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Grisham, John

Grisham, John

Titel: Grisham, John Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Anw
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zwei
Wochen nach Italien zur Kur geschickt.
     "Cafferty
will den Fall loswerden", sagte er und massierte sich den schmerzenden
Rücken. "Wir werden natürlich versuchen, das zu verhindern. Aber um
ehrlich zu sein, sehe ich den Fall auch schon in einem anderen Bezirk. Es gibt
vier Möglichkeiten: Duval County in Florida, Memphis, eine ländliche County in
Nebraska namens Fillmore und Des Plaines in Illinois. Ihre Aufgabe, falls Sie
annehmen, wäre es, über diese vier Gerichtsbezirke zu recherchieren." Er
plumpste wieder auf seinen Stuhl und fing an zu schaukeln. "Ich muss
wissen, wie die Geschworenen dort sind. Wie fallen die Urteile aus? Wie wird
dort mit großen Unternehmen umgegangen? Es gibt ein paar private
Prozessberater- Klitschen, die auch passende Geschworene suchen und ihre Daten
verkaufen. Wir nutzen das Material, aber es ist nicht immer brauchbar. Viele
Zahlen, aber wenig nützliche Infos. Sie müssen tiefer graben. Sie müssen
Anwälte in diesen vier Bezirken anrufen und Dreck aufwühlen. Sind Sie dabei,
Kyle?"
    Als
ob er eine Wahl hätte. "Klar. Klingt großartig."
    "Großartig
würde ich es nicht nennen. Ich brauche das Ganze am Donnerstagmorgen, 7.30 Uhr.
Haben Sie schon mal eine Nacht durchgearbeitet?"
    "Nein.
Ich bin ja erst seit ... "
     "Ach
ja. Also gut, an die Arbeit. Mir reicht ein einfacher Aktenvermerk. Wir treffen
uns hier am Donnerstag um 7.30 Uhr mit zwei anderen Kollegen. Sie haben zehn
Minuten für Ihre Präsentation. Sonst noch was?"
    "Im
Augenblick nicht."
    "Ich
werde bis zehn heute Abend hier sein, funken Sie mich an, wenn Sie noch was
brauchen."
    "Danke.
Und danke, dass Sie mich vom Aktenstudium befreit haben."
    "Was
für eine Verschwendung."
      
Das Telefon auf dem Schreibtisch klingelte, und Kyle hastete aus dem Büro. Er
marschierte direkt zu seiner Box, nahm seinen Laptop und eilte in die gruftig
düstere Hauptbibliothek der Kanzlei im achtunddreißigsten Stock. Es gab
mindestens vier weitere, kleinere Büchereien über das Gebäude verteilt, die er
aber erst ausfindig machen musste.
      
Er konnte sich nicht erinnern, jemals wegen eines Rechercheprojekts so
aufgeregt gewesen zu sein. Es war ein echter Fall, mit Terminen und einem
wütenden Richter und strategischen Entscheidungen. Der Aktenvermerk, den er
vorbereiten sollte, würde gelesen werden, und echte Anwälte würden sich in der
Hitze des Gefechts darauf verlassen.
      
Kyle empfand fast Mitleid mit den armen Kollegen, die er beim Aktenstudium
zurückgelassen hatte. Aber er wusste, dass er selbst früh genug wieder dort
sitzen würde. Bis zweiundzwanzig Uhr verlor er nicht einen Gedanken ans Essen,
dann holte er sich ein kaltes Sandwich aus einem Automaten, das er aß, während
er weiter Berichte über potenzielle Geschworene las. Da er keinen Schlafsack
dabeihatte, verließ er die Bibliothek um Mitternacht - es waren noch mindestens
zwanzig Anwälte da - und nahm ein Taxi nach Hause. Er schlief vier Stunden,
dann bewältigte er den halbstündigen Weg zurück zur Broad Street in nur
zweiundzwanzig Minuten zu Fuß. Dick würde er nicht werden. Es gab zwar ein
kanzleieigenes Fitnessstudio im neununddreißigsten Stock, aber das war eine
Farce, weil es immer leer war. Ein paar Sekretärinnen nutzten es in der
Mittagspause, aber von den Anwälten ließ sich dort keiner jemals blicken.
    Seine
Stoppuhr fing pünktlich um fünf Uhr an zu zählen.
    Um
neun Uhr begann er, Prozessanwälte und Verteidiger in der Duval County,
Florida, und in der Gegend um Jacksonville anzurufen. Er hatte eine lange Liste
von Fällen, die vor Gericht gegangen waren, und er würde mit jedem Juristen
reden, den er an die Strippe bekam.
    Je
mehr Telefonate er machte, desto länger wurde die Liste.
    Anwälte
in Florida, in Memphis und im westlichen Tennessee, in Lincoln und Omaha,
Dutzende in Chicago und Umgebung. Er fand immer mehr Fälle und Verfahren und
rief immer mehr Anwälte an. Er spürte jeden Barx-Prozess der letzten zwanzig
Jahre auf und verglich die Urteile.
     
Von Doug Peckham war unterdessen nichts zu hören. Das FirmFone, das stets auf
dem Tisch neben dem Notizbuch lag, blieb stumm und reglos, keine SMS, keine
E-Mail ging ein. Kyle war begeistert, dass man ihn so frei und ungestört
arbeiten ließ. Dale schickte eine E-Mail und fragte wegen des Mittagessens. Er
traf sich um dreizehn Uhr mit ihr in der Cafeteria auf einen schnellen Salat.
Sie war immer noch unter den PlacidAkten begraben, aber zum Glück waren drei
weitere Neulinge

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