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Grimwood, Ken - Replay

Grimwood, Ken - Replay

Titel: Grimwood, Ken - Replay Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das zweite Spiel
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in Vietnam beklagten. An dem Tisch, der neben dem Zeitungskiosk aufgestellt war, boten ein paar Studenten Buttons mit der Aufschrift »Stoppt Goldwater« und »L.B.J. 64« an. Ihre Desillusionierung würde nicht lange auf sich warten lassen.
    Jeff ging die Stufen des MTA-Bahnhofs hinunter, stieg in einen der straßenbahnähnlichen U-Bahn-Wagen. Hinter Kenmore Square gelangte die Bahn an die Oberfläche, überquerte den Charles auf der Longfellow Bridge. Zu seiner Rechten sah Jeff Arbeiter auf Gerüsten, die letzte Hand an das neue Prudential Center legten; der John Hancock Tower mit seinen häßlichen vorspringenden Fenstern lag noch weit in der Zukunft.
    Was würde er mit dieser Zukunft jetzt anfangen, fragte er sich, mit den langen und leeren Jahren, die er, wieder allein, vor sich hatte? Es war über ein Jahr her, daß er die vierte Wiederholung seines Lebens begonnen hatte, und sein ganzer Optimismus, mit dem er diesem Replay an der Seite von jemandem, den er von ganzem Herzen liebte, dessen Erfahrung und Verständnis seinem entsprach, entgegengesehen hatte, war verschwunden. Pamela blieb ein Kind, das nichts davon wußte, wer und was sie, sie beide, früher einmal gewesen waren.
    Vielleicht waren einige ihrer Ideen über östliche Religion richtig gewesen, in einer für sie beide unbegreiflichen Weise. Vielleicht hatte sie in ihrem letzten Leben vollständige Erleuchtung erlangt, und ihre Seele, oder ihr Wesen, oder was auch immer, war fortgegangen, um eine Art von Nirwana aufzusuchen. Was bedeutete dies dann für das unschuldige junge Mädchen, das jetzt in Westport lebte? War diese Person nur eine körperliche Hülle ohne jeden Geist; ein Abklatsch der wirklichen Pamela Phillips, der sich ohne Sinn und Zweck durchs Leben bewegte? Vielleicht konnte ihr oder sein Zweck mit dem einer animierten Puppe in einem Schauspiel oder einem Film verglichen werden, dem eines seelenlosen Roboters. Die unbegreifliche äußere Macht, die diese Wiederholungen in Gang gesetzt hatte, könnte die falsche Pamela einzig und allein dazu benutzen, die Illusion aufrecht zu erhalten, daß die Welt ihren normalen, ursprünglichen Mustern folgte, mit einem intakten Milliardenpersonal.
    Doch zu wessen Nutzen? Wer war das Publikum, das getäuscht werden sollte? Jeff? Er hatte geglaubt, der erste und, bis er Pamela traf, der einzige Mensch zu sein, dem dies jemals widerfahren war; vielleicht war er auch der letzte gewesen oder zumindest einer der letzten, die sich der endlosen Wiederholungen bewußt werden sollten. Pamela hatte spekuliert, diese Jahre würden solange fortfahren sich zu wiederholen, bis jeder auf der Erde erkannt hatte, was vor sich ging. Konnte es statt dessen sein, daß die Erkenntnis stückweise stattfinden sollte, bei jeweils nur einem Individuum anstelle einer plötzlichen planetarischen Bewußtwerdung? Und wenn jeweils ein Mensch die Wahrheit erkannte, hatte er oder sie damit aufzusteigen begonnen, um der ewigen Wiederkehr dessen, was einmal als Realität erschienen war, zu entfliehen?
    Das hieße, daß die ganze Menschheitsgeschichte, Vergangenheit und Zukunft, möglicherweise nichts als eine Täuschung waren: falsche implantierte Erinnerungen und Berichte, trügerische Hoffnungen auf eine zukünftige Welt. Daß das Entstehen der menschlichen Rasse, ihre Kulturen und ihre Technik und ihre Annalen vorherbestimmt und von irgendeiner unsichtbaren Macht, die 1963 aufgetaucht sein mochte, bereits festgelegt waren… und daß die ganze Spanne der Menschheit auf dieser Erde nach subjektiver Zeitrechnung nicht weiter reichte als bis 1988, oder kurz darüber hinaus. Diese sich wiederholende Schleife konnte die Gesamtheit der menschlichen Erfahrung umfassen, und die Erkenntnis dieser Tatsache konnte das Merkmal dafür sein, daß ein Individuum den Gipfel der Bewußtheit erreicht hatte.
    Was bedeuten würde, daß Jeff und jedermann unbewußt seit Äonen, wortwörtlich seit dem Anbeginn der Zeit an wiederholt hatten; und dies könnte sein letzter Zyklus sein, wie es der vorhergehende für Pamela gewesen war. Der Rest der Bevölkerung existierte entweder in einem Zustand der Vorbewußtheit oder als Automaten, deren ursprüngliche Seelen und Identitäten aus diesen Körpern herausgewachsen waren, wie es bei Pamela der Fall gewesen war. Und es gab keine Möglichkeit festzustellen, welche der Leute, die er traf, noch »schliefen« und welche bereits eine andere Seinsstufe erreicht und ihr lebendiges, atmendes Ebenbild als Teil des

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