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Größenwahn

Größenwahn

Titel: Größenwahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Bleibtreu
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verlegen halb geschmeichelt.
    »Sie haben einen Treffer gethan, Sie
smart fellow!
«
    Ole wurde ordentlich familiär in seiner Herablassung. »Eine solche Frau zu wählen!«
    »So? Meinen Sie?« maulte Jener. Der Blick, mit dem er Kathi streifte, verrieth eine nachdenkliche Betroffenheit.
    »Na! Die Brut, die da gezüchtet wird!« Der etwas angetrunkene Bauer schlug Eugen jovial auf die Schulter. »Alle Achtung! Ein Kernweib! Vollblut!«
    »Wenn Du wüßtest, was für einen Bewunderer Du hier gewonnen hast!« wandte sich Eugen an Kathi. Diese lächelte vergnügt und nickte nur mit dem Kopf.
    »Komm, Schatz! Laß uns mal spazieren gehn!« Da war Kathi gleich dabei. Sie schlugen sich seitwärts in die Gebüsche. Kathi war so zärtlich und Eugen so stolz auf ihre Schönheit.
    – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – –
    »Na,
good-bye!«
Die Wirthin reichte einen Abschiedstrunk hinauf. Das Pärchen wollte weiter, wieder rückwärts nach Südwesten. Kathi vorn auf der ersten Carriole, Eugen auf der zweiten.
    Der Skydsbub wurde zurückgelassen, weil er sie störe und sie schon selbst bis zur nächsten Station fahren könnten.
    »Also vorwärts!« Die Hengste lümmelten sich auf den Zügeln. »Glatt anreiten!« Wie auf einer Rennbahn starteten die leichten Gefährte los, während der Wirth hutschwenkend ein kräftiges Schnalzen seinen Pferden nachsandte.
     

IV.
     
    Noch mischte die Dunkelheit Berge und Himmel, so daß die Firnen, die sich langsam rötheten, als rosige Wölkchen erschienen. Noch lag das Schneegebirge wie ein monderhelltes Eiland im Nebelmeer, noch wogten die Wolken wie Banner am Schaft der Riesenföhren hin. Aber nun flirrten Funken nach Funken wie indische Leuchtkäfer von einer Felszinke zur andern und schienen auf allen Gipfeln der Alpenkette ein Freudenfeuer zu entzünden. Die Perlenschnur der Bäche, verwandelte sich im Morgenroth zu funkelnden Rubinen. Die Wipfel schillerten bunt und bunter, voll safrangelben und violetten Tinten überhaucht. Blutroth aber reckte sich aus dem ewigen Schnee die höchste Spitze hervor, wie aus weißem Fasttalar die blutige Rechte des Opferpriesters. Purpurteppiche schien das Morgenroth vor dem Silberthron des Hochlandkaisers hinzubreiten, dessen Lehnenknäufe, die Pässe, aus bläulichem Dämmer jetzt wie Karfunkel aufblitzten.
    Der Saum seines Strahlengewandes fegt über die Abhänge hin, ein Lichtschweif streift über die Almen, und weiter schreitet Sigurd über den Kamm der Berge Wo seine Sandale den Boden färbt, da sprießen Alpenrosen. Wo sein flammender Kuß auf auserwählten Stirnen weilt, da flammt er im Herzen fort und gebiert die Gedanken, die Gesänge. Er aber, der Geist des Lichts, wandelt in Majestät dahin über die Scheitel der Irdischen – und währet ewiglich.
    So schreitet er westwärts durchs ganze Land, von Dovrefjeld nach Telemarken, zur Küste hin bis ins Bergensstift. Und jetzt schmilzt auch die Gletscherbrünne Brunhildens: der zackige Gürtel von Eisburgen, den Odin um ihren Felsbusen geschlungen hat. Ein Gluthmeer überfluthet das Eismeer. Das Zauberschloß, dessen Thurmvogt der Falke: mit Portalen, aus denen sprudelnde Gießbäche in muthwillig polternden Kaskaden als Springbrunnen ihre zischenden Wassermassen hervorschleudern; dessen Quadern aus Edelsteinblöcken wie Mosaikplatten, halb Saphir halb Smaragd, zusammengefügt erscheinen; dessen spitze Zinnen als Mauerkranz die Wollen tragen, welche in Farbenschmelz verschwimmend, dort oben wie eine Feeninsel dahingleiten – es strahlt jetzt gespenstisch-grell weithin übers Land. Das ist der Justedalsbrä, der größte Gletscher der Welt, der hier wie ein kolossaler Polyp seine Fangarme ausstreckt – aus schwindelnder Höhe niederstürzend, wie eilt gefrorener Katarakt in der Luft.
    Und der Golfstrom, metallisch glitzernd, flimmert wie Bernstein auf, als schlummere in seinem Schooß ein versunkener Hort, wo der mystische Maëlstrom sein Nornenlied murmelt.
    Ein graues Steinmeer, ein Trümmerchaos, spiegelt sich jetzt in traumhaftem Halblicht die Gebirgswüste von Jötunheim im schwarzen Hexentigel ihrer Fjorde ... Ein Steinadler schwang sich nahebei mit triumphirendem Schrei empor. Ein Lur (Alphorn) lud schmetternd die Heerden zur »Säter«. Ein Renntierrudel trabte drüben die Schlucht hinab, deren Rachen, mit spitzen Zacken wie mit Raubthierzahnen besetzt, schier wie in höhnischem Grinsen gähnte. Die Wasserfälle,

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