Grimwood, Ken - Replay
an, der Ablehnung die Schärfe nehmend. »Ich hatte gerade einen Bloody Mary, und die Hitze macht mich ein wenig benommen.«
»Das kommt vor, wenn man nicht daran gewöhnt ist«, stimmte er ihr zu. »Woher kommen Sie?«
»Illinois, aus der Gegend von Chicago. Aber ich bin schon ein paar Monate hier, ich glaube, ich werd eine Weile bleiben. Und Sie?«
»Im Moment gerade aus Atlanta«, teilte er ihr mit, »aber ich bin in Florida aufgewachsen.«
»Oh, da sind Sie ja bestimmt an Sonne gewöhnt, hmm?« »So ziemlich.« Er zuckte die Achseln. »Ich war ein paarmal in Miami. Es ist hübsch, aber ich wünschte, man könnte dort spielen.« »Ich bin in Orlando aufgewachsen.« »Wo liegt das?« fragte sie.
»Es liegt nahe bei…« Er hätte beinahe ›Disneyland‹ gesagt, hielt sich aber noch rechtzeitig zurück, dann setzte er an, ›Cape Kennedy‹ zu sagen, obwohl er wußte, daß dies nicht der richtige Name des Ortes war, nicht einmal 1988. »…nahe Cape Canaveral«, schloß er endlich. Sein Zögern schien sie zu verwundern, doch der peinliche Moment ging vorüber.
»Haben Sie jemals eine dieser Raketen aufsteigen sehen?« fragte sie.
»Klar«, sagte er und dachte an die Fahrt, die er und Linda 1969 zum Start von Apollo II nach Cape Canaveral unternommen hatten.
»Glauben Sie, daß sie jemals zum Mond gelangen werden, wie sie sagen?«
»Wahrscheinlich.« Er lächelte. »Oh, mein Name ist Jeff, Jeff Winston.«
Sie streckte eine schlanke, unberingte Hand aus, und er ergriff einen Moment lang ihre Finger.
»Ich bin Sharla Baker.« Sie zog ihre Hand zurück, fuhr sich damit durch ihr glattes, nasses Haar und am Hals hinunter. »Was tun Sie in Atlanta?«
»Nun… ich gehe eigentlich noch aufs College. Ich denke daran, in den Journalismus zu gehen.«
Sie lächelte gutmütig. »Ein College-Junge, hmm? Ihre Eltern müssen eine Menge Geld haben, um Sie aufs College und nach Las Vegas zu schicken.«
»Nein«, sagte er amüsiert; sie konnte selbst nicht älter als zweiundzwanzig oder dreiundzwanzig sein, und er hatte den Altersunterschied automatisch aus der entgegengesetzten Perspektive beurteilt. »Ich hab die Fahrt selbst bezahlt. Hab beim Kentucky Derby Kasse gemacht.«
Sie hob beeindruckt ihre zarten Augenbrauen. »Wirklich? Hey, haben Sie hier einen Wagen?« »Klar, warum?« Ihre langen, sonnengebräunten Arme verschränkten sich lässig über dem Kopf und ließen ihre Brüste unter dem Nylon des altmodischen, züchtig gestylten Badeanzugs anschwellen. Die Wirkung auf Jeff war so erotisch, als hätte sie eins dieser Modelle im französischen Schnitt der Achtziger oder gar nichts getragen.
»Ich dachte gerade, wir könnten vielleicht für eine Weile aus der Sonne verschwinden«, sagte sie. »Vielleicht eine Fahrt nach Lake Mead machen. Interessiert?«
Sharla lebte in einer schmucken kleinen Maisonette nahe dem Paradise und dem Tropicana. Sie teilte sich die Wohnung mit einem Mädchen namens Becky, das von vier Uhr nachmittags bis Mitternacht am Auskunftsschalter des Flughafens arbeitete. Sharla schien überhaupt nicht viel zu tun, außer des Nachts in den Casinos herumzuhängen und nachmittags an den Swimmingpools der Hotels.
Sie war keine richtige Nutte, nur eins dieser Vegas-Mädchen, die sich eine schöne Zeit machten und die von einem kleinen Geschenk oder ab und zu einer Handvoll Chips nicht beleidigt waren. Jeff verbrachte die nächsten vier Tage größtenteils mit ihr und kaufte ihr mehrere kleinere Geschenke – ein silbernes Fußkettchen, eine Ledertasche, deren Farbe zu ihrem Lieblingskleid paßte – aber niemals sprach sie von Geld. Sie segelten auf dem See, fuhren nach Boulder Dam hinauf, sahen Sinatras Show im Desert Inn.
Hauptsächlich aber vögelten sie. Regelmäßig und ausgiebig, in ihrem Apartment oder in Jeffs Suite im Flamingo. Sharla war die erste Frau, mit der er im Bett gewesen war, seit diese ganze Sache angefangen hatte, und die erste andere als Linda, seit er geheiratet hatte. Sharlas Lust am Sex entsprach der seinen. Sie war ebenso geil, wie Judy schüchtern gewesen war, und Jeff schwelgte in der Glut ihres ungehemmten Erotismus’.
Frank Maddock ließ sich gelegentlich mit den Mädchen ein, bei denen Liebe ausschließlich für Geld zu haben war und die zum Inventar jeder Lounge und jedes Casinos gehörten, doch den Großteil seiner Zeit verbrachte er an den Black-Jack-Tischen. Und gewann. Bis zu dem Tage des Belmont-Rennens hatte er seinen Gewinnanteil um weitere neuntausend
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