Grimwood, Ken - Replay
bin«, sagte sie schließlich ruhig. »Meine Tochter. Sie wird im März zur Welt kommen. Am achtzehnten März 1976. Es wird ein wunderbarer Tag sein, eigentlich mehr wie Ende April oder Anfang Mai. Ihr Name bedeutet ›von der prächtigen Wiese‹, und ich sagte immer, sie hätte den Frühling mitgebracht.«
»Pamela…«
»Ich hätte nie gedacht, sie wiederzusehen. Du kannst dir nicht vorstellen – nicht einmal du kannst dir vorstellen, wie das für mich gewesen ist, wie es immer noch ist und die kommenden elf, beinahe zwölf Jahre sein wird. Weil ich sie mehr liebe als je zuvor, und diesmal weiß ich, daß ich sie verlieren werde.«
Sie begann wieder zu weinen, und Jeff wußte, daß er nichts sagen konnte, um es leichter für sie zu machen. Er dachte daran, wie es wäre, seine Tochter Gretchen wieder in den Armen zu halten, sie im Garten des Hauses in Dutchess County spielen zu sehen, sich die ganze Zeit über des genauen Datums und der Stunde bewußt, wann sie wieder aus seinem Leben entschwinden würde. Unmögliches Glück, unermeßliches Leid, und niemals eine Aussicht, das eine vom anderen trennen zu können. Pamela hatte recht; die unerträgliche, andauernde Vermischung dieser entgegengesetzten Empfindungen überstieg sein hochentwickeltes Einfühlungsvermögen.
Nach einer Weile entschuldigte sie sich und erhob sich, um ihre Tränen für sich zu stillen. Als sie zurückkam, war ihr Gesicht trocken, ihr helles Make-up frisch aufgetragen und makellos. Jeff bestellte ein neues Glas Wein für sie, einen weiteren Drink für sich.
»Was ist mit dir?« fragte sie sachlich. »Wann bist du diesmal zurückgekehrt?«
Er zögerte, räusperte sich. »Ich war in Miami«, sagte er. »1968.«
Pamela überlegte einen Moment lang, warf ihm einen scharfsichtigen Blick zu. »Zusammen mit Linda«, sagte sie.
»Ja.« »Und jetzt?«
»Wir sind immer noch zusammen. Nicht verheiratet, noch nicht, aber… wir leben zusammen.«
Sie lächelte ein versonnenes, wissendes Lächeln, fuhr mit dem Finger am Rand des Weinglases entlang. »Und du bist glücklich.«
»Das bin ich«, gab er zu. »Wir beide sind es.«
»Das freut mich für dich«, sagte Pamela. »Es freut mich wirklich.«
»Diesmal war es anders«, erklärte er. »Ich habe eine Vasektomie machen lassen, deshalb wird sie nie die Schwierigkeiten haben, die sie früher bei der Schwangerschaft hatte. Vielleicht adoptieren wir ein Kind. Ich käme damit zurecht; ich hab’s schon einmal getan, als ich mit Judy verheiratet war, und es war nicht das gleiche wie… Du weißt, was ich meine.« Jeff schwieg einen Moment lang und bedauerte, das Thema Kinder wieder aufgebracht zu haben, dann sprach er rasch weiter. »Die finanzielle Sicherheit hat unserer Beziehung ausgesprochen gutgetan«, sagte er. »Ich hatte es nicht drauf angelegt, mit den Investitionen aufs Ganze zu gehen, aber wir sind recht wohlhabend. Und ich schreibe jetzt, gehe einer lohnenden Beschäftigung nach. Es war für mich eine Art Heilungsprozeß, mehr noch als die Zeit, die ich allein in Montgomery Creek verbracht habe.«
»Ich weiß«, sagte sie. »Ich habe dein Buch gelesen; es war ziemlich bewegend. Es half mir, über so vieles hinwegzukommen, was letztesmal zwischen uns falsch gelaufen war, diese… Bitterkeit.«
»Du… Stimmt ja, ich vergesse andauernd, daß du schon seit zwei Monaten wiederholst. Danke; ich bin froh, daß es dir gefallen hat. Das, an dem ich gerade arbeite, handelt vom Exil; ich hab’ Solschenizyn interviewt, Peron… Ich werde dir ein Vorausexemplar schicken, wenn’s fertig ist.«
Sie senkte den Blick, legte eine Hand an ihr Kinn. »Ich bin nicht sicher, ob das eine gute Idee wäre.«
Jeff brauchte einen Moment, um zu begreifen, was sie meinte. »Dein Mann?«
Pamela nickte. »Nicht, daß er übertrieben eifersüchtig wäre, aber… ach, mein Gott, wie soll ich das sagen? Es würde zu viele Erklärungen erfordern, wenn du und ich in Kontakt blieben, uns zu schreiben und miteinander zu telefonieren und uns zu treffen anfingen. Siehst du nicht, wie peinlich das werden würde?«
»Liebst du ihn?« fragte Jeff, hart schluckend.
»Nicht so, wie du offenbar Linda liebst«, sagte sie, ihre Stimme unverändert, aber kühl. »Steve ist ein anständiger Mann; auf seine Art hat er mich gern. Aber vor allem denke ich an die Kinder. Christopher ist erst drei, und Kimberly ist noch nicht einmal geboren. Ich könnte sie nicht ihrem Vater wegnehmen, bevor sie auch nur eine Chance hatten, ihn
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