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Grischa, Band 2: Eisige Wellen (German Edition)

Grischa, Band 2: Eisige Wellen (German Edition)

Titel: Grischa, Band 2: Eisige Wellen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leigh Bardugo
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und grub meine Zehen in den kühlen Kies.
    Maljen zog die Kapuze tiefer ins Gesicht und schob die Schakal-Maske hoch, tat danach das Gleiche bei mir und beugte sich zu mir hin. Die Schnauzen unserer Masken stießen gegeneinander.
    Ich musste lachen.
    »Beim nächsten Mal verkleiden wir uns anders«, sagte er genervt.
    »Größere Hüte?«
    »Vielleicht können wir uns einfach einen Korb über den Kopf stülpen.«
    Zwei Mädchen kamen schwankend auf uns zu. Sofort stand Tamar neben mir. Wir setzten die Masken wieder richtig auf.
    »Sagt uns die Zukunft vorher!«, verlangte das größere Mädchen und wäre fast über ihre Freundin gestolpert.
    Tamar schüttelte den Kopf, aber Maljen zeigte auf eines der Tischchen, auf dem blaue Emailletassen und eine goldene Kanne standen.
    Das Mädchen schenkte sich einen kleinen Schluck des zähflüssigen Kaffees ein. Die Suli lasen die Zukunft aus dem Kaffeesatz. Sie leerte die Tasse und zog eine Grimasse.
    Ich gab Maljen einen Knuff mit dem Ellbogen. Und nun?
    Er stand auf und ging zu dem Tischchen.
    »Hmmm«, brummte er mit einem Blick in die Tasse. »Hmmm.«
    Das Mädchen ergriff ihn beim Arm. »Was siehst du?«
    Er winkte mich zu sich. Ich biss die Zähne zusammen und beugte mich über die Tasse.
    »Sieht es schlecht aus?«, stöhnte das Mädchen.
    »Iiiist … guuut«, antwortete Maljen mit dem schlimmsten Suli-Akzent, den ich je gehört hatte.
    Das Mädchen seufzte erleichtert.
    »Du wiiirst treffen einen hübschen Fremden.«
    Die Mädchen klatschten kichernd in die Hände. Ich konnte nicht widerstehen.
    »Er wiiird sein sehr lüüüstlinger Mann«, warf ich ein. Mein Akzent war noch übler als der von Maljen. Wenn mich eine echte Suli gehört hätte, hätte sie mir vermutlich sofort eine gelangt. »Du musst rennen von diiiese Mann.«
    »Ach«, seufzten die Mädchen enttäuscht.
    »Du musst heiiiraten hässliiiche Mann«, sagte ich. »Sehr fett.« Ich deutete mit meinen Armen eine dicke Wampe an. »Er diiich wiiird machen glückliiich.«
    Ich hörte, wie Maljen unter der Maske prustete.
    Das Mädchen rümpfte die Nase. »Diese Zukunft gefällt mir nicht«, sagte sie. »Komm, wir probieren eine andere.« Sie waren kaum davongeeilt, da traten zwei stark angetrunkene Adelige an ihre Stelle.
    Einer hatte eine Hakennase und Hängebacken. Der andere schüttete sich den Kaffee in die Kehle, als wäre es Kwass, und knallte die Tasse dann auf den Tisch. »Na los«, lallte er und reckte den struppigen roten Schnurrbart. »Was steht mir bevor? Aber nur Gutes, wenn ich bitten darf.«
    Maljen tat so, als würde er die Tasse studieren. »Iiihr werdet kommen zu viiiel Reiiichtum.«
    »Ich bin schon reich. Was noch?«
    »Äh …«, wand sich Maljen. »Euer Weiiib Euch wiiird gebären dreiii schöne Söhne.«
    Der hakennasige Begleiter brach in schallendes Gelächter aus. »Na, dann weißt du wenigstens, dass es nicht deine Kinder sind!«, dröhnte er.
    Ich befürchtete, der zweite Adelige könnte beleidigt sein, doch er brüllte vor Lachen und sein Gesicht wurde noch roter.
    »Muss dem Lakaien gratulieren!«, trötete er.
    »Wie ich höre, kommen Bastarde in den besten Familien vor«, sagte sein Freund kichernd.
    »Nun, wir haben auch unsere Hunde. Aber sie dürfen nicht mit am Tisch sitzen!«
    Ich verzog das Gesicht unter der Maske, denn ich hatte den leisen Verdacht, dass sie auf Nikolaj anspielten.
    »Oje«, sagte ich, indem ich Maljen die Tasse abnahm. »Oje, wiiie trauriiig.«
    »Was denn?«, fragte der immer noch lachende Adelige.
    »Iiihr kahl werdet«, sagte ich. »Sehr kahl.«
    Sein Lachen verstummte und er griff mit einer fleischigen Hand nach seinem schütteren roten Haar.
    »Und Iiihr«, sagte ich und zeigte auf seinen Freund. Maljen trat mir auf den Fuß, aber ich ignorierte ihn. »Iiihr werdet Euch eiiinfangen die Korpa.«
    »Die was?«
    »Diiie Korpa!«, verkündete ich klagend. »Euer Gemächte wiiird schrumpfen zu niiichts!«
    Er erbleichte. Sein Adamsapfel ruckte auf und ab. »Aber …«
    In diesem Moment ertönten im Ballsaal Gebrüll und ein lautes Krachen. Irgendjemand hatte einen Tisch umgeworfen. Ich erblickte zwei Männer, die miteinander stritten.
    »Wir sollten verschwinden«, sagte Tamar und drängte uns fort von dem Aufruhr.
    Ich wollte etwas einwenden, aber da ging der Kampf erst richtig los. Die Leute schubsten und stießen einander und drängten zu den Terrassentüren. Die Musik war verstummt und es hatte den Anschein, als wäre auch eine Wahrsagerin in den

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