Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Grischa: Goldene Flammen

Grischa: Goldene Flammen

Titel: Grischa: Goldene Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leigh Bardugo
Vom Netzwerk:
Mädchen hindurch, die mit leuchtenden Bändern geschmückte Zweige trugen. Im Dorf standen Händler in den Ladentüren, schwenkten Glöckchen und klatschten im Takt der Musik. Maljen kaufte Felle und Proviant, doch als ich sah, wie er einen Hartkäse in den Rucksack steckte, zeigte ich ihm die Zunge. Ich hatte für den Rest meines Lebens mehr als genug Hartkäse gegessen.
    Bevor Maljen mich aufhalten konnte, verschwand ich in der Menge und ließ mich von den Leuten mitziehen, die dem Dom -Wagen folgten. Auf dem Bock saß ein rotwangiger, schwankender Mann, der eine Flasche Kwass hielt und den Bauern, die sich um den Wagen drängten, Brot zuwarf. Ich fing ein warmes, goldgelbes Brötchen auf.
    Â»Für dich, meine Hübsche!«, rief der Mann und wäre fast vornübergekippt.
    Das süße Brötchen duftete herrlich und ich bedankte mich bei ihm. Dann tänzelte ich freudig zu Maljen zurück.
    Er packte mich beim Arm und zog mich in einen matschigen Durchgang zwischen zwei Häusern. »Was sollte das?«
    Â»Er hat mich doch nicht erkannt. Er hat mich für ein Bauernmädchen gehalten.«
    Â»Solche Risiken dürfen wir nicht eingehen.«
    Â»Dann möchtest du also nicht probieren?«
    Er zögerte. »Das habe ich nicht gesagt.«
    Â»Ich wollte dir eigentlich etwas abgeben, aber wenn du nichts möchtest, esse ich das Brötchen allein auf.«
    Maljen wollte nach dem Brötchen greifen, aber ich wich seinen Händen flink aus, sprang nach links und nach rechts. Zufrieden stellte ich fest, wie überrascht er war. Ich war nicht mehr das unbeholfene Mädchen von einst.
    Â»Du bist ein Miststück«, knurrte er und wollte noch einmal zugreifen.
    Â»Ja, aber ein Miststück mit einem süßen Brötchen.«
    Ich weiß nicht mehr, wer von uns beiden zuerst aufmerkte, aber plötzlich wurde uns bewusst, dass wir nicht mehr allein waren. Wir richteten uns auf. Zwei Männer waren hinter uns in den leeren Durchgang getreten. Bevor Maljen etwas tun konnte, setzte ihm einer ein dreckiges Messer an die Kehle. Der andere ergriff mich und hielt meinen Mund mit einer schmierigen Hand zu.
    Â»Maul halten«, befahl der Mann mit dem Messer heiser. »Oder ich schneide euch die Kehle durch.« Er hatte fettige Haare und ein absurd langes Gesicht.
    Ich sah zu der Klinge direkt an Maljens Hals und nickte vorsichtig. Der Mann nahm die Hand von meinem Mund, hielt meinen Arm aber weiter fest.
    Â»Geld her«, sagte das Langgesicht.
    Â»Ihr wollt uns ausrauben?«, entfuhr es mir.
    Â»Du bist ja eine ganze Schlaue«, zischte der Mann, der mich festhielt, und schüttelte mich.
    Ich war so erstaunt und erleichtert, weil uns die Männer nicht verhaften wollten, dass ich leise kichern musste.
    Maljen und die beiden Diebe sahen mich an, als wäre ich verrückt.
    Â»Ein bisschen beschränkt, die Kleine, was?«, fragte der Mann, der mich festhielt.
    Â»Ja«, sagte Maljen und starrte mich mit einem Blick an, der mir befahl, den Mund zu halten. »Ein bisschen.«
    Â»Geld her«, wiederholte das Langgesicht. »Sofort.«
    Maljen griff vorsichtig in seinen Mantel, zog den Geldbeutel heraus und gab ihn dem Langgesicht. Der Mann brummte und runzelte die Stirn, als er merkte, wie leicht der Beutel war.
    Â»Mehr nicht? Was ist im Rucksack?«
    Â»Ein paar Felle und Proviant«, antwortete Maljen.
    Â»Herzeigen.«
    Maljen nahm den Rucksack langsam von seinen Schultern, öffnete ihn und ließ die Diebe hineinschauen. Das Erste, was sie sahen, war sein in eine Wolldecke gewickeltes Gewehr.
    Â»Ah«, sagte das Langgesicht. »Das ist mal ein prächtiges Gewehr, meinst du nicht auch, Lew?«
    Der andere fischte das Gewehr mit der freien Hand heraus. »Sehr hübsch«, brummte er. »Und der Rucksack sieht aus, als wäre er vom Militär.« Mir sank das Herz.
    Â»Und?«, fragte das Langgesicht.
    Â»Und Rikow hat erzählt, dass im Außenposten in Tschernast ein Soldat vermisst wird. Er soll nach Süden verschwunden und nicht mehr aufgetaucht sein. Vielleicht haben wir einen Fahnenflüchtigen erwischt.«
    Das Langgesicht betrachtete Maljen forschend und ich ahnte, dass er bereits an eine mögliche Belohnung dachte. Er hatte ja keine Ahnung.
    Â»Was sagst du dazu, Jungchen? Du bist doch nicht etwa auf der Flucht, wie?«
    Â»Der Rucksack gehört meinem Bruder«, erwiderte Maljen

Weitere Kostenlose Bücher