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Grimwood, Ken - Replay

Grimwood, Ken - Replay

Titel: Grimwood, Ken - Replay Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das zweite Spiel
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umbauen.«
    »Weshalb?«
    »Das Showscan-Verfahren produziert auf einer Kinoleinwand unglaublich realistische Bilder, aber um diesen Effekt zu erreichen, braucht man eine besondere Projektionsanlage. Du kennst das Grundprinzip, nach dem das Kino funktioniert, nicht wahr? Vierundzwanzig Standbilder in der Sekunde… Während ein Bild auf der Netzhaut zu verblassen beginnt, erscheint das nächste und erzeugt den Eindruck einer flüssigen, ununterbrochenen Bewegung. Trägheit des Auges wird das genannt. Eigentlich sind es achtundvierzig Bilder pro Sekunde, weil jedes Bild einmal wiederholt wird, um das Auge besser zu täuschen. Aber es ist natürlich in Wirklichkeit nicht das Auge, das überlistet wird, es ist das Gehirn. Wenn wir auch glauben, auf der Leinwand eine ununterbrochene Bewegung zu sehen, sind wir uns auf einer tieferen, unbewußten Ebene doch der Unterbrechungen bewußt. Das ist einer der Gründe, weshalb Videoaufzeichnungen ein schärferes, ›realeres‹ Aussehen haben als ein Film; sie werden mit dreißig Bildern pro Sekunde aufgenommen, deshalb gibt es weniger Lücken.
    Nun, Showscan geht darin einen Schritt weiter. Dabei werden volle sechzig Bilder pro Sekunde aufgenommen, ohne redundante Bilder. Trumbull benutzte EEGs, um die Gehirnwellen von Leuten zu überwachen, die mit verschiedenen Bildfrequenzen aufgenommene und projizierte Filme betrachteten. Es scheint so, als ob das Sehzentrum des Cortex darauf programmiert wäre, mit dieser speziellen Geschwindigkeit wahrzunehmen, mit sechzig visuellen Impulsen pro Sekunde. Es ist kein 3-D; dieser Effekt ist subtiler. Die Bilder scheinen tiefgelegene Saiten des Wiedererkennens anzuschlagen; in ihnen schwingt Authentizität mit.
    Jedenfalls nahmen wir den ganzen Film in Showscan auf, einschließlich aller computererzeugten Mandalas und Mandelbrotgrafiken und anderer Effekte, die uns die Whitneys und ihr Team anboten. Den größten Teil filmten wir in den Pinewood Studios in London. Die Schauspieler waren alle talentierte Unbekannte, größtenteils von der Royal Academy of Dramatic Arts. Ich wollte nicht, daß das Ego irgendeines Stars oder seine Präsenz das Thema dieses Films… und seine Botschaft überlagerte.«
    Sie trank ihren Kaffee aus, starrte auf den Boden der schweren braunen Tasse. »Continuum lief am 11. Juni an, weltweit. Und es war ein totaler Flop.«
    Jeff runzelte die Stirn. »Wie meinst du das?«
    »So wie ich’s gesagt habe. Der Film fiel durch. Ungefähr einen Monat lang brachte er gute Einnahmen, und dann fiel er ins Bodenlose. Die Kritiker haßten ihn. Ebenso das Publikum. Die mündlichen Kommentare waren sogar noch schlechter als die Besprechungen, und die waren schon schlecht genug, überholter Mystizismus der Sechziger Jahre‹, so faßten ziemlich viele die allgemeine Reaktion zusammen. ›Verworren‹, ›unverständlich‹ und ›prätentiös‹, diese Worte fielen ebenfalls häufig. Der einzige Grund, warum die meisten Leute ihn sich überhaupt ansehen gingen, war der Neuheitswert des Showscan-Verfahrens und der Computergrafiken. Die wurden gut aufgenommen, aber das waren auch schon in etwa die einzigen Dinge, die man an dem Film mochte.«
    Es trat ein langes, unangenehmes Schweigen ein. »Tut mir leid«, sagte Jeff schließlich.
    Pamela lachte bitter. »Komisch, nicht? Du wolltest nichts mehr mit mir zu tun haben, weil du dir Sorgen wegen der möglichen gefährlichen Auswirkungen machtest, die der Film haben könnte, wegen der globalen Veränderungen, die er in Gang setzen könnte… und es lief darauf hinaus, daß die Welt ihn ignorierte, ihn wie einen schalen Witz behandelte.«
    »Was war schiefgegangen?« fragte er sanft.
    »Teilweise lag es am Timing: an der ›Ich-Generation‹, den Discos, dem Kokain, all dem. Niemand wollte mehr Lektionen über die Einheit des Universums und die ewige Kette des Seins. Davon hatten sie in den Sechzigern genug gehabt; jetzt wollten sie sich nur noch amüsieren. Aber es war hauptsächlich mein eigener Fehler. Die Kritiker hatten recht. Es war ein schlechter Film. Er war zu abstrakt, zu esoterisch; es gab keinen Plot, es gab keine echten Charaktere, niemand, mit dem sich das Publikum identifizieren konnte. Es war eine rein philosophische Übung, ein maßlos in seine Botschaft verliebter Film, ein Knochen ohne Fleisch. Die Leute blieben scharenweise weg, und ich kann ihnen keinen Vorwurf deswegen machen.«
    »Du gehst ziemlich hart mit dir ins Gericht, findest du nicht?«
    Sie drehte ihre leere

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