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Grisham, John

Grisham, John

Titel: Grisham, John Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Anw
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für eines da, nämlich Stunden in Rechnung
zu stellen. Wenn er dieses Tempo beibehielt und fünfzig Stunden die Woche
schaffte, wäre er in einem Jahr bei zweitausendfünfhundert. Das war viel für
einen Anfänger und würde bei den Vorgesetzten nicht unbemerkt bleiben.
     
Diese Woche hatte Tabor der Streber fünfzig Stunden gemacht, Dale vierundvierzig
und Tim Reynolds dreiundvierzig.
     
Kyle ging nach Hause, schlüpfte in eine Jeans, steckte sich in beide Taschen je
ein Telefon und steuerte das Baseballstadion an. Die New York Mets spielten zu
Hause gegen die Pittsburgh Pirates, die in dieser Saison erneut zu den
Verlierern gehörten. Bei siebzehn verbleibenden Spieltagen standen die Mets auf
Platz eins, zwei Plätze vor den ebenfalls favorisierten Philadelphia Phillies,
dennoch wurde damit gerechnet' dass die New Yorker die Meisterschaft erneut
vergeigen würden.
     
Kyle hatte bei einem Händler, den ihm einer der Assistenten in der Kanzlei
empfohlen hatte, zwei Tickets gekauft und bar bezahlt. Auf dem Weg zum Shea
Stadium entdeckte er seinen Verfolger bereits in dem Moment, als er sich an
seine Fersen heftete.
    Sein
Platz war hinter der Third Base in der fünfzehnten Reihe.
    Es
war sehr warm an diesem Abend. Die Mets hatten als Erste im Feld gestanden. Das
Stadion war voll. KyIes Timing war perfekt, er erreichte seinen Sitz genau in
dem Augenblick, als in der zweiten Hälfte des ersten Innings der erste Ball
geschlagen wurde. Rechts von ihm saß ein junger Mann mit einem
Baseballhandschuh und einem Eis, links von ihm ein echter Fan mit Mets-Kappe,
Mets-Trikot, orange-blauen Schweißbändern und sogar einer albernen
Mets-Sonnenbrille. Hinter der Maskerade verbarg sich Joey Bernardo, der sein
ganzes Leben in Pittsburgh verbracht hatte, eingefleischter Pirates-Anhänger
war und die New York Mets fast so sehr hasste wie die Philadelphia Phillies.
     "Beachte
mich nicht", sagte KyIe, den Blick unverwandt auf das Spielfeld richtend.
    "Keine
Sorge. Im Moment kann ich dich eh auf den Tod nicht ausstehen. Genauso wie die
Mets."
    "Danke.
Schicke Brille übrigens."
    "Darf
ich sie abnehmen? Ich sehe überhaupt nichts."
    "Nein."
      
Sie sprachen aus den Mundwinkeln, gerade laut genug, um sich gegenseitig hören
zu können. Außerdem brach bei jedem Schlag im Stadion ein Riesenlärm los, da
bestand kaum das Risiko, belauscht zu werden.
    Joey
trank einen Schluck aus seinem riesigen Bierbecher. "Sind die dir wirklich
auf den Fersen?"
    "0
ja. Jeden Tag, überall."
    "Wissen
sie, dass du das weißt?"
    "Ich
glaube nicht."
    "Und
was soll das Ganze?"
    "Grundlagen
des Spionagehandwerks."
    "Na
klar."
     "Information
ist das Wichtigste überhaupt. Je umfassender sie mich beobachten und
belauschen, desto mehr erfahren sie über mich. Wenn sie wissen, was ich esse,
trinke, welche Klamotten ich trage, welche Filme, welche Musik ich mag, mit wem
ich rede und meine Zeit verbringe, wo ich am liebsten einkaufe, bummele, meine
Ruhe suche, können sie es vielleicht eines Tages zu ihrem Vorteil nutzen. Für
uns mag das stumpfsinnig klingen. Für die nicht."
    Joey
verdaute das mit einem weiteren Schluck Bier.
     
Ein Ball prallte an der linken Feldbegrenzung ab und erzielte einen Run, was
das Publikum geschlossen von den Sitzen riss. Kyle und Joey verhielten sich wie
alle anderen Fans. Als sich der Tumult beruhigt hatte, fuhr Kyle fort:
"Ich habe einen wunderbaren kleinen Laden am Rand der Innenstadt entdeckt,
der Spionagezubehör aller Art verkauft. Minikameras, Mikros zum Verstecken,
Aufnahmegeräte und Hightech-Kram, der vom Militär ausgemustert wurde. Geführt
wird der Laden von ein paar schrägen Typen, die behaupten, früher mal bei der
CIA gewesen zu sein, aber echte Exgeheimdienstler würden so was nie sagen. Ich
habe den Laden im Internet gefunden, im Büro, nicht zu Hause, und ich war schon
zweimal dort, als ich meine Verfolger abschütteln konnte. Vielleicht brauche
ich das Geschäft mal. Wenn meine Beschatter wüssten, was ich da entdeckt habe,
würde sie das brennend interessieren."
    "Das
ist alles total verrückt."
     
Eine Frau, die vor Joey saß, drehte sich mit neugierigem Blick um. Bis zum Ende
des ersten Innings wechselten sie kein Wort mehr.
    "Was
ist mit dem Bericht über Elaine?", flüsterte Joey. "Macht mir
Sorgen."
    "Und?
Was passiert jetzt?"
    "Ich
denke, du solltest sie besuchen."
    "Auf
keinen Fall!"
     "Ist
gar nicht schwer. Lauf ihr einfach über den Weg und schau, was passiert."
    "Natürlich.
Ich fahre einfach mal

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