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Grippe

Grippe

Titel: Grippe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wayne Simmons.original
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einander an, ehe sie in die Luft starrten. Geri führte sich auf, als sei sie von allen guten Geistern verlassen. McFall behalf sich, indem er sich wieder seinem Tee widmete, während Lark einfach die Wand neben sich anstarrte und seinen stoppeligen Kopf kratzte. Keiner der beiden schien zu wissen, was sie am besten antworten oder tun sollten.
    » Oder heißt ›lauschig ‹ , drei volle Tage lang nichts zu fressen zu kriegen, weil ihr zwei Feiglinge solchen Schiss habt, dass ihr mir nicht einmal einen Zwieback unter der Tür zuschieben könnt?! Na, heißt es das?«
    »Also, wir –«, hob McFall an, um gleich wieder das Wort abgeschnitten zu bekommen.
    »Oder: Vielleicht steht › lauschig ‹ auch dafür, wie im Flüchtlingslager in einen verfickten Topf auf dem verfickten Boden pissen zu müssen! Meint ihr das?!«
    Lark schaute auf den umgestoßenen Pott draußen am Terrassenboden. Der gelbe Inhalt breitete sich in den Fugen der Fliesen aus. Dabei wurde ihm ein wenig übel, also wandte er sich wieder Geri zu.
    Sie war in Tränen ausgebrochen. Nachdem sie sich an den Tisch gesetzt hatte, vergrub sie ihr Gesicht in den Händen. McFall, der sich ebenfalls mit seinem Getränk niedergelassen hatte, wich einmal mehr ruckartig vor ihr zurück, als seien Tränen noch ansteckender als Niesen.
    » Hör zu, Herzchen«, begann Lark, »Wir mussten dich drei Tage draußen alleinlassen. Fertig aus.«
    »W-warum drei?«, wimmerte sie. Ihr langer Oberkörper nahm fast den ganzen Tisch ein, als sie ihren vor Müdigkeit schweren Kopf darauflegte.
    »Weil sie das so in den News gesagt haben«, protzte McFall mit seinem Wissen. »Es gibt eine … weiß nicht mehr, wie ’ s heißt … Inkarnationszeit oder so, die anfängt, sobald man sich die Grippe einhandelt, und aufhört, wenn man sieht, dass man sie sich, äh … eingehandelt hat. So in der Art halt …«
    Geri heulte weiter, aber ihr Schluchzen beruhigte sich allmählich. Lark bemerkte, wie groß sie war und wie leuchtend rot ihr Haar. Hätte er nicht gewusst, dass es in dieser schönen, neuen Welt kaum möglich war, wäre er davon ausgegangen, sie färbe sie, weil sie so strahlten. Eigentlich hätte ihr Schopf ja stinken und fettig sein, das Haar strähnig am Schädel kleben müssen, doch es sah vielmehr schlicht prachtvoll aus. Er stellte sich die unsinnige Frage, ob sie im Schrank auf der Terrasse Shampoo gefunden hatte. Außerdem wurde ihm bewusst, wie attraktiv sie war.
    McFall waren ihre Tränen besonders peinlich, und er schien sich sogar davor zu fürchten, auch Lark war in Wirklichkeit kein Fan von derart aufbrausenden Gefühlen. In der alten Welt hätte er sich nicht mit Sensibilität brüsten können, und mit seiner Toleranz diesbezüglich war es auch in der neuen nicht sonderlich weit her.
    Geris Tränen wichen einem irren Lachen. Für das Duo kam dies genauso überraschend wie erleichternd, Letzteres indes nur kurz.
    Lark schaute seinen Kumpanen verblüfft an. Der Ältere erwiderte den Blick und zuckte mit den Schultern wie immer.
    » Bist du in Ordnung, Puppe?«, fragte Lark und bewegte sich lächelnd, aber vorsichtig auf sie zu. Ihm schwante, sie mochte doch infiziert sein, vielleicht mit einer Abart des Virus, die mit dem Rinderwahnsinn zu tun hatte. Davon hatte er auch im Fernsehen gehört, lange bevor die Leute bemüßigt gewesen waren, sich wirkliche Sorgen um die Grippe zu machen. Wie immer hatten sich ein paar Kabarettisten über die Berichterstattung lustig gemacht und die Untersuchungen durch den Kakao gezogen, die an den ersten Kranken durchgeführt worden waren. In einem Sketch hatte ein Typ mit Geweih auf dem Kopf vor einem Formular gehockt und sich am Kinn gekratzt, weil er nicht wusste, was er darauf ankreuzen sollte – Schweinepest, Vogelgrippe, Zwingerhusten oder eben Rinderwahnsinn.
    Geri lachte weiter und von Sekunde zu Sekunde lauter. Lark glaubte fast, sie denke an die Szenen, die gerade in seinem Kopf herumspukten. Er kam näher, und zwar weiterhin behutsam, falls die Symptome der Seuche bereits zu Aggressionsschüben führten. Gerade als er eine Hand nach ihr ausstrecken wollte, fuhr sie ruckartig auf und hielt beiden den Revolver vor, den McFall auf dem Tisch liegengelassen hatte.
    »Jesus Christus«, schnaufte Lark und trat automatisch mit erhobenen Händen zurück.
    Dann warf er McFall, der wundersamerweise anders als sonst ruhig blieb, einen Blick zu. Obwohl er ihn noch nicht lange kannte, hatte Lark ihn längst als fahrigsten und wohl

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