Größenordnung Götterwind
Herrschaften geben sich nicht die geringste Blöße«, vernahm ich Hannibals Durchsage. »Ich wette, daß er für seinen Nadler sogar eine Führungserlaubnis besitzt. Wir verschwinden, Großer. Das war ein Schlag ins Wasser. Aus der Traum!«
O nein, so schnell gab ich nicht auf! Hannibals Erkenntnisse waren richtig und auch begründet. Wir hatten verloren – aber nur vorerst! Die unterseeische Stadt würde uns einige Zeit verschlossen bleiben, aber eines Tages würde ich hineinkommen. Dann wollte ich sehen, wie viele der Herren absolut para-immun waren.
»Ich wiederhole meine Aufforderung ein letztes Mal. Gehen Sie! Wir möchten Sie hier nie mehr sehen. Professor Toterlay. Sie sind untragbar geworden.«
Beinahe hätte ich ihm geantwortet, daß dies auch der Zweck unserer Vorführung gewesen sei. Jedenfalls waren wir von Person anerkannt worden, und das war schon sehr viel.
Ich spielte den Trumpf aus, den ich für diesen Fall vorbereitet hatte. Mit einer eventuellen Ablehnung durch die vorsichtig gewordenen Priester war unter diesen Umständen zu rechnen gewesen. Der Schauprozeß hatte aber stattfinden müssen, um unsere vorgetäuschte Identität hieb- und sichtfest zu machen.
Diesmal verlor ich nicht die Nerven. Der Naahrgar zeigte die erste Reaktion. Er schien überrascht zu sein, in meinem Gesicht lediglich ein ironisches Lächeln zu entdecken.
»Ich hätte Sie gern für einen Augenblick unter vier Augen gesprochen. Bitte!« sagte ich gedämpft. Auch das war ungewöhnlich. Das Wörtchen »bitte« hatte Toterlay niemals ausgesprochen.
Hannibal schlurfte zurück und verneigte sich devot. Gegen ihn hatte man nichts einzuwenden, aber er war nun einmal mein Faktotum. Er wurde auch kaum beachtet.
»Sie bitten?« staunte der Oberpriester. »Professor, versuchen Sie nicht, mit mir eines Ihrer berüchtigten Spielchen zu spielen.«
»Ich lege keinen Wert darauf, Naahrgar. Kann ich Sie allein sprechen?«
Er winkte. Die beiden Sekretäre verschwanden; Hannibal zog sich noch weiter zurück. Dann standen der Chef der Unterseestadt und ich allein vor dem Bahnsteig.
»Ich werde vergessen, von wem ich in dezenter Form beauftragt wurde, die marsianischen Nachschubgüter zu durchforsten. Ich werde auch vergessen, daß ich von einem gewissen Rod D. Maner strafrechtlich verteidigt wurde, daß er über einen ominösen Blanko-Barscheck verfügte und daß er wenig später tödlich verunglückte. Zum Teufel, er interessiert mich einen Dreck.«
»Sie werden schon wieder ausfallend, Professor.«
»Ach nein, meinen Sie das zu fühlen? Dann fühlen Sie verkehrt! Sie denken auch verkehrt, mein Bester. Marcus Owen Toterlay, der viele Niederlagen einstecken mußte, war auf dem australischen Festland vorsichtig und vorausschauend wie noch nie. Das heißt, daß ich einige enorm wichtige Dinge infolge meines Könnens schneller gefunden habe, als es meine Auftraggeber erfuhren. Da Sie das ja nicht gewesen sein wollen, kann es Ihnen gleichgültig sein, von mir zu hören, daß ich meine Auftraggeber hintergangen habe. Wissen Sie auch, warum? Weil ich ahnte, von diesen Herren plötzlich in den Abgrund der Vergessenheit gestoßen zu werden. Aber wie gesagt, das kann und muß Ihnen ja egal sein. Stört Sie meine legere Ausdrucksweise?«
»Man gewöhnt sich daran«, antwortete er zurückhaltend.
Ich lachte so verhalten, wie es mir möglich war.
»Schön, Naahrgar! Ich will Ihnen nicht zu nahe treten. Außerdem verstehe ich sogar Ihre Haltung. Ich ließe mich nämlich auch nicht mehr offiziell mit Toterlay ein. Sie können alles verlieren, nur nicht Ihr Gesicht, nicht wahr? Gut, ich helfe Ihnen dabei. Ich gehe. Sie sind nach außen hin rehabilitiert, und ich beginne auf dem Mond mit gewissen Experimenten, zu denen mich die Dinge befähigen, die ich dank einer sehr großzügigen Ausrüstung in Australien gefunden habe. Besitzen Sie die Möglichkeit, die Schockwelle eines marsianischen Materietransmitters anzumessen? Wenn ja, dann passen Sie demnächst besonders sorgfältig auf. Ich werde nämlich durch ein Gerät dieser Art zum Mond befördert werden und dort blitzschnell materialisieren. Der Gigantrechner auf Luna, von der Geheimen Wissenschaftlichen Abwehr ZONTA genannt, besitzt zahlreiche Außenstationen, die noch nicht entdeckt wurden. Ich kenne eine davon. Die Justierungsdaten des von mir gefundenen Geräten sind eindeutig genug.«
»Sie träumen, Professor Toterlay!«
Ich stieß den Eichenstock heftig auf den Boden.
»Verdammter
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