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Grimwood, Ken - Replay

Grimwood, Ken - Replay

Titel: Grimwood, Ken - Replay Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das zweite Spiel
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»Vergessen Sie es. Ich teile Ihren Pessimismus über unsere Möglichkeiten nicht; lassen wir’s dabei bewenden. Wollen Sie jetzt etwas über mein zweites… ›Replay‹ hören – so nennen Sie doch die Zyklen, nicht wahr?«
    »Das habe ich mir so angewöhnt. Die Bezeichnung ist so gut wie jede andere. Ist Ihnen danach, weiterzuerzählen?«
    »Sie haben mir ihre Erfahrungen erzählt. Ebensogut kann ich Sie über meine auf den neuesten Stand bringen.«
    »Und dann?«
    »Ich weiß nicht«, sagte sie. »Wir scheinen demgegenüber sehr unterschiedliche Standpunkte zu haben.«
    »Aber es gibt niemand anderen, mit dem wir darüber sprechen können, nicht wahr?«
    »Lassen Sie mich einfach zu Ende erzählen, wo ich dran war, in Ordnung?« Sie hatte die Papierserviette in Streifen gerissen, die sie jetzt zusammenknüllte und im Aschenbecher aufhäufte.
    »Schießen Sie los!«, sagte Jeff zu ihr. »Noch einen Drink? Oder eine neue Serviette?«
    Sie blickte ihn kurz an, auf der Suche nach Sarkasmus in seinem Gesicht. Sie entdeckte keinen und nickte kurz. Jeff machte in der Luft eine kreisförmige Handbewegung und bedeutete der Bedienung, noch eine Runde Grand Marnier zu bringen.
    »Als ich zum zweitenmal starb«, begann Pamela, »war ich vor allem wütend. Als ich zu mir kam, in meinem Elternhaus, wieder vierzehn Jahre alt, wußte ich genau, was vor sich ging, wenn auch nicht warum. Und ich wollte bloß etwas zerschlagen. Ich wollte vor Wut schreien, nicht aus Angst. So wie Sie bei Ihrem dritten… äh… Replay gefühlt haben. Es schien mir alles eine solche Verschwendung: das Medizinstudium, das Krankenhaus, all die Kinder, die ich behandelt hatte… so sinnlos alles.
    Ich wurde meiner Familie gegenüber extrem aufsässig, sogar bösartig. Ich hatte mehr Jahre als Erwachsener verbracht als meine Mutter und mein Vater zusammen, war zweimal verheiratet gewesen, hatte Karriere als Ärztin gemacht. Und hier war ich formal ein Kind, ohne Rechte oder irgendwelche Wahlmöglichkeiten. Ich stahl meinen Eltern etwas Geld und rannte von zu Hause weg. Aber es war schrecklich – niemand wollte mir eine Wohnung vermieten, ich konnte keinen Job bekommen… Es gibt nichts, was ein Mädchen in diesem Alter von sich aus tun kann, außer auf die Straße zu gehen, und ich hatte nicht vor, mich dieser Art von Hölle auszusetzen. Also kroch ich nach Westport zurück, vernichtet, unglaublich allein. Ging wieder zur Schule und verachtete jeden einzelnen Moment davon, schmiß die Hälfte meiner Kurse, weil ich es einfach nicht ertragen konnte, dieselben verdammten Algebraformeln zum dritten Mal auswendig zu lernen.
    Sie schickten mich zu der Psychiaterin, bei der ich vorher gewesen war, zu der, die dermaßen aus der Fassung geraten war, weil ich im voraus von der Kennedy-Ermordung wußte. Diesmal erzählte ich ihr nicht die Wahrheit über mich. Ich hatte inzwischen die meisten Standardtexte über Kindesentwicklung und Kinderpsychologie selbst studiert, also setzte ich ihr die Antworten vor, von denen ich wußte, daß sie mich als leicht verdrehte Heranwachsende durchgehen lassen würde, die ›eine Phase durchmachte‹, aber noch gut innerhalb des normalen Rahmens.«
    Sie machte eine Pause, als die Serviererin ihre Drinks abstellte, und wartete, bis das Mädchen weit genug von ihrem Tisch entfernt war, bevor sie ihre Erzählung wieder aufnahm.
    »Um mir wenigstens einen Rest von geistiger Gesundheit zu bewahren, kehrte ich zu meiner ersten Liebe zurück, der Malerei.
    Meine Eltern kauften mir alles an Material, um das ich sie bat, und ich wollte den ganzen Krempel nicht. Aber sie waren stolz auf meine Kunst; sie war das einzige, was ich tat, das sie als konstruktiv erkennen konnten. Gleichgültig, ob ich Gin aus ihrem Likörschrank stibitzte, mich die halbe Nacht mit Jungs in den Zwanzigern rumtrieb oder jedes Schuljahr zur Nachprüfung mußte. Sie hatten einfach den Versuch aufgegeben, mich zu kontrollieren. Sie spürten, daß etwas zu Starkes und Eigensinniges hinter meiner Ungezogenheit stand, als daß sie damit hätten fertig werden können. Aber ich hatte mein Talent; es war ziemlich real, und ich arbeitete ebenso hart daran, wie ich daran gearbeitet hatte, Ärztin zu werden. Das konnten sie nicht ignorieren; niemand konnte das.
    Ich flog von der High-School, als ich siebzehn war, und meine Eltern fanden eine Kunstakademie in Boston, die bereit war, mich trotz meiner scheußlichen Schulzeugnisse aufgrund meiner Mappe aufzunehmen. Dort

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