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Grippe

Grippe

Titel: Grippe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wayne Simmons.original
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überall, und ihre ungeheure Vielzahl schien sich mit jedem Tag zu vermehren, sodass es fast unmöglich wurde, das Haus zu verlassen. Insgeheim ahnte Geri, dass sie bald versuchen würden, hereinzukommen. Klar, die Bude war verriegelt, also sicher genug mit der massiven Haustür und den vergitterten Fenstern, doch dann gab es die Terrasse hinten. Der hölzerne Gartenzaun dort hielt sie vorerst ab, aber es war nur eine Frage der Zeit, bis sie sich derart vermehrt hatten, dass sie die Kraft zum Durchbruch aufwenden konnten. Schafften sie dies erst … nun, dann war die Terrasse nichts weiter als ein etwas größeres Gewächshaus.
    Aber halt – sie wollte nicht über solche Dinge nachdenken.
    Ich werde überleben.
    Sie versuchte, sich auf das Schöne zu konzentrieren, Erinnerungen an die gute, alte Zeit. Auf glückliche Momente und Sachen, die ihr das Gefühl gaben, eine Frau zu sein – endlich wieder.
    Geri war ein verwöhntes Kind gewesen, ihr Vater ein gewiefter Unternehmer und ihre Mutter Lehrerin. Sie selbst wuchs quasi als Hybrid aus beiden auf, pragmatisch und umsichtig wie Mutter, scharfsinnig und -züngig wie ihr alter Herr.
    Im zarten Alter von einundzwanzig hatte sie das Verhätscheln satt, packte die Koffer und steckte Daddys Kreditkarte ein. Zwei Jahre später kehrte sie zurück, hatte etwas von der Welt gesehen und vierzig Riesen Schulden gemacht. Ihr Herr Papa war nicht begeistert davon, dass sie ihre Mutter kein einziges Mal angerufen hatte, und scherte sich dabei nicht einmal um die Miesen auf seinem Konto. Natürlich war das alles damals so irrelevant wie heute, und man nahm Geri erneut herzlich im Kreis der Familie auf.
    Sie bestand darauf, für das Minus aufzukommen, obwohl ihr Vater sich dagegen aussprach. So arbeitete sie es in seiner Firma ab, wobei sie lernte, wie man Geschäfte machte und wie besser nicht. Dadurch schärfte sie jenen Eigensinn, für den Dad längst berühmt war. Ihr Supermodel Konkurrenz machendes Aussehen erleichterte dies logischerweise ein wenig. Sie zeigte von sich, was gezeigt werden musste, um in einer Welt voranzukommen, die von Frauenverächtern regiert wurde. Letztlich waren es dennoch durchtriebene Luder wie sie, die die Macht an sich rissen. Nun entsann sie sich jener Zeit wieder. Damals hatte sie sich für etwas Besonderes gehalten und geglaubt, sie hielte die Fäden in der Hand. Sexy war sie sich vorgekommen.
    Ein beiläufiger Wisch über den kleinen Spiegel, nachdem sie ihn ans Fußende gestellt hatte, gab ihr die Frau preis, die sie heute war. Trockene, leichenblasse Haut sah sie, übernächtigte Pupillen glommen ihr entgegen. Mit solchen Augenringen und vom Hungern hohlen Wangen kam sie sich vor wie eine alt gewordene Emo-Göre. Sie streckte den dicken Zeh ihres heilen Fußes aus dem Wasser und trat das Glas von der Kante. Brauch ich nicht, besten Dank, dachte sie.
    Mit einem Ruck stand sie auf, um sich klatschnass und immer noch seifig in den Frotteemantel zu hüllen, den sie in einem der Schlafzimmer gefunden hatte.
    Ohne sich selbst weiter zu betrachten oder aus dem Fenster zu schauen, das zu stark beschlagen war, schlich Geri hinaus und ins nächste Zimmer. Sie lugte auf die Straße, achtete aber sorgfältig darauf, in Deckung zu bleiben.
    Was sie sah, ließ ihren Bauch kribbeln.
    Ein Landrover der Polizei parkte mitten auf der Straße, umringt von Toten.
    Waren dies ihre Retter?

    Geri rannte los, musste aber gleich wieder langsamer machen, da sich ihr Fuß schmerzlich bemerkbar machte. Im Schlafzimmer zog sie sich so rasch wie möglich an, ehe sie zurück ins Bad humpelte, um den Spiegel aufzuheben, den sie von der Wanne getreten hatte. Geschwind war sie notdürftig geschminkt und hatte sich ein Handtuch ums Haar gewickelt. Dann ging sie hinunter. Nicht einmal fünf Minuten waren dabei verstrichen, wobei sie wiederholt aus den Fenstern gespäht hatte, um sich über den Verbleib ihrer mutmaßlichen Retter zu versichern.
    Die dumpfen Rufe von der Terrasse ignorierte sie, als sie das Wohnzimmer betrat und die Vorhänge weit zurückzog. Sie winkte in Richtung des Landrovers, bemerkte jedoch kein Lebenszeichen. Nach wie vor tummelte sich eine Vielzahl Toter davor, aber sie wedelte erneut mit den Armen in der Hoffnung, dass diejenigen, die vielleicht im Wagen hockten, auf sie aufmerksam wurden.
    Eine Hand ragte aus der ihr zugewandten Türscheibe heraus und gestikulierte vehement, Geri solle sich verstecken, was sie befolgte, indem sie sich hinter den

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