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Grischa, Band 2: Eisige Wellen (German Edition)

Grischa, Band 2: Eisige Wellen (German Edition)

Titel: Grischa, Band 2: Eisige Wellen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leigh Bardugo
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panisch.
    Draußen ertönte schon das schnarrende, surrende Brummen. Tolja knallte die Kapellentür zu und versperrte sie mit einer schweren Holzbohle. Die Sonnenkämpfer bezogen Stellung vor den Fenstern und hielten die Gewehre bereit.
    Tamar sprang über eine Bank und rannte an mir vorbei in die Apsis. »Kommt!«
    Ich sah ihr verwirrt nach. Wohin konnten wir uns jetzt noch wenden?
    Sie rannte zum Altar und griff nach einer vergoldeten Ecke des Triptychons. Ich staunte nicht schlecht, als der durch Nässe beschädigte Flügel aufschwang und den finsteren Einstieg zu einem Geheimgang preisgab. Auf diesem Weg waren die Sonnenkämpfer auf das Palastgelände gelangt. So war der Asket aus dem Großen Palast entkommen.
    »Wohin führt er?«, fragte David.
    »Ist doch egal«, gab Zoja zurück.
    Ein gewaltiger Donnerschlag ließ das Gebäude erbeben. Die Kapellentür zersprang in tausend Stücke. Tolja wurde zurückgeschleudert und die Finsternis brandete herein.
    Der Dunkle ritt auf einer Flut von Schatten, getragen von Ungeheuern, die ihn unendlich behutsam in der Kapelle absetzten.
    »Feuer!«, schrie Tamar.
    Schüsse krachten. Die Nitschewo’ja wanden und schlängelten sich rings um den Dunklen, waberten und setzten sich dann wieder zusammen, bildeten eine nahtlose, schwarze Wand, deren Lücken sich immer wieder neu füllten. Der Dunkle hielt nicht einmal inne.
    Nitschewo’ja strömten durch die Kapellentür. Tolja war schon wieder auf den Beinen und eilte mit gezogenen Pistolen zu mir. Tamar und Maljen flankierten mich, die Grischa nahmen hinter uns Aufstellung. Ich hob die Hände und rief das Licht auf, bereitete mich auf den Ansturm vor.
    »Ergib dich, Alina«, sagte der Dunkle. Seine kalte Stimme hallte in der Kapelle und übertönte Krach und Chaos. »Ergib dich und ich verschone alle anderen.«
    Als Antwort wetzte Tamar die Klingen ihrer Äxte mit einem bedrohlichen, metallischen Kreischen aneinander. Die Sonnenkämpfer legten ihre Gewehre an und ich hörte, wie der Feuerstein eines Inferni angeschlagen wurde.
    »Schau dich um, Alina«, sagte der Dunkle. »Du kannst nicht siegen. Du wirst nur zusehen, wie sie sterben. Komm zu mir und ich krümme ihnen kein Haar – weder deinen zerlumpten Soldaten noch den Grischa-Verrätern.«
    Ich sah mich in der Kapelle um – es war ein Albtraum. Die Nitschewo’ja schwärmten über uns und drängten sich unter der Kuppel, umringten den Dunklen als ein Gewölk aus Körpern und Schwingen. Durch die Fenster konnte ich sehen, dass sich draußen im Halbdunkel noch mehr zusammengeschart hatten.
    Die Sonnenkämpfer wirkten entschlossen, aber viele von ihnen waren schon gefallen. Einer hatte noch Pickel auf dem Kinn und sah trotz der Tätowierung nicht älter als zwölf Jahre aus. Ich, als ihre Heilige, hätte jetzt ein Wunder wirken müssen, aber das vermochte ich nicht.
    Tolja spannte die Pistolen.
    »Wartet«, sagte ich.
    »Alina«, flüsterte Tamar, »wir können dich immer noch in Sicherheit bringen.«
    »Wartet«, wiederholte ich.
    Die Sonnenkämpfer senkten die Gewehre. Tamar legte die Äxte auf die Hüften, hielt sie aber weiter fest gepackt.
    »Wie lauten deine Bedingungen?«, fragte ich.
    Maljen runzelte die Stirn. Tolja schüttelte den Kopf. Ich beachtete sie nicht. Vielleicht war es eine Finte, aber wenn es tatsächlich die Chance gab, sie zu retten, dann musste ich sie ergreifen.
    »Wenn du dich ergibst«, antwortete der Dunkle, »lasse ich sie alle frei. Dann können sie in das Kaninchenloch steigen und für immer verschwinden.«
    »Frei?«, flüsterte Sergej.
    »Er lügt doch«, sagte Maljen. »Er lügt immer.«
    »Eine Lüge ist nicht einmal nötig«, erwiderte der Dunkle. »Denn Alina will mich sowieso begleiten.«
    »Sie denkt nicht einmal im Traum daran«, zischte Maljen.
    »Ach nein?«, sagte der Dunkle. Seine Haare glänzten im Lampenschein. Die Aufrufung der Schattenarmee hatte ihren Tribut gefordert. Er war schmaler und blasser, sein Gesicht kantiger und trotzdem noch viel schöner. »Ich habe dir ja gesagt, dass dein Otkazat’ja dich nie verstehen wird, Alina. Ich habe dir gesagt, dass er dich am Ende fürchten und deine Macht missbilligen würde. Hatte ich etwa Unrecht?«
    »Du hattest Unrecht.« Ich bemühte mich, selbstsicher zu klingen, doch in meinem Herzen regten sich Zweifel.
    Der Dunkle schüttelte den Kopf. »Du kannst mich nicht belügen. Glaubst du, ich hätte dir immer wieder erscheinen können, wenn du nicht so einsam gewesen wärst? Du hast

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