Grischa: Goldene Flammen
und tanzt und flirtest wie eine kleine, verwöhnte Prinzessin.«
»Warum so enttäuscht?«, fauchte ich. »Der Dunkle kann mir sicher eine Folterbank oder ein Bett aus glühenden Kohlen besorgen, wenn dir das lieber ist.«
Er zog eine Grimasse und wich von mir zurück.
Tränen brannten in meinen Augen. Warum stritten wir uns? Ich legte ihm verzweifelt eine Hand auf den Arm. Seine Muskeln spannten sich an, aber er entzog sich mir nicht. »Ich kann die Dinge hier auch nicht ändern, Maljen. Glaubst du etwa, ich hätte mich darum gerissen?«
Er sah mich an, dann wandte er den Blick ab. Ich spürte, wie er sich etwas entspannte. SchlieÃlich sagte er: »Nein, sicher nicht.«
Wieder klang er so entsetzlich müde.
»Was ist mit dir passiert, Maljen?«, flüsterte ich.
Er antwortete nicht, sondern starrte nur schweigend in den dunklen Saal.
Ich legte eine Hand auf seine stoppelbärtige Wange und drehte seinen Kopf zu mir. »Erzähl es mir.«
Er schloss die Augen. »Ich kann nicht.«
Ich lieà die Fingerspitzen über die wulstige Narbe auf seinem Kinn gleiten. »Genja könnte das heilen. Sie ist â¦Â«
Ich wusste sofort, dass ich etwas Falsches gesagt hatte. Er riss die Augen auf.
»Darum geht es nicht«, fauchte er.
»Ich wollte damit nicht sagen â¦Â«
Er riss meine Hand von seinem Gesicht, hielt sie fest und betrachtete mich forschend aus seinen blauen Augen. »Bist du hier glücklich, Alina?«
Diese Frage überraschte mich.
»Ich ⦠ich weià nicht. Manchmal.«
»Bist du glücklich mit ihm ?«
Ich musste nicht fragen, wen Maljen meinte. Ich hätte ihm gern geantwortet, aber mir fehlten die Worte.
»Du trägst sein Zeichen«, bemerkte er und sein Blick glitt zu dem kleinen goldenen Talisman, der an meinem Ausschnitt hing. »Sein Zeichen und seine Farbe.«
»Das sind nur Kleider.«
Maljen verzog die Lippen zu einem zynischen Grinsen, das so wenig zu ihm passte, dass ich fast zusammengezuckt wäre. »Das glaubst du doch selbst nicht.«
»Es tut nichts zur Sache, welche Kleider ich trage.«
»Die Kleider, der Schmuck, sogar dein Aussehen. Er hat dich in Besitz genommen .«
Seine Worte trafen mich wie ein Schlag. Im dunklen Flur konnte ich spüren, wie mir eine hässliche Röte in die Wangen stieg. Ich entzog ihm meine Hand und verschränkte die Arme vor der Brust.
»Du irrst dich«, flüsterte ich, mochte ihm aber nicht in die Augen sehen. Maljen schien direkt in mich hineinzublicken, jeden meiner fiebrigen, dem Dunklen geltenden Gedanken lesen zu können. Aber meine Beschämung wich sofort der Wut. Sollte er es doch wissen! Besaà er das Recht, über mich zu urteilen? Wie viele Mädchen hatte Maljen denn schon in den Armen gehalten?
»Mir ist aufgefallen, wie er dich angeschaut hat«, sagte er.
»Ich mag es, wie er mich anschaut!«, entfuhr es mir.
Er schüttelte den Kopf und grinste wieder zynisch. Ich hätte ihm am liebsten eine verpasst, damit ihm dieses Grinsen endlich verging.
»Gib es doch zu«, höhnte er. »Du gehörst ihm.«
»Du gehörst ihm auch, Maljen«, erwiderte ich beiÃend. »Wir alle gehören ihm.«
Diese Worte lieÃen sein Lächeln verfliegen.
»Nein, ich gehöre ihm nicht«, sagte er wütend. »Ganz sicher nicht. Und ich werde ihm nie gehören.«
»Ach, wirklich? Musst du etwa keine Befehle befolgen? Oder dich nicht an andere Orte versetzen lassen?«
Maljen richtete sich auf. Seine Miene war eisig. »Doch«, sagte er. »Doch, das muss ich.«
Er machte ruckartig kehrt und ging zur Tür hinaus.
Ich stand eine Weile zornbebend da, dann folgte ich ihm nach drauÃen und hielt erst am Fuà der Treppe inne. Als ich dort stand, brachen die Tränen aus mir heraus, die ich die ganze Zeit zurückgehalten hatte, sie strömten über meine Wangen. Ich wollte ihm nachlaufen, meine Worte zurücknehmen, ihn bitten, bei mir zu bleiben. Aber ich war Maljen mein ganzes Leben lang nachgelaufen. Also stand ich stumm und reglos da und lieà ihn ziehen.
Nachdem ich die Tür meines Zimmers fest hinter mir verriegelt hatte, überwältigten mich die Tränen. Ich sank auf den FuÃboden, drückte meinen Rücken gegen das Bett, schlang die Arme um die Knie und versuchte mich zusammenzureiÃen.
Maljen hatte den Palast sicher schon
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