Grischa: Goldene Flammen
Zum Beispiel deine Haut glätten oder deine Haare hübscher machen. Mein eigenes ÃuÃeres habe ich natürlich vervollkommnet, aber dazu hatte ich mein ganzes Leben lang Zeit.«
Ich hätte gern mit ihr diskutiert. Andererseits war ihr ÃuÃeres tatsächlich ohne Makel. »Verschwinde.«
Genja neigte den Kopf zur Seite und betrachtete mich. »Warum nimmst du das so persönlich?«
»Würde es dir anders ergehen?«
»Schwer zu sagen. Ich war immer schön.«
»Und auch bescheiden?«
Sie zuckte mit den Schultern. »Gut. Ich bin schön. Aber das ist unter den Grischa nicht viel wert. Dem Dunklen ist es egal, wie du aussiehst. Für ihn zählt nur, was du vermagst.«
»Warum hat er dich dann geschickt?«
»Weil der Zar die Schönheit liebt. Am Hof des Zaren zählt nur die äuÃere Erscheinung. Und falls du tatsächlich die Retterin von ganz Rawka sein solltest ⦠Tja, dann wäre es besser, wenn du auch so aussiehst.«
Ich verschränkte die Arme vor der Brust und schaute aus dem Fenster. DrauÃen schien die Sonne auf einen kleinen See mit einer winzigen Insel in der Mitte. Ich wusste beim besten Willen nicht, wie spät es war oder wie lange ich geschlafen hatte.
Genja trat neben mich. »Du bist ja nicht hässlich.«
»Vielen Dank«, erwiderte ich trocken, ohne meinen Blick von dem See zu lösen.
»Du siehst nur ein wenig â¦Â«
»Müde aus? Kränklich? Mager?«
»Nun ja«, meinte Genja beschwichtigend. »Du hast selbst gesagt, dass du eine lange und beschwerliche Reise hinter dir hast, und â¦Â«
Ich seufzte. »So sehe ich immer aus.« Ich lehnte meine Stirn gegen das kühle Glas und spürte, wie Zorn und Scham verflogen. Warum wehrte ich mich? Im Grunde stellte das, was Genja mir anbot, eine groÃe Versuchung für mich dar. »Na schön«, sagte ich. »Fang an.«
»Danke sehr!«, rief Genja und klatschte in die Hände. Ich sah sie scharf an, aber sie zeigte keine Spur von Sarkasmus. Sie ist erleichtert, dachte ich. Der Dunkle hatte Genja einen Auftrag erteilt und ich fragte mich, was mit ihr geschehen wäre, wenn ich mich geweigert hätte. Ich lieà mich von ihr zum Stuhl führen.
»Aber bitte nicht übertreiben«, sagte ich.
»Keine Sorge«, erwiderte die Rothaarige. »Du bist hinterher kein anderer Mensch, sondern wirst aussehen, als hättest du dich richtig ausgeschlafen. Ich beherrsche meine Kunst sehr gut.«
»Das sehe ich«, sagte ich und schloss die Augen.
»Du kannst gern zuschauen«, sagte sie, indem sie mir den goldenen Spiegel reichte. »Aber du musst schweigen. Und stillhalten.«
Ich sah im Spiegel zu, wie Genjas kühle Fingerspitzen langsam an meiner Stirn hinabglitten. Meine Haut prickelte und ich stellte verblüfft fest, dass Genjas Hände jeden noch so kleinen Makel tilgten. Sie legte ihre Daumen unter meine Augen.
»Oh!«, rief ich aus, als die dunklen Ringe verschwanden, die mich seit meiner Kindheit gezeichnet hatten.
»Nicht zu früh jubeln«, sagte Genja. »Das bleibt nicht für immer.« Sie nahm eine der auf dem Tisch liegenden Rosen und zupfte ein blassrosa Blütenblatt ab. Sie legte es auf meine Wange und die Farbe der Blüte floss in meine Haut und hinterlieà eine frische Röte. Dann legte sie ein Blütenblatt auf meine Lippen und der Vorgang wiederholte sich. »Es hält nur einige Tage an«, erklärte sie. »Nun zu deinem Haar.«
Sie entnahm ihrer Schatulle einen Hornkamm und ein Glas mit glänzendem Inhalt.
Ich fragte verblüfft: »Ist das Gold?«
»Aber sicher«, antwortete Genja und griff in meine stumpfen braunen Haare. Sie streute Blattgold auf meinen Kopf und als sie den Kamm durch die Haare zog, schien sich das Gold in schimmernde Strähnen zu verwandeln. Immer wenn sie mit einem Teil fertig war, wickelte sie die Haare um ihre Finger. Danach fiel das Haar in Wellen zurück.
SchlieÃlich trat sie zurück und lächelte zufrieden. »Schon besser, nicht wahr?«
Ich betrachtete mich im Spiegel. Mein Haar glänzte. Ich hatte Apfelbäckchen. Zwar war ich immer noch nicht schön, aber eine Verbesserung war unbestreitbar. Ich fragte mich, was Maljen bei meinem Anblick gedacht hätte, verdrängte den Gedanken aber gleich wieder. »Ja, besser«, gab ich unwillig zu.
Genja seufzte wehmütig. »Mehr
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