Grober Unfug mit Blondinen
trotzdem nicht außer acht lassen sollte.«
Larsen kaute einen Moment auf seiner Pfeife. »Ich fürchte, das bringt uns nicht
sehr viel weiter, Mr. Holman .«
»Vielleicht
betrachten wir die Sache aus dem falschen Gesichtswinkel«, meinte ich. »Wir
gehen davon aus, daß jemand Willie Schultz töten wollte. Vielleicht aber mußte
er ihn töten .«
»Würden
Sie sich freundlicherweise etwas klarer ausdrücken ?« bat er mich in mildem Ton.
»Nehmen
wir an, Schultz befand sich im unrechten Moment in der Wohnung«, erklärte ich
bedächtig. »Nehmen wir an, das Mädchen und eine andere Person konnten es sich
nicht leisten, zusammen gesehen zu werden. Dann dürfte dieser anderen Person
nichts übrig geblieben sein, als Schultz zu töten, um ihn am Reden zu hindern .«
»Das
scheint mir reichlich weit hergeholt«, bemerkte Chuck.
»Schon
möglich«, bestätigte ich, »aber wenn wir diese Möglichkeit nicht in Erwägung
ziehen, bleibt uns nur eine andere Schlußfolgerung .«
»Und
die wäre ?« erkundigte sich Larsen leise.
»Daß
Willie Schultz hier eine goldene Gelegenheit sah, von Gloria Klune den
Löwenanteil der Gage, die sie als Filmstar verdient hätte, zu erpressen«, sagte
ich. »Und zwar mit der Drohung, ihre Vergangenheit an die große Glocke zu
hängen. Er hat doch bestimmt lückenlose Aufzeichnungen darüber besessen, mit
welchen seiner Kunden sie geschlafen hat. Und vielleicht wollte Gloria Klune um
jeden Preis ein Filmstar werden und um jeden Preis den Erpresser Willie Schultz
für immer abschütteln. Vielleicht nahm sie deshalb ein Messer, erstach ihn und
floh .«
»Ich
kann mir nicht vorstellen, daß das zutrifft, Mr. Holman«, versetzte Larsen mit
noch leiserer Stimme. »Ich finde, das ist eine gefährliche Prämisse. Zu
gefährlich, um sie auch nur in Erwägung zu ziehen. Sind Sie nicht auch der
Meinung, Charles ?«
»Genau.«
Chuck sah mich an, und einen Moment lang stand kaltes, böses Flackern in seinen
Augen. »Aber Mr. Holman ist ja schließlich ein Mann mit Erfahrung auf diesem
besonderen Gebiet .«
»Natürlich
ist er das«, erwiderte Larsen, »und einer der besten. Ihr Auftraggeber ist
Morris Darrach, Mr. Holman ?«
»Ganz
recht«, bestätigte ich, weil es keinen Sinn hatte, das zu bestreiten. Freund
Travers hatte Larsen das wahrscheinlich brühwarm berichtet.
»Da
Sie jetzt in geschäftlicher Beziehung zu ihm stehen, hätten Sie vielleicht
nichts dagegen, in meinem Namen mit ihm zu sprechen .«
»Durchaus
nicht«, versicherte ich.
»Dann
sagen Sie ihm, daß ich von Travers von dem geplanten Film erfahren habe und daß
mir sehr viel daran liegt, daß Ihre Bemühungen, Gloria zu finden, erfolgreich
sind, damit der Film gedreht werden kann .«
»Ist
das alles, Mr. Larsen ?« fragte ich.
»Nicht
ganz.« Er lächelte schwach. »Sagen Sie ihm weiter, daß Travers unvorsichtig
genug war, mir alle seine Ängste und Befürchtungen zu gestehen und sich somit
in meine Hände begeben hat. Ich bin der Meinung, daß der Film auf jeden Fall
gedreht werden soll, aber unter veränderten Bedingungen. Ich bin der Meinung,
daß Stellar die Hände von der Sache lassen soll; und wenn die Gesellschaft
Schwierigkeiten machen sollte, so wird es mir zweifellos gelingen, sie eines
Besseren zu belehren, wenn ich einen detaillierten Bericht über Glorias
Vergangenheit vorlege. Sagen Sie Darrach, daß ich die Mittel zur Verfügung
stellen werde und daß er den Film wie geplant mit Travers und Gloria in den
Hauptrollen abdrehen kann .«
»Ich
werde es ihm ausrichten«, sagte ich langsam.
»Danke .« Er nickte beifällig. »Und bleiben Sie mit uns in
Verbindung, Mr. Holman. Ich bin überzeugt, daß einer von uns bald einen Hinweis
auf Glorias Verbleib entdecken wird .«
»Oder
auf den Grund für die Ermordung von Willie Schultz«, fügte ich hinzu.
Er
runzelte leicht die Stirn.
»Das
halte ich für nebensächlich. Im Moment kommt es allein darauf an, Gloria zu
finden .« Er sah auf die Platinuhr an seinem
Handgelenk. »Wenn Sie mich jetzt entschuldigen würden, Mr. Holman, ich bin
verabredet. Charles wird Ihnen gern alle weiteren Fragen, die Sie vielleicht
noch haben, beantworten .«
Da
schritt er eilig aus dem Zimmer und schloß die Tür hinter sich.
»Die
Verabredung findet oben statt«, bemerkte Chuck, »mit dem französischen
Dienstmädchen aus Kansas .«
»Ah,
er bewältigt seine pubertären Phantasien nach einem festen Fahrplan ?« meinte ich.
»Verrückt,
wie ?« Chuck grinste einen Moment, aber
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