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Grischa, Band 2: Eisige Wellen (German Edition)

Grischa, Band 2: Eisige Wellen (German Edition)

Titel: Grischa, Band 2: Eisige Wellen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leigh Bardugo
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unsere Blicke sich trafen, sagte er: »Wir geben unser Bestes.«
    Ich sah alle der Reihe nach an. Jeder nickte.
    Ich holte tief Luft. »Hast du noch eine Grenatka übrig, David?«
    Er holte zwei Eisenzylinder unter der Kefta hervor. »Das sind die letzten.«
    »Spar eine auf. Die andere benutzt du. Ich gebe das Zeichen. Sobald ich die Türen geöffnet habe, rennt ihr zu den Toren des Palastes.«
    »Ich bleibe bei dir«, sagte Maljen.
    Ich wollte etwas einwenden, sah jedoch sofort, dass es sinnlos gewesen wäre.
    »Wartet nicht auf uns«, schärfte ich den anderen ein. »Ich gebe euch so viel Deckung wie möglich.«
    Ein weiterer Donnerschlag zerriss die Luft.
    Die Grischa nahmen den Toten die Gewehre ab und versammelten sich hinter mir vor der Tür.
    »Gut«, sagte ich, drehte mich um und legte beide Hände auf die geschnitzten Türgriffe. Ich spürte in den Handflächen, wie die Nitschewo’ja sich gegen das Holz warfen. Ein pochender Schmerz durchzuckte meine Wunde.
    Ich nickte Zoja zu. Die Türen entriegelten sich knackend.
    Als ich sie aufriss, rief ich: »Jetzt!«
    David schleuderte die Granate in das Halbdunkel, und Zoja hob ihre Arme und beförderte den Zylinder hoch in die Luft.
    »Runter!«, brüllte David. Wir wichen ein paar Schritte in den Saal zurück, kniffen die Augen zu und pressten die Hände auf die Ohren.
    Die Explosion ließ den Boden unter unseren Füßen erbeben, der rötliche Blitz war trotz geschlossener Augen zu sehen.
    Wir rannten los. Die Nitschewo’ja waren auseinandergestoben, aufgescheucht durch Krach und Licht, aber wenige Sekunden später fielen sie schon wieder über uns her.
    »Lauft!«, schrie ich, hob die Arme und ließ mein Licht in feurigen Sichelbögen durch den lila Himmel sausen. Ein Schattenwesen nach dem anderen wurde durchschnitten, während Maljen mit dem Gewehr feuerte. Die Grischa eilten zum Tunnel durch den Wald.
    Ich rief die gesamte Kraft des Hirsches auf, die ganze Macht der Meeresgeißel, setzte jeden Trick ein, den Baghra mich gelehrt hatte. Ich zog das Licht zu mir heran und warf es in brennenden Bögen wieder aus, die leuchtende Schneisen in die Schattenarmee schlugen.
    Doch es waren zu viele. Was mochte den Dunklen die Erschaffung dieser unzähligen Geschöpfe gekostet haben? Ihre Körper wirbelten und wanden sich wie eine glitzernde Wolke aus Käfern. Sie reckten die Arme mit den spitzen Klauen, ihre schwarzen Schwingen peitschten die Luft und sie rissen die verzerrten Mäuler weit auf, während sie die Grischa vom Waldrand zurückdrängten.
    Da hallte plötzlich Gewehrfeuer wider. Links von mir stürmten Soldaten aus dem Wald. Sie schossen im Laufen, und bei ihrem Kriegsruf sträubten sich die Haare auf meinen Armen. Sankta Alina.
    Sie stürmten auf die Nitschewo’ja zu, zogen Schwert oder Säbel und hieben blindwütig auf die Ungeheuer ein. Manche trugen Bauerntracht, andere zerlumpte Uniformen der Ersten Armee, aber jeder hatte das gleiche Zeichen auf den Wangen: meine Strahlensonne.
    Bis auf Tolja und Tamar, die den Angriff anführten. Ihre Augen funkelten wie im Wahnsinn, ihre Klingen sausten blitzend durch die Luft, und sie brüllten meinen Namen.

Die Sonnenkämpfer brachen wild um sich schlagend und stechend in die Schattenhorden ein und drängten die Nitschewo’ja zurück, unterstützt vom Dauerfeuer der Gewehrschützen. Aber sie waren trotz ihres Draufgängertums nur Menschen und konnten den lebendigen Schatten nichts als Fleisch und Stahl entgegensetzen. Einer nach dem anderen fiel den Nitschewo’ja zum Opfer.
    »Zur Kapelle!«, rief Tamar.
    Die Kapelle? Wollte sie den Dunklen mit Gesangbüchern bewerfen?
    »Dort sitzen wir in der Falle!«, schrie Sergej, der auf mich zugerannt kam.
    »Wir sind schon in die Falle gegangen«, erwiderte Maljen, der sich das Gewehr über den Rücken warf und mich am Arm packte. »Nichts wie hin!«
    Ich wusste weder ein noch aus, aber wir hatten wohl keine andere Wahl.
    »David!«, brüllte ich. »Die zweite Bombe!«
    Er warf sie in Richtung der Nitschewo’ja , ohne richtig gezielt zu haben, aber Zoja griff lenkend ein.
    Wir eilten in den Wald, während die Sonnenkämpfer uns Rückendeckung gaben. Bei der Explosion blitzte grellweißes Licht zwischen den Bäumen auf.
    In der Kapelle waren Kerzen entzündet und die Tür stand weit offen. Wir stürmten hinein, und als wir an den Reihen der Holzbänke vorbeieilten, hallten unsere Schritte unter der blau glasierten Kuppel.
    »Und wohin jetzt?«, schrie Sergej

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