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Grimwood, Ken - Replay

Grimwood, Ken - Replay

Titel: Grimwood, Ken - Replay Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das zweite Spiel
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froh, daß du den Mut dazu hattest. Dadurch lernte ich, daß ich meine eigenen Gefühle und Ängste nicht vor mir verstecken mußte.«
    Pamela sah ihn lange und intensiv an, mit Zärtlichkeit in den Augen und im Gesicht. »Wir sind gesegelt, richtig gesegelt, findest du nicht? Das sind wir wirklich.«
    »Ja«, flüsterte er, ihren Blick erwidernd. »Und wir werden wieder segeln, schon bald. Halt dich daran fest. Vergiß es nicht.«

    Jeff stand am Heck des Bootes und schaute zu, wie das Dorf und die Hügel in die Ferne zurückwichen. Er schaute, bis er Pamelas Gestalt auf dem hölzernen Kai nicht mehr ausmachen konnte. Dann hob er den Blick zu dem rot-weißen Flecken, der ihre kleine Villa war, und schaute, bis auch er bis zur Unsichtbarkeit verblaßt war.
    Der vom offenen Meer kommende Wind brannte ihm in den Augen, und er ging in den abgeschlossenen Teil der Passagierfähre, kaufte sich ein Bier und setzte sich allein hin, abseits von den schwatzenden französischen und deutschen Nachsaisontouristen.
    Es war nicht wirklich zu Ende, rief er sich gewaltsam in Erinnerung, so wie er Pamela geraten hatte, es zu tun. Es endete bloß dieses Replay; sehr bald würden sie wieder zusammen sein, könnten sie mit allem von neuem beginnen. Aber, Herrgott noch mal, wie sehr er es haßte, gerade diese spezielle Wirklichkeit hinter sich zu lassen, dieses Leben, in dem er und sie sich kennen und lieben gelernt hatten. Sie hatten es so weit gebracht, so viel getan; er war ebenso stolz auf Pamelas filmische Errungenschaften, als wären es seine eigenen gewesen. Wie herzzerreißend, daran zu denken, eine Welt zu betreten, in der Starsea und die enorm erfolgreiche Reihe von rührenden, allzumenschlichen Komödien und Dramen, die sie in den Jahren seitdem gemacht hatte, nie existiert hatten und nie existieren würden.
    Er klammerte sich hartnäckig an dem Konzept der Zeitstränge fest, über das sie, Jahre zuvor, in New York diskutiert hatten. Irgendwo, da war er sich sicher, gäbe es einen Wirklichkeitsstrang, in dem ihre künstlerische Hinterlassenschaft fortlebte und das Publikum zukünftiger Generationen bewegen und belehren würde. Vielleicht würde Judys Sohn Sean wirklich einen Weg finden, wie die beiden intelligenten Spezies, die der irdischen Meere und seiner Kontinente, miteinander kommunizieren konnten; schaffte er es, so hätte dieses größte Geschenk geteilter planetarischer Weisheit seinen unmittelbaren Ursprung in Pamelas Vision.
    Es war eine Hoffnung, die zu hegen, ein Traum, den hochzuhalten sich lohnte; doch jetzt würden sie sich auf neue Hoffnungen konzentrieren müssen, auf neue Träume, ein anderes, noch ungelebtes Leben.
    Jeff griff in seine Jackentasche, holte das kleine flache Päckchen heraus, das sie ihm überreicht hatte, als er an Bord ging. Er entfernte behutsam die Papierumhüllung, und seine Kehle zog sich vor Rührung zusammen, als er sah, was sie ihm gegeben hatte.
    Es war ein Bild, eine präzise ausgeführte Miniatur des Mount Shasta, so wie er von dem Hügel auf seinem Grundstück aus erschien; und im heiteren Himmel über dem Berg sausten und segelten zwei Gestalten auf leuchtend gefiederten Schwingen dahin: Jeff und Pamela, wie zum Leben erwachte mythologische Gestalten, in einem ewigen frohlockenden Flug in eine gemeinsame Zukunft begriffen, die nie zuvor von Realität oder Mythos umfangen worden war.
    Er starrte das winzige Kunst- und Liebeswerk eine Weile an, dann wickelte er es wieder ein und steckte es in die Tasche zurück. Er schloß die Augen, horchte auf die Bewegungen des Bootes, das durch die Wellen der Bucht von La Palma schnitt, und machte es sich auf dem ersten Abschnitt seiner Heimreise zum Sterben bequem.

13
    Ein trübes graues Frühmorgenlicht sickerte durch das schräggestellte Fenster und die blaugrünen Vorhänge. Als Jeff die Augen öffnete, sah er eine schlanke Sealpoint-Siamkatze, die friedlich am Fußende des übergroßen Bettes schlief. Sie hob den Kopf, als er sich bewegte. Die Katze gähnte einmal, dann gab sie ein ärgerliches und deutlich fragendes »Rowwr?« von sich.
    Jeff setzte sich auf, machte die Nachttischlampe an und musterte den Raum: Stereoanlage und Fernseher an der gegenüberliegenden Wand, flankiert von Regalen voller Flugzeuge und Raketen; ein Bücherschrank an der rechten Wand; eine unbehängte Garderobiere unterhalb der Fenster zu seiner Linken. Alles sauber, ordentlich, aufgeräumt.
    Oh, Scheiße, dachte er; er befand sich im Kinderzimmer seines

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