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Grimwood, Ken - Replay

Grimwood, Ken - Replay

Titel: Grimwood, Ken - Replay Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das zweite Spiel
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»Wir haben uns kurz vor den Abschlußprüfungen getrennt.«
    Seine Mutter sah ihn besorgt an. »Das hast du mir nie erzählt; ist das der Grund, weshalb du nicht mehr richtig ißt, seit du zu Hause bist?«
    »Nein, Mom, mir geht’s gut. Es ist keine große Sache; wir haben uns einfach getrennt, das ist alles. Jetzt mag ich wirklich dieses Mädchen in Westport, und ich muß hinfahren und sie sehen. Kannst du mir also aushelfen?«
    »Kommt sie nicht im September aufs College zurück? Kannst du nicht bis dahin mit dem Wiedersehen warten?«
    »Ich würde sie wirklich gerne jetzt sehen. Und ich war noch nie in New England. Sie meinte, wir könnten nach Boston hochfahren. Sie und ihre Familie«, fügte er rasch hinzu, als er sich an den Sittencodex der Zeit und seiner Mutter Sinn für Anstand erinnerte.
    »Also, ich weiß nicht…«
    »Bitte, Mom. Es würde mir sehr viel bedeuten. Es ist wirklich wichtig.«
    Sie schüttelte wütend den Kopf. »In deinem Alter ist alles wichtig; alles muß jetzt gleich passieren. Dein Vater hat sich auf diesen Angelausflug nächste Woche verlassen. Du weißt, wie sehr…«
    »Wir werden fischen gehen, wenn ich zurück bin. Sieh mal, ich muß dort hinfahren, so oder so; ich wollte nur, daß du Bescheid weißt, wo ich bin, und es wäre eine große Hilfe für mich, wenn du mir außer der Reihe ein bißchen Geld leihen könntest. Wenn du nicht willst, dann…«
    »Nun, du bist alt genug, um aufs College zu gehen, dann bist du auch alt genug, dorthin zu gehen, wo immer du hin willst. Ich mach’ mir bloß Sorgen um dich, das ist alles. Dafür sind Mütter da… und zum Geldleihen.« Sie zwinkerte und öffnete ihre Geldbörse.

    Jeff warf ein paar Kleidungsstücke in einen Koffer, steckte die zweihundert Dollar, die ihm seine Mutter gegeben hatte, in ein Paar aufgerollter Socken. Er war aus dem Haus, bevor sein Vater oder seine Schwester aufgestanden waren.
    Der alte Chevy parkte in der geschwungenen Zufahrt, hinter dem großen Buick Electra seines Vaters und dem Pontiac seiner Mutter. Der Wagen gab ein vertrautes Husten von sich, als ihn Jeff anließ, dann erwachte er grollend zum Leben.
    Er ließ die vorstädtische Neubaugegend hinter sich, in der seine Eltern wohnten, fuhr den Little Lake Conway entlang und blieb eine Weile mit dem Motor im Leerlauf stehen, als er an die Kreuzung von Hoffner Road und Orange Avenue gelangte. War der Beeline Expressway zum Cape bereits gebaut worden? Es fiel ihm nicht mehr ein. Falls ja, wäre das ein direkterer Weg zur I-95 nach Norden. In der Zeitung hatte nichts von einem Start heute morgen gestanden, deshalb wäre der Verkehr rund um Cocoa und Titusville nicht besonders schlimm; aber wenn der Expressway noch nicht gebaut worden war, würde er allzulange auf einer alten zweispurigen Straße voller Schlaglöcher festsitzen. Er entschied sich, auf Nummer sicher zu gehen, in die Stadt hineinzufahren und die I-4 nach Daytona zu nehmen.
    Jeff fuhr durch die verschlafene kleine Stadt, die vom kommenden Disney-Boom noch unberührt war und gerade erst die sich überstürzende Entwicklung der NASA-Niederlassung in vierzig Meilen Entfernung zu spüren begann. Er erreichte die I-95 früher, als er erwartet hatte, stellte im Radio WAPE in Jacksonville ein: »Little« Stevie Wonder spielte »Fingerrips, Part II«, dann schmetterte Marvin Gaye »Pride and Joy«.
    Drei Monate. Wie in aller Welt hatte er diesmal drei Monate verlieren können? Was hatte das zu bedeuten? Nun, es war sinnlos, sich jetzt den Kopf darüber zu zerbrechen; er konnte nichts daran ändern. Pamela würde ärgerlich sein, aus gutem Grund, aber wenigstens würde er sie bald sehen. Konzentrier dich darauf, sagte er sich, während er durch ausgedehnte Pinienwälder und Buschland nordwärts fuhr.
    Am Mittag erreichte er Savannah; dort gab es eine kurze Lücke in der Autobahn, die ihn langsamer vorankommen ließ, und die Straßen der Stadt waren unpassenderweise von finster blickenden, behelmten Polizisten gesäumt. Jeff fuhr vorsichtig an den Barrikaden vorüber, sich der Demonstrationen und der darauffolgenden rassistischen Gewalt bewußt, die hier diese Woche ausgebrochen waren. Es war traurig, dies alles wieder von neuem beginnen zu sehen, doch er konnte nichts weiter tun, als den blutigen Auseinandersetzungen aus dem Weg zu gehen.
    Kurz nach drei hielt er für einen raschen Imbiß an einem Howard Johnson’s Restaurant außerhalb von Florence, South Carolina an. Das Flachland von Florida und der

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