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Grippe

Grippe

Titel: Grippe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wayne Simmons.original
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Neigungen, ganz zu schweigen von den Erfahrungen, die er selbst gemacht hatte …
    Er drehte sich zu Karen um und hielt einen Finger vor die Lippen, damit sie sich leise weiterbewegte. Sie nickte, ehe sie Anstalten machte, die Wohnung zu betreten, doch er hielt sie zurück, weil er vorgehen wollte. Der Gestank verdorbener Nahrungsmittel und von weiß der Teufel was sonst traf ihn wie ein Hammerschlag auf den Kopf. Es roch abscheulich nach wochenlanger Verwahrlosung, in deren Zuge die geschlossenen Fenster beziehungsweise die täglich einfallende Sonne so etwas wie einen Treibhauseffekt bewirkt hatten.
    Pat drehte sich kurz um. Karen folgte dich hinter ihm. Sie hatte die Pistole auf den Boden gerichtet, und ihn beeindruckte, wie souverän sie nun mit der Waffe aussah. Kaum vorstellbar, dass sie sie vorgestern noch festgehalten hatte, als sei es irgendein Teufelsding oder eine verbotene Frucht. Ein liebes Mädchen wie Karen sollte nicht so abgebrüht mit einer Knarre aussehen, fand er, obwohl er sich eines Lächelns nicht erwehren konnte.
    Sie schlichen leise durch den Flur. Da die Wohnung wie alle anderen angelegt war, fanden sie sich leicht zurecht und suchten die Küche auf in der Hoffnung, sich mit noch mehr Konserven eindecken zu können. Die Räume waren in einem noch erbärmlicheren Zustand, als sie erwartet hatten. Pat hatte noch nie so viele Fliegen auf einem Haufen gesehen, und dann dieser Mief …
    Er knallte die Tür fest zu und wandte sich kopfschüttelnd an Karen. »Wir können da beim besten Willen nicht reingehen«, meinte er. »Sowieso werden wir nichts Brauchbares finden.«
    Karen nickte und machte kehrt, um das Apartment zu verlassen. Auf dem Weg streckte sie geistesabwesend eine Hand nach der Badezimmertür aus, drehte den Knauf und öffnete, ehe Pat sie aufhalten konnte. Die Tür schlug ihr ins Gesicht, und ein Mann trampelte aus dem kleinen Raum. Sein ganzes Gesicht war mit blutigem Schleim verklebt. Ein kurzer Blick an ihm vorbei offenbarte eine rot bespritze Toilette und noch mehr ekelhafte Insekten.
    Karen fiel rückwärts hin, und der Tote verharrte bedrohlich über ihr.
    Pat tat das Erstbeste und stürzte sich auf ihn, dass sie beide durch den Flur aus der offenen Wohnungstür taumelten und draußen auf dem kalten Plattenboden liegenblieben. Pat rang mit der Kreatur, da seine Pistole bei dem Händel über den Korridor gerutscht war. Irgendwie gelangte der Tote über ihn, und er hätte nie geglaubt, dass sie so stark und aggressiv sein konnten. Mit einer Hand hielt er das Gesicht von seinem fern, während er mit der anderen nach der Waffe langte. Das Ding bleckte die Zähne, faulig und mit dem gleichen Brei verschmiert, der aus Augen und Nase quoll. Das enervierende Brummen der Mücken um ihn verband sich mit seinem desolaten Stöhnen zu einem schrecklichen Getöse.
    Pat wehrte sich nach Leibeskräften, doch der Teufel war echt überall – zerrte, kratzte und … wollte beißen. Jetzt klaffte sein Maul über dem Ärmel von Pats Lederjacke und senkte sich weiter. Er spürte den Hunger und erkannte die animalischen Triebe, die das Hirn mitsamt allen Funktionen des Körpers in Beschlag genommen, den Menschen zu einem schieren Raubtier gemacht hatten. Dieses Wesen war kein gleichmütiger Seuchenwirt mehr, sondern ein Jäger, und zwar ein unbezähmbarer.
    Ein Schuss fiel aus nächster Nähe, und sogleich sah Pat nichts mehr, da ihm Blut ins Gesicht spritzte. Ein zweiter Knall, dann Stille. Der Tote versuchte nicht länger, an seiner Jacke zu knabbern. Er hatte aufgehört, an seiner Kleidung, seinem Körper zu ziehen und zu kratzen. Pat stieß ihn wie eine verendete Ratte mit den Füßen weg und raffte sich auf. Dann wischte er sich das Gesicht sauber und spuckte, um bloß nichts von dem Blut des Mistkerls zu schlucken.
    »Hab ich getroffen?«, hörte er Karen von drinnen.
    Als er sich umdrehte, hielt sie die Pistole nach unten – exakt so, wie er es ihr vorgebetet hatte. Im fahlen Licht sah sie mit dem weißen Kleid, das in seinen Augen sinnbildlich für ihre Unschuld stand, beinahe unheimlich aus. Jetzt war ein einzelner Blutspritzer daran zu sehen. Immer noch blickte sie naiv drein und fragend, als sei sie sich nicht einmal sicher, das Richtige getan zu haben. Mit einem Mal wurde Pat bewusst, dass sie bereits zum Killer geworden war und längst gelernt hatte, sich zu verteidigen. Trotzdem blieb sie die selbe Person wie zuvor. Vielleicht war es in dieser neuen Welt, in der der Tod so fest zum

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