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Grischa, Band 2: Eisige Wellen (German Edition)

Grischa, Band 2: Eisige Wellen (German Edition)

Titel: Grischa, Band 2: Eisige Wellen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leigh Bardugo
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ließ sich ungebeten auf einem Stuhl nieder.
    »Isst du das wirklich nicht?«, fragte er und tat sich Heringe auf.
    »Ekelhaft«, sagte ich kurz angebunden.
    Nikolaj nahm einen großen Bissen. »Wenn man keinen Fisch mag, kann man auf See nicht überleben.«
    »Stell mich nicht als dummen Matrosen hin. Wie du weißt, habe ich auf deinem Schiff durchaus etwas gegessen. Und Sturmhonds Koch hat nicht nur gepökelten Kabeljau mit Schiffszwieback serviert.«
    Er seufzte betrübt. »Ich wünschte, ich hätte Burgos mitnehmen können. Bei Hofe scheinen die Köche zu glauben, dass jedes Gericht in Butter schwimmen müsse.«
    »Nur ein Prinz kann sich über zu viel Butter beklagen.«
    »Hmm«, brummte er nachdenklich und klopfte auf seinen flachen Bauch. »Vielleicht würde mir eine Zarenwampe mehr Autorität verleihen.«
    Ich lachte und wäre gleich darauf fast zusammengezuckt, denn die Tür ging auf und Maljen trat ein. Beim Anblick Nikolajs blieb er stehen.
    »Mir war nicht bewusst, dass Ihr im Kleinen Palast speist, moj Tsarewitsch .« Er verneigte sich steif, erst vor Nikolaj, dann vor mir.
    »Du musst dich nicht verneigen«, sagte ich.
    »Doch, das muss er.«
    »Du hörst, was der Märchenprinz sagt«, erwiderte Maljen und setzte sich zu uns an den Tisch.
    Nikolaj grinste. »Ich hatte viele Spitznamen, aber dieser passt am besten.«
    »Ich wusste nicht, dass du schon wach bist«, sagte ich zu Maljen.
    »Ich bin schon seit Stunden auf den Beinen und habe nach einer Beschäftigung gesucht.«
    »Ausgezeichnet«, sagte Nikolaj. »Denn ich bin hier, um eine Einladung auszusprechen.«
    »Für einen Ball?«, fragte Maljen und stibitzte den Rest des Brötchens von meinem Teller. »Ich flehe zu Gott, dass man uns zu einem Ball einlädt.«
    »Ich bin zwar überzeugt, dass du einen großartigen Walzer aufs Parkett legen würdest, aber nein. Im Wald bei Balakirew wurden Wildschweine gesichtet. Morgen wird eine Jagd ausgerichtet und es wäre schön, wenn du teilnimmst.«
    »Haben Eure Hoheit zu wenige Freunde?«
    »Ja. Und zu viele Feinde«, erwiderte Nikolaj. »Ich werde allerdings nicht mitreiten. Meine Eltern sind immer noch sehr anhänglich. Ich habe mit einem der Generäle gesprochen und er wäre erfreut, dich als seinen Gast begrüßen zu dürfen.«
    Maljen lehnte sich zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. »Verstehe. Dann treibe ich mich also ein paar Tage im Wald herum, und du bleibst hier«, sagte er mit einem bedeutsamen Seitenblick zu mir.
    Ich rutschte auf dem Stuhl herum. Was er andeutete, gefiel mir nicht, aber ich musste zugeben, dass es nach einer leicht durchschaubaren List aussah. Bei genauerem Nachdenken zu durchschaubar für jemanden wie Nikolaj.
    »Für zwei Menschen, die in ewiger Liebe miteinander verbunden sind, seid ihr sehr misstrauisch«, sagte Nikolaj. »Einige der hochrangigsten Angehörigen der Ersten Armee werden an dieser Jagd teilnehmen. Auch mein Bruder. Er jagt leidenschaftlich gern und ich habe selbst erlebt, dass du zu Recht als bester Fährtensucher von ganz Rawka giltst.«
    »Ich dachte, ich soll auf Alina Acht geben«, sagte Maljen, »und nicht mit verwöhnten Zarensöhnen herumziehen.«
    »Tolja und Tamar werden es während deiner Abwesenheit auch allein schaffen. Außerdem wäre es für dich eine Gelegenheit, dich nützlich zu machen.«
    Na, großartig , dachte ich, als ich sah, wie Maljen die Augen verengte. Er trifft wirklich immer ins Schwarze.
    »Und was tut Ihr, um Euch nützlich zu machen, Eure Hoheit?«
    »Ich bin ein Prinz«, sagte Nikolaj. »Mich nützlich zu machen gehört nicht zu meinen Aufgaben. Aber«, fügte er hinzu, »um nicht nur müßig herumzusitzen und hübsch auszusehen, lasse ich die Erste Armee besser ausrüsten und erkunden, wo der Dunkle steckt. Er hat sich angeblich in das Sikurzoj-Gebirge begeben.«
    Maljen und ich horchten auf. Das Sikurzoj-Gebirge bildete die Grenze zwischen Rawka und den Shu-Han.
    »Du glaubst also, dass er sich im Süden aufhält?«, fragte ich.
    Nikolaj versenkte noch ein Stück Hering in seinem Mund. »Wäre denkbar«, sagte er. »Ich bin bisher davon ausgegangen, dass er sich mit den Fjerdan verbündet. Die Nordgrenze ist viel verletzlicher. Aber das Sikurzoj-Gebirge bietet gute Verstecke. Wenn die Berichte zutreffen, müssen wir so rasch wie möglich ein Bündnis mit den Shu schließen, damit wir ihn von zwei Fronten angreifen können.«
    »Du willst den Krieg zu ihm tragen?«, fragte ich überrascht.
    »Das wäre besser, als

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