Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Grimwood, Ken - Replay

Grimwood, Ken - Replay

Titel: Grimwood, Ken - Replay Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das zweite Spiel
Vom Netzwerk:
Elternhauses in Orlando. Etwas war schiefgegangen, fürchterlich schief. Warum war er nicht im Wohnheim in Emory? Großer Gott, was, wenn er diesmal als Kind zurückgekehrt war? Er warf die Zudecke ab, blickte an sich hinunter. Nein, er hatte Schamhaare, hatte sogar eine Morgenerektion; er rieb sich übers Kinn, fühlte Stoppeln. Wenigstens befand er sich nicht in der Vorpubertät.
    Er sprang aus dem Bett, eilte ins angrenzende Bad. Die Katze folgte ihm in der Hoffnung auf ein frühes Frühstück, wenn sie schon einmal zu dieser Stunde aufstanden. Jeff knipste das Licht an, starrte in den Spiegel: Sein Aussehen schien so zu sein, wie er immer mit achtzehn ausgesehen hatte. Was, zum Teufel, tat er dann zu Hause?
    Er zog ein Paar verwaschener Jeans und ein T-Shirt an, schlüpfte mit den sockenlosen Füßen in alte Sneakers. Auf der Uhr neben seinem Bett war es fast Viertel vor sieben. Vielleicht wäre seine Mutter auf; sie trank immer gerne in Ruhe eine Tasse Kaffee, bevor sie ihren Tag begann.
    Er strich der Katze über den Nacken. Es war Shah, natürlich, die während Jeffs erstem Collegejahr überfahren worden war; er würde der Familie sagen müssen, sie im Haus zu behalten. Das königliche Tier stolzierte neben ihm einher, als Jeff in die Diele hinunterging, durch das Floridazimmer mit dem Terrazzoboden und in die Küche. Seine Mutter war auf, las den Orlando Sentinel und trank ihren Kaffee.
    »Ach du meine Güte«, sagte sie, die Brauen hebend. »Was tut die Nachteule denn so früh am Morgen?«
    »Ich konnte nicht schlafen, Mom. Hab’ heute eine Menge zu tun.« Er wollte sie fragen, welcher Tag es war, welches Jahr es war, traute sich aber nicht.
    »Was ist denn so wichtig, daß es dich im Morgengrauen aus dem Bett holt? Ich versuch’ es schon seit Jahren und hab’s nie geschafft. Muß etwas mit einem Mädchen zu tun haben, stimmt’s?«
    »Irgendwie schon. Könnte ich bitte einen Teil von der Zeitung haben? Vielleicht die Titelseite, wenn du damit fertig bist?«
    »Du kannst sie ganz haben, Schatz. Ich fange sowieso gleich mit dem Frühstück an. Etwas französischen Toast? Oder Eier mit Würstchen?«
    Er setzte an, um »nichts« zu sagen, dann erkannte er, wie hungrig er war. »Äh… Eier mit Würstchen wäre großartig, Mom. Und vielleicht etwas Hafergrütze?«
    Sie bedachte ihn mit einem spöttisch-beleidigten Stirnrunzeln. »Also, wann habe ich dir jemals ein Frühstück ohne Hafergrütze gemacht? Du bekommst davon Fleisch auf die Rippen, das weißt du doch.«
    Jeff grinste über diesen alten Frühstücksscherz seiner Mutter, und sie machte sich daran, das Essen vorzubereiten, wahrend er sich die Zeitung vornahm.
    Die wichtigsten Titelgeschichten handelten von Bürgerrechtskonflikten in Savannah und einer totalen Sonnenfinsternis im Nordosten der USA. Es war Mitte Juli 1963. Sommerferien; deshalb befand er sich hier in Orlando. Aber, Herr im Himmel, es war ganze drei Monate später als es sein sollte! Pamela mußte wahnsinnig werden, während sie sich fragte, warum er sich noch nicht bei ihr gemeldet hatte.
    Er aß rasch sein Frühstück und ignorierte die Ermahnung seiner Mutter, sich mehr Zeit zu lassen. Ein Blick auf die Küchenuhr sagte ihm, daß es kurz nach sieben war; sein Vater und seine Schwester würden jede Minute aufstehen. Er wollte nicht in eine Familiendiskussion darüber verwickelt werden, was er glaubte tun zu müssen.
    »Mom…«
    »Mm-hmm?« machte sie zerstreut, während sie weitere Eier für die Spätaufsteher vorbereitete.
    »Hör mal, ich muß für ein paar Tage weg aus der Stadt.«
    »Was? Wohin? Willst du runter nach Miami, um Martin zu treffen?«
    »Nein, ich muß… äh… ein Stück nach Norden.«
    Sie musterte ihn argwöhnisch. »Was soll das heißen, ›ein Stück nach Norden‹? Willst du jetzt schon zurück nach Atlanta?«
    »Ich muß nach Connecticut. Aber ich möchte nicht mit Dad darüber sprechen, und ich brauche noch etwas Geld für die Reise. Ich zahl’s dir wirklich bald zurück.«
    »Was, in aller Welt, ist in Connecticut? Oder sollte ich sagen, wer in aller Welt? Ist es ein Mädchen von der Schule?«
    »Ja«, log er. »Es ist ein Mädchen von Emory; ihre Familie lebt in Westport. Sie haben mich eingeladen, eine Woche oder so zu bleiben.«
    »Welches Mädchen ist es? Ich erinnere mich nicht, daß du jemanden aus Connecticut erwähnt hättest. Ich dachte, du gingest noch mit dem niedlichen kleinen Mädchen aus Tennessee aus, mit Judy.«
    »Nicht mehr«, sagte Jeff.

Weitere Kostenlose Bücher