Grimwood, Ken - Replay
zumindest hätte er eine Toilette aufsuchen und sich rasieren sollen…
»Ja?« Die Frau wies eine verblüffende Ähnlichkeit mit Pamela auf; nur die Frisur war anders, eine gemäßigte Hochfrisur anstelle des glatten Pagenschnitts, den Jeff so liebgewonnen hatte. Sie war ungefähr in demselben Alter, in dem Pamela gewesen war, als er sie zum letztenmal gesehen hatte, und der Eindruck war beunruhigend.
»Ist… äh… Pamela zu Hause, Ma’am?«
Die Frau runzelte die Stirn, schürzte ein wenig die Lippen, mit dem gleichen Ausdruck milder Bestürzung, den Jeff so häufig auf Pamelas Gesicht gesehen hatte. »Sie ist noch nicht auf. Sind Sie ein Schulfreund von ihr?«
»Nicht gerade ein Schulfreund, aber ich…«
»Wer ist es, Beth?« ertönte die Stimme eines Mannes im Innern des Hauses. »Ist es der Mann für die Klimaanlage?«
»Nein, Liebling, es ist ein Freund von Pam.«
Jeff trat unbehaglich von einem Fuß auf den anderen. »Es tut mir leid, daß ich Sie so früh am Morgen störe, aber es ist wirklich wichtig, daß ich mit Pamela spreche.«
»Ich weiß nicht einmal, ob sie schon wach ist.«
»Wenn ich hereinkommen und warten könnte… Ich möchte Ihnen keine Ungelegenheiten machen, aber…«
»Nun… Warum kommen Sie nicht rein und setzen sich, wenigstens für eine Minute?« Jeff trat in die kleine Diele, folgte ihr in ein gemütlich eingerichtetes Wohnzimmer, in dem ein Mann in einem grauen Nadelstreifenanzug vor einem Spiegel stand und sich die Krawatte band.
»Wenn dieser Kerl heute morgen auftaucht«, sagte der Mann gerade, »sag ihm, daß der Thermostat…« Er brach ab, als er Jeff im Spiegel erblickte. »Sie sind ein Freund von Pam?« fragte er, sich zu Jeff umwendend.
»Ja, Sir.«
»Werden Sie von ihr erwartet?«
»Ich… glaube, ja.«
»Was meinen Sie damit, Sie ›glauben ja‹? Ist es nicht ein bißchen früh, bei jemandem unangemeldet hereinzuplatzen?«
»David, bitte…« warnte ihn seine Frau. »Sie erwartet mich«, sagte Jeff.
»Also, das höre ich jetzt zum erstenmal. Beth, hat Pam gestern abend zu dir irgend etwas darüber gesagt, daß heute morgen jemand vorbeikommen würde?«
»Nicht daß ich wüßte, Liebling. Aber ich bin sicher…« »Wie heißen Sie, junger Mann?« »Jeff Winston, Sir.«
»Ich kann mich nicht erinnern, daß Pam jemanden dieses Namens erwähnt hätte. Du, Beth?«
»David, sei nicht so grob mit dem Jungen. Möchten Sie etwas Zimttoast, Jeff? Ich habe gerade welchen gemacht, und auch eine frische Kanne Kaffee.«
»Nein, Ma’am, vielen Dank, aber ich habe gerade gefrühstückt.« »Woher kennen Sie meine Tochter?« fragte Pamelas Vater.
Aus Los Angeles, dachte Jeff, schwindelig vor Schlafmangel und zu vielen Tassen Kaffee und tausend Meilen Highway. Ich kenne sie von Montgomery Creek, wollte er sagen; aus New York und Mallorca.
»Ich sagte, wo haben Sie Pam kennengelernt? Sie sehen ein wenig zu alt aus, um ein Klassenkamerad von ihr zu sein.«
»Wir… haben uns durch einen gemeinsamen Freund kennengelernt. Im Tennisclub.« Das sollte plausibel klingen; sie hatte ihm erzählt, daß sie Tennis gespielt hatte, seit sie zwölf war.
»Und wer sollte das sein? Ich glaube, wir kennen die meisten von Pams Freunden, und…«
»Daddy! Habe ich mein Rabattmarkenheft im Wagen gelassen? Es war fast voll, und jetzt kann ich es nicht finden…«
Sie stand oben auf der Treppe, nichts als schlaksige Teenagerarme und -beine, in weißen Bermudashorts und einem gelben Polohemd, ihr zartes blondes Haar zu zwei kleinen Pferdeschwänzen gebunden, einer über jedem Ohr.
»Könntest du mal herunterkommen, Pam?« sagte ihr Vater. »Hier möchte dich jemand sprechen.«
Pamela kam langsam die Treppe herunter, wobei sie Jeff ansah. Er wollte zu ihr hinlaufen, sie in seine Arme nehmen und die ganze Qual hinwegküssen, die sie durchgemacht haben mußte; doch dafür bliebe noch genügend Zeit. Er lächelte, und sie erwiderte sein Lächeln.
»Kennst du diesen jungen Mann, Pam?« Ihre Augen waren voller Jugend und Versprechen, als sie Jeffs liebevollem Blick begegneten. »Nein«, sagte sie. »Ich glaube nicht.«
»Er sagt, er hätte dich im Tennisclub kennengelernt.«
Sie schüttelte den Kopf. »Ich glaube, daran würde ich mich erinnern. Kennst du Dennis Whitmire?« fragte sie Jeff unschuldig.
»Mallorca«, sagte Jeff mit vor Anspannung heiserer Stimme. »Das Bild, der Berg…«
»Wie bitte?«
»Ich glaube, Sie sollten besser verschwinden, wer immer Sie sind«, schaltete
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