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Grischa, Band 2: Eisige Wellen (German Edition)

Grischa, Band 2: Eisige Wellen (German Edition)

Titel: Grischa, Band 2: Eisige Wellen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leigh Bardugo
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abzuwarten, bis er stark genug ist, um den Krieg zu uns zu tragen.«
    »Das gefällt mir«, sagte Maljen widerwillig bewundernd. »Der Dunkle rechnet sicher nicht mit so etwas.«
    Mir fiel ein, dass Maljen und Nikolaj zwar ihre Streitpunkte hatten, dass Maljen und Sturmhond jedoch auf dem besten Wege gewesen waren, Freundschaft zu schließen.
    Nikolaj nippte am Tee und sagte: »Außerdem gibt es verstörende Nachrichten von der Ersten Armee. Allem Anschein nach haben zahlreiche Soldaten zum Glauben gefunden und sind desertiert.«
    Ich runzelte die Stirn. »Du willst doch nicht etwa sagen …«
    Nikolaj nickte. »Sie suchen Zuflucht in Klöstern und schließen sich dem Sonnenheiligen-Kult des Asketen an. Der Priester behauptet, du wärst eine Gefangene der korrupten Monarchie.«
    »Ist ja lächerlich«, sagte ich.
    »Genau genommen leuchtet es mehr als ein. Außerdem ist die Geschichte überzeugend. Wie sich von selbst versteht, ist mein Vater nicht gerade erfreut. Er hatte gestern Abend einen Wutanfall und hat das Kopfgeld auf den Asketen verdoppelt.«
    Ich stöhnte. »Das ist schlecht.«
    »Ja«, gab Nikolaj zu. »Jetzt verstehst du vielleicht, warum es angebracht wäre, wenn der Hauptmann deiner Leibgarde den Versuch unternehmen würde, im Großen Palast Bündnisse zu schmieden.« Er richtete seinen wachen Blick auf Maljen. »So könntest du dich nützlich machen, Oretsew. Wenn ich mich recht erinnere, hast du meine Besatzung rasch um den Finger gewickelt, und jetzt könntest du deine Gabe nutzen und den Diplomaten an Stelle des eifersüchtigen Liebhabers spielen.«
    »Ich denke darüber nach.«
    »Braver Junge«, sagte Nikolaj.
    Oh, bei allen Heiligen . Warum musste er immer noch einen draufsetzen?
    »Sieh dich vor, Nikolaj«, sagte Maljen leise. »Prinzen bluten genauso wie andere Menschen auch.«
    Nikolaj zupfte eine unsichtbare Staubfluse von einem Ärmel. »Ja«, sagte er, »aber sie bluten in besserer Kleidung.«
    »Maljen …«
    Maljen stand auf, sein Stuhl schrammte über den Fußboden. »Ich brauche frische Luft.«
    Er tat erst gar nicht so, als müsste er sich verneigen oder gebührend verabschieden, sondern marschierte einfach zur Tür hinaus.
    Ich warf die Serviette weg. »Was soll das?«, fragte ich Nikolaj wütend. »Warum provozierst du ihn?«
    »Habe ich das getan?«, fragte Nikolaj und nahm sich noch ein Brötchen. Ich hätte ihm am liebsten meine Gabel in die Hand gestoßen.
    »Hör auf, ihn zu reizen, Nikolaj. Wenn du Maljen verlierst, verlierst du auch mich.«
    »Er muss begreifen, dass hier bestimmte Regeln gelten. Denn sonst wird er zu einer Belastung für uns. Wir dürfen keine halben Sachen machen. Es steht zu viel auf dem Spiel.«
    Ich zitterte und rieb mir die Arme. »Ich finde es grässlich, wenn du so sprichst. Du klingst genau wie der Dunkle.«
    »Wenn du Probleme damit hast, uns auseinanderzuhalten, solltest du dich fragen, wer nicht versucht, dich zu foltern oder Maljen zu töten. Denn das bin ich.«
    »Ach ja? Das würdest du nicht tun?«, gab ich zurück. »Du würdest mich nicht einmal dann höchstpersönlich zum Galgen führen, wenn es dich deinen Zielen näher bringen würde – dem Thron und der glanzvollen Rolle als Retter Rawkas?«
    Ich rechnete wieder mit einer ironischen Antwort, aber Nikolaj zog ein Gesicht, als hätte ich ihn in die Magengrube geschlagen. Er wollte etwas sagen, verkniff sich die Worte jedoch und schüttelte den Kopf.
    »Ihr Heiligen!«, murmelte er und seine Stimme schwankte zwischen Verwirrung und Widerwillen. »Das kann ich tatsächlich nicht mit Sicherheit sagen.«
    Ich ließ mich auf den Stuhl zurücksinken. Eigentlich hätte mich dieses Geständnis wütend machen müssen, aber der Zorn blieb aus. Vielleicht, weil er ehrlich gewesen war. Vielleicht auch, weil ich mit Sorge an das dachte, wozu ich selbst im Stande wäre.
    Wir saßen eine Weile stumm da. Dann rieb sich Nikolaj den Nacken und stand langsam auf. In der Tür blieb er stehen.
    »Ich bin ehrgeizig, Alina. Ich bin ein Getriebener. Aber ich hoffe … dass ich trotz allem weiß, was richtig und was falsch ist.« Nach kurzem Schweigen fügte er hinzu: »Ich habe euch beiden die Freiheit angeboten und das meine ich ernst. Wenn du dich morgen dafür entscheidest, mit Maljen nach Nowij Sem zurückzukehren, stelle ich euch ein Schiff zur Verfügung und lasse euch in See stechen.« Er sah mir in die Augen. »Aber ich würde es sehr bedauern.«
    Er verschwand in den Flur und ich hörte seine

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