser Geheimnis kennt.«
    Der Priester griff nach dem Kruzifix, führte es an die Lippen und küsste es ehrfürchtig. »Ich schwöre es!«, stieß er hastig hervor.
    »Wenn Ihr Euern Schwur brecht, soll der Allmächtige Euch die Eingeweide mit Würmern füllen, die Euch bei lebendigem Leibe verschlingen. Haltet Ihr Euer Versprechen, so möge er Euch mit Glück überschütten bis ans Ende Eures Lebens, das so lang und gesund sein soll, wie er es für Euch vorsieht«, erklärte Salietti und reichte dem Priester die Goldbohnen.
    »Geht hin in Frieden. Ich versichere Euch, die Würmer werden sich erst über mich hermachen, wenn ich tot bin. Aber nicht einmal dann werde ich zugeben, Euch gesehen zu haben, weder Euch noch Euern Knappen.«

Beunruhigende Neuigkeiten

    A ls sie Cornille hinter sich gelassen hatten und die von einem durchsichtigen Wolkenschleier verhüllte Sonne verblasste, aßen sie beim Reiten ein paar Scheiben Wildschweinschinken und Brot. Beides hatte ihnen der Priester nebst einem bis oben mit seinem schmackhaften Zwetschgenlikör gefüllten Schlauch mit auf die Reise gegeben. Die Landschaft bestand aus sanften, von Steineichen und Sträuchern bedeckten Hügeln und der von Bäumen gesäumte Weg nach Norden zog sich kühl und schattig dahin.
    Während sie aßen, sprachen sie noch einmal ausführlich über die letzten Ereignisse ihrer Reise, um festzustellen, dass ihre ungewisse Suche bereits erste Früchte zeigte. Dabei wurde ihnen einmal mehr bewusst, warum der Papst und der französische König so interessiert daran waren, das Geheimnis zu lüften: Alle beide spürten sie schon den Tod im Nacken. Der Fluch des Großmeisters der Templer, Jacques de Molay, der ihnen vom Scheiterhaufen aus prophezeit hatte, dass sie noch vor Jahresfrist sterben würden, trieb sie unermüdlich an. Sie wollten dem Tod entrinnen und nebenbei die Unsterblichkeit erlangen. Denn der Fluch, mit dem der letzte auf dem Scheiterhaufen verbrannte Tempelritter ihr Dasein vergiftet hatte wie der Biss einer verendenden Schlange, ließ sich nur mit dem Geheimnis der Weisen aufheben.
    »Lieber ewig leben, als bald sterben«, sagte Salietti. »So denken die beiden wohl.«
    Wohl wissend, dass die Zeit schneller läuft als ein durchgegangenes Pferd, hatten die beiden mächtigsten Männer der

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