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Grimwood, Ken - Replay

Grimwood, Ken - Replay

Titel: Grimwood, Ken - Replay Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das zweite Spiel
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Tasse in den Händen, hielt ihren Blick gesenkt. »Ich stelle mich bloß den Fakten. Es war eine schmerzhafte Lektion für mich, aber ich hab’ sie akzeptieren gelernt. Wir beide mußten vieles akzeptieren. Mußten eine Menge verlieren.« »Ich weiß, wieviel er für dich bedeutet hat, wie sehr du an das geglaubt hast, was du tatest. Das respektiere ich, auch wenn ich mit deinen Methoden nicht einverstanden war.«
    Sie sah ihn an, der Blick ihrer grünen Augen weicher, als er ihn je gesehen hatte. »Danke. Das bedeutet mir viel.«
    Jeff stand auf, nahm seinen Parka vom Haken neben der Tür. »Zieh deinen Mantel an«, sagte er zu ihr. »Ich möchte dir etwas zeigen.«

    Sie standen im Neuschnee auf der Hügelkuppe, wo er in der Woche, bevor er zum erstenmal Starsea sah, das Bewässerungssystem gereinigt hatte. Der Pit River war jetzt voller Eis, nicht mehr voller Lachse, und auf den Bäumen auf dem Buck Mountain lastete schwer der Schnee. In der Ferne ragte der majestätische symmetrische Kegel des Mount Shasta in den klaren Novemberhimmel.
    »Ich habe von diesem Berg geträumt«, sagte Jeff zu ihr. »Geträumt, daß er mir etwas Wichtiges mitzuteilen hätte, eine Erklärung für alles, was ich durchgemacht habe.«
    »Er sieht… unwirklich aus«, murmelte sie. »Sogar heilig. Ich kann verstehen, daß ein solcher Anblick Herrschaft über deine Träume gewinnt.«
    »Die Indianer in dieser Gegend hielten ihn für heilig. Nicht nur, weil er ein Vulkan ist; ein paar der anderen Gipfel aus dem Cascade-Gebirge waren aktiver, hatten unmittelbarere Auswirkungen auf die Umgebung. Aber keiner von ihnen besaß die gleiche Anziehungskraft, wie sie der Shasta hatte.«
    »Und noch hat«, wisperte Pamela, den schweigenden Berg anstarrend. »Dort… ist etwas Mächtiges, ich fühle es.«
    Jeff nickte, den Blick wie sie auf die weit entfernten imposanten Hänge gerichtet. »Es gibt einen Kult – weißen Ursprungs, nicht indianischen –, der den Berg immer noch verehrt. Sie glauben, er habe etwas mit Jesus zu tun, mit der Wiederauferstehung. Andere glauben, es gäbe dort fremde Wesen oder irgendeinen alten Ableger der menschlichen Rasse, der in den Magmatunnels unter ihm lebe. Merkwürdiges, verrücktes Zeug; der Mount Shasta scheint diese Art Gedanken irgendwie zu inspirieren.«
    Der Wind blies jetzt kälter, und Pamela zitterte. Automatisch legte ihr Jeff einen Arm um die Schulter, zog sie an seine Wärme.
    »Im Laufe der Zeit«, sagte er, »habe ich, gleich wie bizarr, so ungefähr jede mögliche Erklärung erwogen für das, was mit mir passiert ist – mit uns. Zeitverwerfungen, Schwarze Löcher, ein wahnsinnig gewordener Gott… Ich habe die Leute erwähnt, die glauben, der Mount Shasta sei von fremden Wesen bewohnt; nun, einmal habe ich mir eingeredet, dies alles sei eine Art von Experiment, das von einer außerirdischen Rasse durchgeführt wird. Dir muß doch sicher der gleiche Gedanke gekommen sein; ich habe Hinweise darauf in Starsea gesehen. Und vielleicht ist das die Wahrheit – vielleicht sind wir die empfindungsfähigen Ratten, die sich den Weg aus diesem Labyrinth heraussuchen müssen. Oder vielleicht kommt es Ende 1988 zu einem atomaren Holocaust, und der kollektive psychische Wille all der Männer und Frauen, die je gelebt haben, hat diesen Weg gewählt, damit es nicht zum totalen Ende der Menschheit kommt. Ich weiß nicht.
    Und das ist der Punkt: Ich kann es nicht wissen, und ich bin schließlich dahin gekommen, meine Unfähigkeit zu akzeptieren, es zu verstehen oder etwas daran zu ändern.«
    »Das bedeutet nicht, daß du dir nicht weiter Fragen stellen kannst«, sagte sie, das Gesicht nahe an seinem.
    »Natürlich nicht, und das tue ich auch. Ich denke andauernd darüber nach. Aber diese Suche nach Antworten verzehrt mich nicht mehr, schon lange nicht mehr. Unser Dilemma, so ungewöhnlich es auch ist, ist im wesentlichen kein anderes als das, mit dem jeder konfrontiert ist, der je auf dieser Welt wanderte: Wir sind hier, und wir wissen nicht warum. Wir können soviel philosophieren, wie wir wollen, den Schlüssel zu diesem Geheimnis auf tausend verschiedenen Pfaden suchen, und wir werden einer Lösung niemals näher kommen.
    Uns wurde ein unvergleichliches Geschenk gemacht, Pamela; das Geschenk des Lebens, des Bewußtseins und der größeren Möglichkeiten, als sie jemals jemand zuvor besaß. Warum können wir es nicht einfach als das annehmen, was es ist?«
    »Jemand – Platon, glaube ich – hat einmal gesagt:

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