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Größenordnung Götterwind

Größenordnung Götterwind

Titel: Größenordnung Götterwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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meine Herren.«
    Mouser wurde wieder verlegen. Ich schaute ihn fragend an.
    »Meine Herren, Ihnen ist doch hoffentlich klar, daß Sie ab sofort als tot gelten? Sie sind in Genf vor den Augen einiger hun dert Menschen gestorben. Hm – das eröffnet ungeahnte Aspekte!«
    »Ehe er seine Schlafaugen bekommt, möchte ich eine Tasse Kaffee trinken«, murrte der Zwerg. »Verdammt, Mouser, schalten Sie endlich den Schutzschirm ab. Ohne Ihren Programmbefehl tun es die Brüder nämlich nicht.«
     
     
4.
     
    Relings Balpirol-Bio-Wundverband glänzte grünlichweiß. Unter der aufgesprühten Transparentmasse zeichneten sich die Brandwunden ab, die er in Genf erlitten hatte.
    Wir wußten, daß seine Brust ebenfalls schwer geschädigt war. Dort hatte er Verletzungen dritten Grades erlitten. Wir sahen nur den Hals und den unteren Teil des Kinns. Die Flammen hatten ihn erfaßt, als er beide Ellenbogen auf den Konferenztisch gestützt hatte. Vor ihm hatten seine Unterlagen und der ISK-Spezialausweis gelegen. Warum er ihn nicht in der Brusttasche getragen hatte, wußte er nur mit seiner »Nase« zu erklären. Er hätte ein seltsames Gefühl gehabt.
    Er war in den frühen Morgenstunden des 26. Mai 2011 in SMARAGD angekommen. Nun war es kurz vor neun Uhr.
    Ich hatte mich besorgt erkundigt, ob er noch Schmerzen verspüre. Die Antwort war gewesen:
    »Können Sie mich nicht etwas Gescheiteres fragen?«
    Da hatte ich es aufgegeben, diesen eisenharten Mann zu bedauern, obwohl er es verdient hätte. Der Meuchelmord an Normans und Halferty hatte ihn tief getroffen. Er war nur nach außen hin der große Taktiker, der nach den Gesetzen der Logik keine Gefühle zu haben hatte.
    Die Einsatzkonferenz hatte Punkt neun Uhr begonnen. Wir befanden uns im großen Schalt- und Informationssaal.
    Besprechungen dieser Art wurden im HQ-Washington grundsätzlich unter Hinzuziehung des Riesenrechners PLATO abgehalten. Hier verzichteten wir darauf. An Stelle der großen Verbundenheit standen jedoch einige Hochleistungsrechner zur Verfügung, die allerdings nicht in der Lage waren, ähnlich wie PLATO zu »sprechen«. Die Daten kamen aber ebenso exakt.
    Seit der mißglückten ISK-Sitzung trug kein aktiver GWA- Schatten seine Lunarium-Marke noch in der Tasche. Andere Le gitimationen, die ebenfalls als unnachahmlich galten, waren ausgegeben worden. Das war aber vorerst ein sekundäres Problem.
    Primär war die Urlaubs- und Nachrichtensperre für alle GWA-Mitarbeiter im Stützpunkt SMARAGD. Da Reling schon vor drei Wochen mit der Notwendigkeit einer solchen Anordnung gerechnet hatte, kam es nicht zu Härtefällen. Jedermann war zeitig genug über die Notmaßnahme unterrichtet worden. Die verheirateten Wissenschaftler und Techniker befanden sich offiziell auf dem Mond. Von dort aus existierte eine glaubwürdige Nachrichtenverbindung zu den Angehörigen, damit keine Unruhe entstand. Die GWA ließ selbst solche Dinge nicht außer acht.
    Hannibal und mir war sofort nach der Ankunft des Alten ein zweites Mal eröffnet worden, daß wir seit dem 25. Mai 2011, fünfzehn Uhr, »tot« waren. Reling hielt es für die wohl wichtigste Abwehrwaffe im soeben erst beginnenden Kampf gegen einen unbekannten Gegner.
    Wenn die Unbekannten der begründeten Auffassung waren, die beiden aktiven Telepathen der GWA ausgeschaltet zu haben, mußte das auch die Meinung der anderen Geheimdienstchefs und die ihrer zahllosen Mitarbeiter sein.
    Uns konnte es nur recht sein. Der Preis für diese »Immunität« war hoch gewesen, aber darüber mußten wir hinwegsehen. Schmerzliche Verluste waren bei unserer Arbeit unvermeidbar.
    Reling hatte in einem verstellbaren Krankenstuhl Platz genommen. Wir wußten, daß er in die Klinik gehört hätte, aber darüber konnte man zu diesem Zeitpunkt nicht mit ihm diskutieren. Er sah nicht nur die endlich geeinte Menschheit in Gefahr, sondern außerdem sein Lebenswerk.
    Das waren zwei gute Gründe für seine Unvernunft. Ihm genügte es anscheinend, daß er sich nicht mehr in Lebensgefahr befand. Wir hatten das zu akzeptieren.
    »PLATO, unser bislang unantastbares Supergehirn im HQ-Washington, wird manipuliert«, begann der Chef übergangslos. »Kurz nach den Ereignissen in Genf bin ich in Washington eingetroffen. Ich habe PLATO persönlich befragt. Mir wurde geraten, den Chef des russischen Geheimdienstes, Gregor Iwanowitsch Gorsskij, eliminieren zu lassen, da er für das Attentat verantwortlich sei. Das ist eine glatte Lüge! Da ein Großroboter im Sinne des

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