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Grischa: Goldene Flammen

Grischa: Goldene Flammen

Titel: Grischa: Goldene Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leigh Bardugo
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Thronsaal hatte die Höhe von drei Stockwerken. Jedes Fenster zeigte einen goldenen Doppeladler. Ein langer, hellblauer Teppich führte durch den ganzen Saal bis zu einem erhöhten Thron, vor dem Angehörige des Hofstaats geschäftig hin und her eilten. Die meisten Männer trugen Uniform, schwarze Hose und weißen Mantel, dazu Orden und Ehrenbänder. Die Frauen waren in prächtige, fließende Seidengewänder gekleidet, mit Puffärmeln und tiefem Rückenausschnitt. Die Orden der Grischa hatten zu beiden Seiten des Teppichs Aufstellung genommen.
    Dann drehten sich alle zu mir und dem Dunklen um. Der Saal verstummte. Wir gingen langsam auf den goldenen Thron zu. Der Zar drückte in erwartungsvoller Anspannung den Rücken durch. Er war Mitte vierzig, schlank und mit hängenden Schultern, hatte große, wässrige Augen und einen fahlen Schnurrbart. Er trug Uniform und Schwert, und seine schmale Brust war von Orden bedeckt. Neben ihm auf dem Podest stand ein Mann mit langem, dunklem Bart. Er trug ein Priestergewand, aber auf seiner Brust prangte ein goldener Doppeladler.
    Der Dunkle drückte sanft meinen Arm, um mir zu signalisieren, dass wir stehen bleiben mussten.
    Â»Eure Hoheit, moj Tsar «, sagte er laut und deutlich. »Alina Starkowa, die Sonnenkriegerin.« Gemurmel wogte durch die Menge. Ich wusste nicht, ob ich mich verneigen oder einen Knicks machen sollte. Ana Kuja hatte allen Waisenkindern eingebläut, wie die seltenen vornehmen Gäste des Herzogs begrüßt werden mussten, aber angesichts meiner Militärhose kam mir ein Knicks unangemessen vor. Der Zar bewahrte mich vor einem Tritt ins Fettnäpfchen, indem er uns ungeduldig zu sich winkte. »Kommt, kommt! Führt sie zu mir.«
    Ich ging mit dem Dunklen bis zum Fuß des Podestes.
    Der Zar musterte mich eindringlich. Er runzelte die Stirn, schürzte leicht die Unterlippe. »Sie ist alles andere als eine Schönheit.«
    Ich errötete und verkniff mir eine Erwiderung. Der Anblick des Zaren war auch nicht gerade ein Augenschmaus. Sein Kinn war so fliehend, dass es nicht zu existieren schien, und aus der Nähe konnte ich die geplatzten Adern auf seiner Nase erkennen.
    Â»Führe uns deine Gabe vor«, befahl der Zar nun.
    Mein Magen krampfte sich panisch zusammen. Jetzt war ich erledigt. Ich sah zum Dunklen. Er nickte mir zu und breitete die Arme weit aus. Angespannte Stille trat ein, während sich seine Hände mit dunklen, wirbelnden Bändern füllten, die sich in die Luft wanden. Er klatschte laut knallend in die Hände. In der Menge ertönten nervöse Schreie, als der Saal in Finsternis getaucht wurde.
    Ich war jetzt besser auf das Dunkel vorbereitet, das mich einhüllte. Trotzdem hatte ich Angst und tastete instinktiv nach einem Halt. Der Dunkle packte meinen Arm und dann spürte ich, wie er meine Hand ergriff. Mich durchströmte wieder die machtvolle Gewissheit und im nächsten Moment ertönte der Ruf des Dunklen, klar und zwingend und nach einer Antwort verlangend. Mit einer Mischung aus Panik und Erleichterung merkte ich, wie sich in mir irgendetwas erhob. Dieses Mal kämpfte ich nicht dagegen an, sondern ließ ihm freien Lauf.
    Licht durchflutete den Thronsaal, umhüllte uns mit Wärme, zertrümmerte die Dunkelheit, als wäre sie schwarzes Glas. Der gesamte Hofstaat applaudierte tosend. Menschen weinten und fielen einander in die Arme. Eine Frau wurde ohnmächtig. Der Zar erhob sich hellauf begeistert von seinem Thron und klatschte frenetisch.
    Der Dunkle ließ meine Hand los. Das Licht verblasste.
    Â»Großartig!«, rief der Zar. »Ein Wunder!« Er stieg vom Podest, lautlos gefolgt von dem bärtigen Priester, nahm meine Hand und hob sie an seine feuchten Lippen. »Mein liebes Mädchen«, sagte er. »Mein liebes, gutes Mädchen.« Bei dem Gedanken an Genjas Warnung vor zu viel Aufmerksamkeit des Zaren bekam ich eine Gänsehaut, wagte aber nicht, ihm meine Hand zu entziehen. Er ließ sie zum Glück bald los und klopfte dem Dunklen auf den Rücken.
    Â»Fantastisch! Einfach fantastisch«, schwärmte er. »Wir müssen sofort über einen Plan nachdenken. Kommt mit.«
    Während sich der Zar und der Dunkle einige Schritte entfernten und im Flüsterton miteinander zu reden anfingen, kam der Priester auf mich zu. »Ein Wunder, wahrhaftig«, sagte er und musterte mich mit stechendem Blick. Seine Augen

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