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Grischa: Goldene Flammen

Grischa: Goldene Flammen

Titel: Grischa: Goldene Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leigh Bardugo
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Grischa, die ich von unserem Ritt kannte. Marie und Sergej wichen eilig zurück. Der Dunkle ließ seinen Blick über die Menge gleiten und sagte: »Man erwartet uns.«
    Die Grischa sprangen sofort auf und schlängelten sich durch eine große Flügeltür ins Freie. Sie stellten sich in einer langen Zweierreihe auf. Zuerst die Materialki, dann die Ätheralki und schließlich die Korporalki, die als ranghöchste Grischa zuletzt in den Thronsaal einziehen sollten.
    Ich blieb ratlos stehen und betrachtete die Menge. Ich sah mich nach Genja um, aber sie war schon fort. Im nächsten Augenblick stand der Dunkle neben mir. Ich sah zu seinem bleichen Profil auf, dem kantigen Unterkiefer, den schiefergrauen Augen.
    Â»Du wirkst gut ausgeruht«, sagte er.
    Ich wand mich innerlich. Ich fühlte mich unwohl in meiner von Genja gestalteten Haut, aber da ich in einem Saal stand, in dem es von blendend schönen Grischa nur so wimmelte, war ich ihr doch dankbar. Ich sah zwar immer noch nicht so aus, als wäre ich eine von ihnen, aber ohne Genjas Hilfe wäre ich ein richtiger Schandfleck gewesen.
    Â»Gibt es noch mehr Bildnerinnen?«, fragte ich.
    Â»Genja ist einmalig«, antwortete er mit einem Blick auf mich. »Wie wir.«
    Ich verdrängte den wohligen Schauder, der mich bei dem Wort wir durchfuhr, und sagte: »Warum geht sie nicht mit den anderen Grischa?«
    Â»Genja muss der Zarin aufwarten.«
    Â»Warum?«
    Â»Als sich Genjas Fähigkeiten zeigten, hätte sie sich entweder den Fabrikatoren oder den Korporalki anschließen können. Stattdessen habe ich ihre ureigene Gabe gefördert und sie der Zarin zum Geschenk gemacht.«
    Â»Zum Geschenk? Dann sind Grischa also nicht viel besser als Leibeigene?«
    Â»Jeder von uns dient jemandem«, erwiderte er überraschend scharf. Dann ergänzte er: »Der Zar möchte einen Beweis deiner Macht sehen.«
    Ich hatte das Gefühl, in Eiswasser getaucht zu werden. »Aber ich weiß nicht, wie …«
    Â»Das erwarte ich auch nicht von dir«, sagte er gelassen. Sobald die in Rot gewandeten Korporalki durch die Tür verschwunden waren, setzte er sich in Bewegung.
    Wir traten auf den Kiesweg, ins Licht der untergehenden Sonne. Meine Brust war wie zugeschnürt und das hier kam mir vor, als würde ich zu meiner Hinrichtung gehen. Vielleicht stimmt es ja, dachte ich und Furcht überkam mich.
    Â»Das ist ungerecht«, flüsterte ich wütend. »Ich weiß nicht, welche Fähigkeiten ich nach Meinung des Zaren besitze, aber es ist auf jeden Fall gemein, dass ich vor ihm … dass ich irgendein Wunder vollbringen soll.«
    Â»Von mir darfst du keine Gerechtigkeit erwarten, Alina. Sie ist nicht gerade meine Spezialität.«
    Ich starrte ihn an. Was sollte ich davon halten?
    Der Dunkle sah auf mich hinab. »Glaubst du wirklich, dass ich den weiten Weg und all die Gefahren auf mich genommen habe, damit du dich blamierst? Uns beide blamierst?«
    Â»Nein«, gab ich zu.
    Â»Und nun hast du die Ereignisse nicht mehr unter Kontrolle«, sagte er, während wir durch den dunklen Tunnel unter den Bäumen gingen. Auch das traf zu, aber es war ein schwacher Trost. Ich hatte keine andere Wahl, als darauf zu vertrauen, dass er wusste, was er tat. Plötzlich kam mir ein unangenehmer Gedanke.
    Â»Werdet Ihr mich wieder schneiden?«, fragte ich.
    Â»Das wird sicher nicht erforderlich sein. Aber letzten Endes hängt es von dir ab.«
    Das beruhigte mich nicht.
    Ich versuchte, Atem und Herzschlag in den Griff zu bekommen, doch bevor ich mich’s versah, hatten wir das Gelände überquert und stiegen die weißen Marmorstufen zum Großen Palast hinauf. Auf dem Weg durch eine weite Eingangshalle, die in einen langen, mit Spiegeln und goldenen Ornamenten verzierten Flur überging, wurde mir bewusst, wie sehr sich dieses Gebäude vom Kleinen Palast unterschied. Überall Marmor und Gold, hohe Wände in Weiß und Hellblau, glitzernde Kronleuchter, Diener in Livreen, blank poliertes Parkett mit kunstvollen geometrischen Mustern. All das war schön, aber der Überfluss begann mich bald zu verärgern. Ich hatte immer geglaubt, die Schattenflur wäre schuld daran, dass Rawkas Bauern Hunger litten und die Soldaten so schlecht versorgt wurden. Doch als wir an einem Baum aus Jade mit Blättern aus Diamanten vorbeikamen, war ich mir dessen nicht mehr so sicher.
    Der

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