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Grippe

Grippe

Titel: Grippe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wayne Simmons.original
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alles. Grundgütiger, nicht einmal annähernd. Die Leichen ruhten nicht. Niemand wusste sich einen Reim darauf zu machen. Bloß ein paar Fernsehgesichter behaupteten, die Grippe habe sich weiterentwickelt, sei mutiert. Das Virus wuchere in den Toten und nehme sogar basische Körperfunktionen in Beschlag. Es war der Stoff, aus dem Horrorfilme gedreht wurden. Zuerst schlugen die Leichname die Augen auf, dann zuckten ihre Glieder, und schließlich waren sie auf den Beinen, bewegten sich fort und reagierten auf ihr Umfeld. So gingen sie gemeinsam auf die Jagd – wie ein Pack ausgezehrter, hungriger Köter.
    Das erwartete sie draußen und war die Alternative zu dieser Besenkammer. Geri hatte es bereits gesehen und überdeutlich zu spüren bekommen.
    Aber überlebt.
    Deswegen wollte sie nun nicht die Flinte ins Korn werfen. Geris Herz raste, und ihr Kopf brummte, doch umso entschlossener klammerte sie sich an den Stiel in ihren Händen. So starrte sie im Düsteren die Tür an und wartete …

    Der Tätowierte mit den Piercings wusste, woran er war, als er zügig die Treppe hinunterkam, auch wenn er noch rot verquollene Augen vom Schlafen hatte. Schwarze Lidstriche gaben seinem Gesicht einen krankhaft abgehärmten Anstrich.
    »Du hast gerade ein Mädchen in die Rumpelkammer geschmissen?«, fragte er verwirrt und runzelte die Stirn. Er war sich nicht sicher, ob er das gerade im Traum – Alptraum? – gesehen hatte oder in Wirklichkeit.
    »Genau«, antwortete Sturmhaube. »Vielleicht ist sie … krank.«
    »Krank?!«, fragte Tattoo gespielt aufgeregt. »So wie in: › Voll krank, Mann!‹, oder was meinst du? Doch nicht etwa – und lass mich das angemessen deutlich ausdrücken – gottverdammt grippekrank?!«
    »Kein Plan«, erwiderte Sturmhaube. »Sie hat geniest, also –«
    »Geniest!«, unterbrach Tattoo. Jeder Muskel in seinem Gesicht bebte vor Unglaube und Zorn. »Und dann schaffst du sie hierher? In unsere Bude?!«
    Dabei warf er dramatisch die Hände hoch. Er kannte diesen Deppen doch lange genug und wusste, dass man ihn bei der Ausgabe von Gehirnzellen übergangen hatte. Das aber schlug dem Fass den Boden aus.
    » Mir blieb kaum eine andere Wahl! Die Schlampe ließ sich nicht abschütteln. Hat die Tür fast eingeschlagen, und diese Säcke … die sind überall! Die hätten spitzgekriegt, dass wir hier wohnen, und dann …« Seine Rechtfertigungen wurden leiser, ehe er abbrach, um nicht das Offensichtliche auszusprechen.
    »Fuck!«, brüllte Tattoo und hob erneut die Arme, als wolle er zu Gott beten, während er seine Verwünschungen wiederholte.
    Sein Kumpel gab die Verteidigungsversuche auf und ließ seinen kräftigen Körper auf einen Telefontisch im Flur sacken. Für den Tätowierten sah es so aus, als fange er gleich zu flennen an. Unter der dämlichen Wollmaske hätte er die lachhaften Tränen nicht bemerkt. Erbarmen hatte er jedoch nicht mit ihm – mit niemandem, der sich wie ein Tölpel aufführte. Diese Leute stellten seine Geduld auf die Probe, und in einer solchen Gemütslage konnte man ihn leicht auf die Palme bringen.
    » Zieh das blöde Ding aus«, verlangte er und hockte sich auf die untere Treppenstufe.
    »Es schützt mich vor der Grippe.«
    »Nein, tut es nicht!« Tattoo seufzte.
    Dieses Thema hatten sie x-mal durchgekaut.
    »Doch. Die Nachrichtensprecher meinen, man solle immer Nase und Mund –«
    «Die Nachrichtensprecher sind tot«, erwiderte Tattoo lapidar. »Die Forscher sind tot, die Bullen, die IRA … und die Wichser im Parlament?«, fragte er rhetorisch. »Genau, auch tot.« Dann fuhr er sich mit der Hand über die Stoppeln bis in den Nacken, als wolle er eine Falte in seiner Kopfhaut glätten. »Warum nimmst du also nicht endlich diese doofe Haube ab«, fügte er leise hinzu, »und erzählst mir, wie du diese Scharte auswetzen willst? Klar und deutlich.«

    Minuten vergingen wie Stunden. Die Dunkelheit bedrängte sie, weil sie in der engen Kammer nicht das Geringste sehen konnte. Letztlich gab Geri das angespannte Warten auf und fand sich damit ab, dass man sie wohl eine Weile hier brüten lassen wollte. Klar war das misslich, zumal sie dringend aufs Klo musste.
    Sie tastete die Umgebung ab; vielleicht entdeckte sie etwas Nützliches, obwohl sie keine konkreten Vorstellungen hatte, was das sein sollte und warum sie es überhaupt tat. Wahrscheinlich vertrieb sie so die Langeweile und den Gedanken an ihre pralle Blase. Dass dieses Loch unter der Treppe irgendwelche Schätze beherbergte,

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