Grimwood, Ken - Replay
Preis bekommen konnte – wie den blauen Vinylminirock und die gelbgemusterten Strümpfe, die sie im Moment trug.
»Wir haben dort die schärfsten Klamotten, weiß‘te; ‘ne Menge schärfer als im Countdown oder bei Top Gear. Cathy McGowan kauft dort immer ein, und Jean Shrimpton war erst gestern da.«
Jeff lächelte und nickte, blendete ihr geistloses Geplapper aus. Es war nicht sie, für die er sich interessierte, sondern die Droge; schon seit langem, und er gab ungern zu, daß er immer Angst gehabt hatte, sie zu probieren. Das Mädchen schien recht nachlässig damit umzugehen, hatte keine offensichtlichen Schäden davongetragen (wenn man davon ausging, daß sie von Geburt aus so öde war). Er hatte sie vor allem aus Gewohnheit aufgelesen, indem er einen Kommentar zu dem neuen Album der Animals abgab, das sie unter dem Arm trug, und nach fünf Minuten hatte sie ihn gefragt, ob er einen Trip einwerfen wolle. Warum, zum Teufel, eigentlich nicht? Bei ihrer Ankunft in seinem Stadthaus in Sloane Terrace lag Sharla mit irgendeinem Typ, den sie in der Nacht zuvor im Dolly’s kennengelernt hatte, schlafend im Bett. Jeff schloß die Schlafzimmertür, stellte im Wohnzimmer leise eine Platte von Marianne Faithful an, fragte Sylla, ob sie noch einen Drink wolle.
»Nicht, wenn wir auf Trip gehen«, sagte sie. »Verträgt sich nicht, weiß‘te?«
Jeff zuckte die Achseln, goß sich trotzdem noch einen Scotch ein. Er brauchte den Alkohol, um sich zu entspannen, um seine Nervosität vor der psychedelischen Erfahrung zu mindern. Was konnte es schon schaden?
»Is das deine Frau da im anderen Zimmer?« fragte Sylla.
»Nein. Eine Freundin.«
»Ob sie was dagegen hat, daß ich hier bin?«
Jeff schüttelte den Kopf und lachte. »Nicht im geringsten.«
Sylla grinste, schüttelte sich das glatte braune Haar aus den Augen. »Ich… hab’s noch nie mit ‘ner anderen Frau dabei gemacht, weiß‘te. Außer mit meinen Mitbewohnerinnen, und das nur, weil wir nicht genug Platz haben.«
»Nun, sie ist meine Mitbewohnerin, und es ist okay. Unten ist noch ein Schlafzimmer. Würdest du dich da wohler fühlen?«
Sie wühlte in der gelben Vinylhandtasche, deren Material zum Rock und deren Farbe zu den Strümpfen paßte. »Laß uns erst den Trip einwerfen und warten, bis er kommt. Dann können wir runter gehen.«
Jeff nahm das kleine rotgefleckte Löschpapierquadrat, das sie ihm reichte, spülte es mit dem restlichen Whisky hinunter. Sylla wollte etwas Orangensaft für ihres, also holte er einen Karton aus dem Kühlschrank.
»Wie lange dauert es, bis man die Wirkung spürt?«
»Kommt drauf an. Hast du heut zu Mittag gegessen?«
»Nein.«
»Dann ‘ne halbe Stunde«, sagte sie. »So ungefähr.«
Es dauerte weniger lang. Nach zwanzig Minuten hatten sich die Wände in Gummi verwandelt, bewegten sich vor und zurück. Jeff wartete auf die Visionen, mit deren Erscheinen er gerechnet hatte, doch es gab keine; statt dessen erschien ihm alles um ihn herum nur ein wenig verschoben, auf undefinierbare Weise schief und irgendwie Funken sprühend.
»Fühlst du’s, Lieber?« fragte sie.
»Es ist… nicht so wie ich’s mir vorgestellt habe.« Die Worte kamen deutlich heraus, aber sein Mund fühlte sich angeschwollen an. Syllas Gesicht veränderte sich, floß auseinander, wie heißes Wachs; ihr Lippenstift und ihr Rouge wirkten jetzt obszön und grell, Schichten roter Farbe, die ihr Fleisch bedeckten.
»Aber klasse, wie?«
Jeff schloß die Augen, und, ja, da waren Muster, Kreise innerhalb von Kreisen, miteinander durch ein kompliziertes, schimmerndes Netzwerk verbunden. Räder, Mandalas; Symbole ewiger Zyklen, illusionärer Veränderung, die nur wieder dorthin zurückführte, wo die Veränderung begonnen hatte und wieder beginnen würde…
»Fühl meinen Strumpf; fühl das mal.« Sylla legte seine Hand auf ihren Schenkel, und die gelbgemusterte Strumpfhose wurde zu einer Landschaft aus Strukturen und Graten, erhellt von einer fremden Sonne; auch diese Sonne ein Teil der endlosen Zyklen des Seins, des…
Sylla kicherte, preßte seine Hand zwischen ihre Beine. »Machen wir’s jetzt unten, okay? Wart mal, bis du siehst, wie sich das auf Trip anfühlt.«
Er fügte sich, obwohl er sich einfach nur zurücklegen und seinen Geist diesen wiederkehrenden Wellen von Ruhe und Einverstandensein ausliefern wollte. Unten in dem kleinen Schlafzimmer zog Sylla ihn aus, fuhr mit ihren rotlackierten Fingernägeln über seinen Körper, eine Spur kalten
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