Grippe
unterhielt sich mit dem Cop, der allerdings wütend wurde und sofort auf den Kleinen eindrosch. Charley war selbst in seinen besten Zeiten kein Schläger gewesen, also richtete der Bulle ihn ziemlich übel zu.
Lark wusste nicht, was er tun sollte. Er sah sich um, doch auf der Straße war kaum jemand unterwegs. Diejenigen, die den Vorfall sahen, drehten sich rasch um und nahmen Reißaus. Niemand wollte Ärger, was bestimmt auch für Lark galt. Letztlich musste er aber irgendwie handeln, weil Charley ansonsten wohl totgeprügelt wurde. Der Cop saß nun auf ihm am Boden, als wolle er ihn gleich häuten.
Lark näherte sich leise fluchend.
»Hör mal«, begann er, »ich glaube, das reicht jetzt. Bestimmt hat er ’ s verdient, aber wenn du ihn in Ruhe lassen könntest …«
Norman blickte zu Lark auf und grinste. Charleys Blut verschmierte sein Gesicht, befleckte seine Uniform. Er sah aus wie nach einem Wettessen, das er als heißer Favorit in der Disziplin Sahnetorte gewonnen hatte. Während er den irren Blick nicht von Lark abließ, zückte er seine Pistole und hielt sie dem armen Charley an die Birne. Lange verharrte er so, bis er sie endlich langsam zurück in den Holster steckte. Dann langte er mit einer Hand in Charleys Jacke und zog einen durchsichtigen Plastikbeutel Koks heraus. Immer noch lächelnd stierte er Lark an, als er gemächlich aufstand.
»Sagt nein zu Drogen«, posaunte er und steckte sich das weiße Pulver in die Tasche …
»Das Bier ist draußen«, verkündete Norman hier und jetzt. »Im Landrover.« Er schob Lark die Autoschlüssel über den Tisch zu. »Gehst du ’ s holen?«, fragte er. Dieses Starren, dieses Grinsen …
McFall schaute seinen Kumpel beklommen an.
»Echt jetzt, Alter«, bemerkte er leise, »Mir reicht das eine hier, lass nur.«
Lark ging nicht darauf ein, hatte nur Augen für den Bullen. Es ging nicht um das Bier, sondern um weit mehr. Er nahm die Schlüssel vom Tisch.
»Gleich wieder da«, versprach er und erhob sich mit leichter Schlagseite.
»Sicher?«, hakte Norman im gespenstischen Ton nach, als Lark gerade in die Küche ging.
Er blieb kurz stehen und erwog, sich umzudrehen, um den Cop auf seine Bemerkung anzusprechen. Schließlich trat er doch ins Haus. Der Alkohol war ihm zu Kopf gestiegen, weshalb er sich ein bisschen schummrig vorkam. Auf dem Küchentisch schnappte er sich den Revolver und sah nach, ob er geladen war. Eine Patrone steckte in der Trommel. Aus einem Aschenbecher auf der Arbeitsplatte griff er sich ein paar weitere, um die Waffe leise zu laden. Seine Mundwinkel zogen sich hoch, als er daran dachte, wie Geri sie mit der selben Knarre in Verlegenheit gebracht hatte. Dieser Schachzug forderte ihm durchaus Respekt ab, zumindest ein wenig.
Genau in dem Moment kam sie mit dem anderen Cop im Schlepptau herein. Ihre Augen waren gerötet und glänzten, als ob sie geweint hätte.
»Was hast du vor?«, fragte sie, da er mit der Wumme hantierte.
»Bier tanken.« Er lächelte und warf dem zweiten Bullen, der am Revers des Mädchens klebte, einen misstrauischen Blick zu. Dann streichelte Lark mit einem Finger ihr verquollenes Gesicht.
»Flossen weg«, blaffte sie mürrisch und entzog sich, indem sie angewidert mit dem Kopf herumfuhr.
»Nicht okay?«, fragte er sie, obwohl er George anschaute.
»Nein, also rühr mich nicht an«, erwiderte sie und trat zurück, als sei er einer der wandelnden Krankheitsherde draußen. Faktisch schätzte sie Lark wohl noch weniger als die Toten, aber das nahm er in Kauf. Er brauchte sie genauso wenig. Niemand von ihnen interessierte ihn, einzig das Bier.
Wie Lark durch die Küche torkelte, streifte er Geris Begleiter.
»Was hast du für ein Problem?«, hörte er den jungen Kerl stänkern, als er bereits durch den Flur stapfte. An der Haustür nahm er das Schnüffeln eines einzelnen Toten von außerhalb wahr. Er lachte in einem plötzlichen Anflug von Heiterkeit, bevor er den Schlüssel umdrehte. Dann fasste er den Griff an.
Auf einmal stand Geri hinter ihm und legte den Arm gegen die Tür, damit er nicht öffnete.
»Lass dir das nochmal durch den Kopf gehen«, riet sie mit einem Blick, der auch von seiner Mutter hätte stammen können.
»Lass mich aufmachen«, verlangte er.
Sie bewegte den Arm nicht und schwieg. Einzig ihre Augen bannten ihn mit der typisch sauertöpfischen Miene einer Kindergärtnerin, die ein Sorgenkind maßregelte.
»Lass mich!«, grölte er aggressiver, da sie nicht reagierte.
Endlich zog sie den
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