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Größenordnung Götterwind

Größenordnung Götterwind

Titel: Größenordnung Götterwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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sich abblocken? Wenn das der Fall war, mußten sie meine Suchimpulse spüren; und das war schon gefährlich! Der echte Toterlay hatte es niemals probieren können, denn er besaß keine parapsychischen Begabungen.
    »Haltung!« vernahm ich Hannibals Durchsage. Er hatte sich bereits eingehend mit den drei Priestern beschäftigt. »Sie können unsere Tastimpulse nicht spüren. Unser Glück! Also sind sie nicht para-begabt, sondern einfach nur para-taub für den Suchenden. Wenn alle leitenden Leute der Sekte diese Immunität besitzen, können wir unsere Koffer packen. Dann ist es aus und vorbei mit den Erkenntnissen. Vorsicht, die beiden jüngeren Robenträger haben wir ebenfalls zu kennen. Es sind Sekretäre, aber ebenfalls vollwertige Wissenschaftler.«
    Sie schauten uns reglos entgegen, Statuen gleichend. Wenn die Calthur-Sekte pseudoreligiöse Hintergründe hatte, woran wir nicht glaubten, dann beherrschten sie die Kunst des Wartens in hohem Maße. Nach unserer Auffassung war die Sekte lediglich eine Tarnorganisation für unerlaubte oder zumindest äußerst fragwürdige wissenschaftliche Experimente auf allen Fachgebieten.
    Ich schritt so aus, wie ein Professor Toterlay zu gehen hatte; raumgreifend, mit abwechselnd nach vorn gestreckten Schultern, gewalttätig und provozierend.
    Dann hatte ich sie erreicht. Sie standen vor der letzten Sperre des Bahnsteigs. Ein Rohrbahnzug fuhr pfeifend in die Station ein. Weit hinten schlossen sich die Tore der Oberflächen-Druckausgleichsschleuse.
    »Ah, der Naahrgar persönlich«, fuhr ich den asketischen Mann an. »Warum werde ich erst hier empfangen? Was soll der verdammte Unfug bedeuten? Geben Sie den Weg frei. Sind meine Zimmer in Ordnung? Getränkeroboter gefüllt? Ihre Kreaturen lernen mich kennen, so wahr ich Toterlay heiße. Platz da, Buben.«
    Mit der rechten Hand schleuderte ich einen der jungen Priester zur Seite. Der Naahrgar war einer der wenigen Männer, die ich per »Sie« anzusprechen hatte. Jüngere Leute waren von Toterlay »Buben«, »Lümmel« oder ähnlich diskriminierend tituliert worden. Kein Wunder, daß man ihn so gern hatte!
    Der junge Mann taumelte und stürzte beinahe. Ein Blick des Hasses traf mich.
    Aus den Augenwinkeln bemerkte ich, daß der Bahnhof plötzlich fast menschenleer war. Nur wir waren noch anwesend.
    Der Naahrgar musterte mich ausdruckslos, aber in seiner Hand lag plötzlich eine kleine Waffe. Es handelte sich um einen der neuartigen Nadler; um eine Miniwaffe, die 0,8 Millimeter dicke Strahlrundnadeln mit raketenähnlichem Eigenantrieb verschoß. Da die Nadeln infolge ihrer Mündungsgeschwindigkeit von 1638 Meter-Sekunden die unangenehme Eigenschaft besaßen, innerhalb eines Körpers extrem schnell um alle denkbaren Achsen zu rotieren, erzeugten sie schwere Verletzungen.
    »Mich werden Sie nicht berühren, Sie Dummkopf«, vernahm ich seine Stimme. Sie klang gelassen. Er meinte es ernst!
    Ich trat einen Schritt zurück und umklammerte meinen Knotenstock.
    »Was soll das, Naahrgar?« rief ich in mühevoll verhaltenem Zorn. Ich fühlte, daß mein Foliengesicht rot anlief. Das war gut.
    »Das bedeutet Ihre Verabschiedung, Professor Toterlay. Sie sind von Natur aus ungeschickt. Aber für so tölpelhaft, nach dem aufsehenerregenden Prozeß nochmals hier zu erscheinen, haben Sie nur wenige meiner Brüder gehalten. Ich allerdings war davon überzeugt, und deshalb bin ich hier.«
    »Meine Verträge …«
    »Sind nichtig. Sie haben die Priester des Sehenden Calthur vor den Augen der Welt diskriminiert und den Verdacht aufkommen lassen, wir hätten Sie zu den Materialdiebstählen angestiftet.«
    Ich lachte dröhnend.
    »Ach nein! Und das haben Sie wohl auch nicht getan, wie? Woher kam denn meine Ausrüstung?«
    In seinem Gesicht zuckte kein Muskel.
    »Das wissen wir nicht.«
    »Und meine Geldstrafe? Wer hat die bezahlt? Sie auch nicht, was?«
    »Natürlich nicht! Wir sind Ihnen zu nichts verpflichtet. Sie haben die Bahnhalle des Sehenden Calthur sofort zu verlassen. Sie erhalten Hausverbot mit der Androhung, daß ich Sie auf der Stelle wegen versuchter Sabotage und Werksspionage von den hiesigen Behörden verhaften lasse, sobald Sie Ihren Fuß noch einmal auf unser Gelände setzen. Gehen Sie, oder ich lasse Sie durch die Ordnungsdiener gewaltsam abführen.«
    Ich sah mich um. In der Halle standen plötzlich etwa zwanzig Mann. Sie waren lediglich mit langen Gummiknüppeln bewaff net, aber das genügte, um der Drohung Nachdruck zu verleihen.
    »Die

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