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Grischa, Band 2: Eisige Wellen (German Edition)

Grischa, Band 2: Eisige Wellen (German Edition)

Titel: Grischa, Band 2: Eisige Wellen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leigh Bardugo
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Gemächern des Dunklen führte. Am Fuß der Treppe attackierte uns ein kreischender Nitschewo’ja aus einem Durchgang und warf mich um. Maljen schlug mit dem Säbel nach ihm. Er waberte und formte sich dann neu.
    »Zurück!«, brüllte ich. Maljen duckte sich und ich halbierte das Schattenwesen mit dem Schnitt. Dann rannte ich mit hämmerndem Herzen die Treppe hinauf, nahm zwei Stufen auf einmal, dicht gefolgt von Maljen. Der Gestank von Blut lag in der Luft und ich hörte das markerschütternde Rattern der Geschütze.
    Als wir auf das Dach traten, rief jemand: »Weg da!«
    Wir konnten uns gerade noch ducken, da explodierte hoch über uns eine Grenatka . Wir waren kurz geblendet und es pfiff in unseren Ohren. Korporalki bedienten Nikolajs Geschütze und jagten einen Kugelhagel in das Gedränge der Schatten, von Fabrikatoren mit Munition versorgt. Die zweite Spiegelschüssel war von bewaffneten Grischa umringt, die die Nitschewo’ja mühsam abwehrten. David hielt ungelenk ein Gewehr und versuchte, die Stellung zu halten. Ich warf das Licht im hohen Bogen aus wie einen Peitschenhieb, der den Himmel aufriss und uns kostbare Sekunden verschaffte.
    »David!«
    David blies zwei Mal mit aller Kraft in die um seinen Hals hängende Trillerpfeife. Nadja setzte die Schutzbrille auf und der Durast drehte die Spiegelschüssel in Position. Ich hob die Hände und ließ Licht hineinströmen. Noch ein Pfiff. Die Schüssel neigte sich und ihre verspiegelte Oberfläche warf einen gleißenden Lichtstrahl zurück, der auch ohne Hilfe der zweiten Schüssel hoch in den Himmel schoss, die Nitschewo’ja durchschnitt und zu nichts verbrannte.
    Das Licht glitt in einem blendend hellen Bogen über den Himmel, richtete Verheerungen unter den schwarzen Geschöpfen an und dünnte ihre Horden so weit aus, dass das Zwielicht des Beljanotsch wieder zu sehen war. Beim Anblick der ersten Sterne erhob sich Jubel unter den Grischa und ich schöpfte trotz meines Entsetzens wieder Hoffnung.
    Da brach ein Nitschewo’ja durch. Er wich dem Strahl aus und warf sich mit voller Wucht gegen die Schüssel, die in ihrer Verankerung erbebte.
    Maljen griff ihn sofort an, führte Hiebe und Stiche. Mehrere Grischa versuchten, das Wesen bei den muskulösen Beinen zurückzuziehen, doch es entwand sich. Im nächsten Moment griffen die Nitschewo’ja von allen Seiten an. Ich sah, wie einer am Lichtstrahl vorbeihuschte und hinter die Schüssel sprang. Der Spiegel wackelte, kippte nach vorn. Das Licht flackerte und erlosch.
    »Nadja!«, schrie ich. Sie konnte gemeinsam mit dem Durasten in allerletzter Sekunde ausweichen. Dann stürzte die Schüssel mit dem lauten Krachen in Scherben gehenden Glases auf die Seite, und die Nitschewo’ja griffen erneut an.
    Ich schleuderte ihnen einen Lichtbogen nach dem anderen entgegen.
    »In den Kuppelsaal!«, schrie ich. »Verriegelt die Türen!«
    Die Grischa beeilten sich, waren aber nicht schnell genug. Ich hörte einen Schrei und sah, wie Fedjor mit entsetzter Miene von den Füßen gerissen und vom Dach geworfen wurde. Ich versuchte, uns mit einem strahlenden Lichtregen Deckung zu geben, aber die Nitschewo’ja ließen sich nicht zurückschlagen. Hätten wir nur beide Schüsseln gehabt. Hätten wir nur etwas mehr Zeit gehabt.
    Maljen war plötzlich wieder an meiner Seite, ein Gewehr in der Hand. »Sinnlos«, sagte er. »Wir müssen hier weg.«
    Ich nickte und wir wichen rückwärts zur Treppe zurück, während der Himmel von dem Gewimmel aus Schatten erfüllt wurde. Ich stieß mit dem Hacken gegen etwas Weiches und schwankte. Sergej kauerte vor der Kuppel. Er hielt Marie in seinen Armen, deren Bauch bis zur Kehle aufgeschlitzt war.
    »Alle sind tot«, schluchzte er und Tränen strömten über seine Wangen. »Keiner ist übrig.« Er drückte Marie noch fester an sich, wiegte sich hin und her. Es war ein furchtbarer Anblick. Die alberne, kichernde Marie mit ihren herrlichen braunen Locken.
    Wie eine schwarze Flutwelle rauschten die Nitschewo’ja über das Dach auf uns zu.
    »Hoch mit ihm, Maljen!«, rief ich und führte einen gleißenden Hieb gegen die anstürmenden Schatten.
    Maljen packte Sergej und zerrte ihn fort von Marie. Er schlug und strampelte, aber wir schafften ihn hinein und knallten die Türen hinter uns zu. Wir mussten ihn auf der Treppe halb schubsen und halb tragen. Als wir die zweite Treppenflucht erreichten, barst das Dach mit einem lauten Krachen. Ich schleuderte einen schneidenden Lichtbogen in die Höhe und

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