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Grisham, John

Grisham, John

Titel: Grisham, John Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Anw
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nach Scranton, wo ich seit zehn Jahren nicht gewesen bin,
finde sie irgendwie, erkenne sie irgendwie, nehme an, dass sie mich auch
erkennt - und dann plaudern wir nett darüber, wann wir uns wohl zuletzt gesehen
haben, Lachen über die alten Zeiten 1 0 Mann, Kyle, sie beschuldigt mich der
Vergewaltigung."
     "Schsch",
zischte Kyle leise. Das Wort "Vergewaltigung" schien förmlich in der
Luft zu schweben, aber niemand zeigte eine Reaktion darauf.
     "Entschuldige",
flüsterte Joey. Für eine Weile sahen sie dem Spiel wortlos zu.
      
An der First Base brach nach einer heiklen Schiedsrichterentscheidung ein
heftiger Streit los, und sämtliche fünfzigtausend Fans hatten eine Meinung
dazu. Im allgemeinen Gebrüll sagte Kyle: "Das wäre doch eine interessante
Begegnung. Wie wird sie wohl reagieren? Ob sie mit dir reden wird? Ist sie
verbittert, sauer, rachsüchtig ? Du kannst hoch pokern und behaupten, der
Vorfall hätte dich immer beschäftigt und du willst endlich darüber reden. Sieh
zu, dass sie sich irgendwo in einem Lokal mit dir trifft, auf ein ernsthaftes
Gespräch. Du sollst nichts zugeben, nur herausfinden, wie sie empfindet.
Vielleicht möchtest du einen Schlussstrich ziehen. Was hast du zu
verlieren?"
    "Was,
wenn sie mich erkennt, eine Waffe zieht und abdrückt?"
    "Dann
kümmere ich mich um Blair." Kyle brachte sogar ein Lächeln zustande,
obwohl ihm die Vorstellung, Joeys Freundin ertragen zu müssen, alles andere als
angenehm war. "Danke. Sie ist übrigens schwanger. Danke der
Nachfrage."
    "Warum
ist sie schwanger?"
    "Grundlagen
der Biologie. Aber wir sind beide überrascht."
    "Gratuliere,
Daddy."
     "Heiraten
ist eine Sache, aber ich weiß nicht, ob ich mit dieser Familienkiste
klarkomme."
    "Ich
dachte, ihre Karriere ist in vollem Gange."
     "Dachte
ich auch. Sie sagte, sie nimmt die Pille, aber ich weiß nicht."
    Das
war ein Thema, das Kyle nicht weiter erörtern wollte.
    Je
länger sie redeten, desto ungezwungener wurde das Gespräch, und das war nicht
klug. "Ich gehe jetzt zur Toilette", sagte Kyle.
    "Bring
mir ein Bier mit."
    "Nein.
Ich kenne dich doch gar nicht, schon vergessen?"
    "Komm
schon, Kyle, meinst du wirklich, dich beobachtet
    hier
jemand?"
    "Mit
dem Feldstecher. Mindestens zwei Mann. Sie sind mir hierher gefolgt, haben sich
wahrscheinlich Tickets von einem Schwarzhändler am Eingang besorgt, und jetzt
schauen Sie zu."
    "Aber
warum?"
    "Grundlagen
der Überwachung, Joey. Ich bin ein wertvoller Maulwurf, aber sie trauen mir
nicht. Du solltest mal ein paar Spionageromane lesen."
    "Das
ist genau dein Problem. Du hast zu viel Fantasie." Kyle ließ sich zwischen
den Innings Zeit. Er ging zur Herrentoilette, dann kaufte er sich eine Diätlimo
und eine Packung Erdnüsse. Zurück an seinem Platz, begann er eine Unterhaltung
mit dem jungen Mann zu seiner Rechten, einem echten Mets-Fan, der jeden Spieler
samt seiner persönlichen Saisonstatistik kannte. Sein Vater machte in Werbung,
und Kyle schaffte es, fasziniertes Interesse zu heucheln. Er knackte Erdnüsse,
ließ die Schalen vor sich auf den Boden fallen und ignorierte Joey für eine
ganze Weile.
     
Joey, der durch die riesige Mets-Sonnenbrille immer noch halb blind war, litt
schweigend. Seine Pirates lagen nach vier Innings vier Punkte im Rückstand, und
er dachte ernsthaft daran, zu gehen. Irgendwann drehte sich Kyle wieder in
seine Richtung und blickte scharf an ihm vorbei, um die Anzeigetafel auf dem
Feld zu studieren. "Irgendwas Neues von Baxter?", fragte er, ohne die
Kiefer zu bewegen.
     "Nichts.
Ich glaube, sie haben ihn in irgendeinen Keller weggesperrt."
     "Das
Gefühl kenne ich. Ich habe die ganze Woche in einem Verlies verbracht."
     "Ich
will das gar nicht hören. Bei dem vielen Geld, das die dir bezahlen, hast du
kein Recht, dich zu beklagen."
     "Schon
gut. Sie sagen, er sei auf Entzug, und wahrscheinlich wissen sie auch,
wo", entgegnete Kyle, während ein langer Flyball an der Zuschauergrenze
gefangen wurde.
    "Sie?"
    "Die
Beschauer. Ihr Chef hat mir gestern erzählt, dass Bax-
    ter
in einer Entzugsklinik ist."
    "Wie
oft siehst du diesen Typen?"
    "Viel
zu oft."
    "Hast
du schon irgendwelche Geheimnisse verraten?"
    "Nein.
Bislang hab ich mir die Hände nicht schmutzig gemacht."
      
Joey trank von seinem Bier und schluckte bedächtig. Den Becher vor dem Mund,
sagte er: "Wenn sie von Baxter wissen, haben sie mich dann auch im
Visier?"
    "Schon
möglich. Geh auf Nummer sicher. Variier deine Bewegungen. Sei vorsichtig mit
allen

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