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Grimwood, Ken - Replay

Grimwood, Ken - Replay

Titel: Grimwood, Ken - Replay Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das zweite Spiel
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zog nach Boston, mietete ein Apartment in Beacon Hill. Die Geschichte ging ihren vertrauten Gang: Diem wurde in Saigon gestürzt; John Kennedy wurde wieder einmal ermordet. Das Vatikanische Konzil entlatinisierte die katholische Messe, und die Beatles kamen, um die Herzen Amerikas zu erobern.
    Jeff rief im März bei den Phillips’ an, in der Woche, in der Jack Ruby wegen der Ermordung Lee Harvey Oswalds schuldig gesprochen und zum Tode verurteilt wurde; niemand hatte jemals etwas von Nelson Bennett gehört. Pamelas Mutter ging ans Telefon.
    »Hallo, könnte ich mit… Pam sprechen, bitte?« »Kann ich ihr sagen, wer angerufen hat?« »Hier ist Alan Cochran, ein Schulfreund von ihr.«
    »Nur eine Minute, lassen Sie mich nachsehen, ob sie beschäftigt ist.«
    Jeff wickelte nervös die Telefonschnur auf und ab, wahrend er darauf wartete, daß Pamela an den Hörer kam. Er hatte den falschen Namen aus seiner Erinnerung hervorgekramt, als jemanden, von dem Pamela einmal erwähnt hatte, daß sie sich mit ihm auf der High-School verabredet hatte; aber hatte sie den Jungen zu diesem Zeitpunkt überhaupt schon kennengelernt? Er konnte es nicht sagen.
    »Alan? Hi, was gibt’s denn?«
    »Pam, bitte leg nicht auf; hier ist nicht Alan, aber ich muß mit dir sprechen.«
    »Wer denn dann?« In ihrer kindlich verspielten Stimme lag mehr Interesse als Verärgerung.
    »Hier ist Jeff Winston. Ich war letzten Sommer eines Morgens bei euch zu Hause, und…«
    »Yeah, ich erinnere mich. Mein Dad meinte, ich sollte nie wieder mit dir sprechen.«
    »Ich kann ihm nachempfinden, daß er so fühlt. Du darfst ihm nicht sagen, daß ich angerufen habe. Ich habe mich… nur gefragt, ob du schon angefangen hast, dich an irgendwas zu erinnern.«
    »Was meinst du damit? An was erinnern?«
    »Oh, vielleicht an Los Angeles?«
    »Ja, klar.«
    »Du erinnerst dich?«
    »Klar, meine Eltern und ich haben Disneyland besucht, als ich zwölf war. Wie sollte ich mich nicht daran erinnern?«
    »Ich dachte eher an etwas anderes. Einen Film vielleicht, einer mit dem Titel Starsea? Klingt das ein bißchen bekannt für dich?«
    »Ich glaube nicht, daß ich den je gesehen hab’. Hey, du bist reichlich seltsam, weißt du das? Wie kommt es eigentlich, daß du mit mir sprechen willst?«
    »Ich mag dich einfach, Pamela. Das ist alles. Macht es dir was aus, wenn ich dich so nenne?«
    »Alle nennen mich Pam. Und abgesehen davon sollte ich nicht mit dir sprechen. Ich lege jetzt besser auf.«
    »Pamela…«
    »Was?«
    »Hast du den Brief noch, den ich dir geschickt habe?«
    »Ich hab’ ihn weggeworfen. Wenn mein Dad ihn gefunden hätte, dann hätte er Zustände bekommen.«
    »Das macht nichts. Ich bin nicht mehr in Florida; ich lebe jetzt in Boston. Ich weiß, du willst dir meine Nummer nicht aufschreiben, aber ich bin bei der Auskunft registriert. Wenn dir je danach sein sollte, mit mir Kontakt aufzunehmen…«
    »Wie kommst du darauf, daß ich das würde tun wollen? Mann, du bist wirklich seltsam.«
    »Ich glaube auch. Aber vergiß nicht, du kannst mich jederzeit anrufen, bei Tag und bei Nacht.«
    »Ich werd’ jetzt auflegen. Ich glaube, du solltest mich nicht mehr anrufen.«
    »Werd’ ich nicht. Aber ich hoffe, bald von dir zu hören.«
    »Bye.« Sie klang nachdenklich, als hätte dieser hartnäckige junge Mann mit seinen seltsamen Fragen ihre Neugier geweckt. Aber Neugier bedeutete nichts, dachte Jeff traurig, als er ihr auf Wiedersehen sagte; er blieb für sie ein Fremder.

    Der Angestellte im Harvard-Coop tippte den Preis in die Kasse ein, gab Jeff sein Wechselgeld und das Candy -Exemplar, das er gerade gekauft hatte. Draußen wimmelte der Platz von Studenten, die sich auf den Beginn des neuen Schuljahres vorbereiteten. Ein absichtsvoll schmuddeliger Haufen, bemerkte Jeff; und als er zum Universitätskino hinüberblickte, in dem gerade A Hard Day’s Night lief, sah er einen bärtigen jungen Mann diskret Fünf-Dollar-Streichholzdöschen mit Marihuana verkaufen. Es war bereits anderthalb Jahre her, daß Leary und Alpert von Harvard entlassen worden waren und auf der anderen Flußseite am Emerson Place ihre eigene kurzlebige »Internationale Vereinigung für inneren Frieden« gegründet hatten. Die Sechziger, wie man sich an sie erinnern würde, schienen Cambridge früher zu erreichen als Emory. Dennoch war der Epochenwechsel noch nicht ganz vollendet; nur ein einsamer Protestierer stand auf dem Harvard Square und verteilte ruhig Flugblätter, die Amerikas Präsenz

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