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Größenwahn

Größenwahn

Titel: Größenwahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Bleibtreu
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Römer statt nach den Wohlgerüchen des feilen Ostens nur nach dem Schweiß seiner Arbeit roch!
    CETHEGUS
auf Cicero losgehend.
Ha, unser Retter des Vaterlandes! Da hat er nun deklamirt im stillen Kämmerlein – ja, sie sind fertig, die extemporirten Invectiven, die plötzlichen Begeisterungen, die im Augenblick gebornen Orakel – das Vaterland ruft: er ist wohlpräparirt! Und nun Alles umsonst!
    CICERO. Und warum, o geistreicher Jüngling?
    CETHEGUS
kalt.
Das will ich Dir sagen Die Götter überschütten Dich mit Güte: Sie bewahren Dich vor Gefahren, die erst kommen sollen. Denn, mein lieber Cicero, Consul wirst Du nicht.
    CICERO. Wir werden sehen.
    CETHEGUS. Und wir werden handeln. Wirst Du nicht Consul, – gut für Dich und uns! Wirst Du's, – auch gut für uns! Aber schlimm für Dich. Warum? Weil man Dich am ersten Tage Deines Amtsantritts in Deinem Bette finden wird, die Kehle durchschnitten von einem Ohr zum andern!
Dreht ihm den Rücken.
    CRASSUS
traulich zu Cethegus.
Deine Verdauung gedeiht doch? – Na und die politische Verdauung? Die Verschwörung – hat die auch einen guten Magen?
    CETHEGUS. Verschwörung? Ich muß sehr bitten –
    CRASSUS. Verbindung, natürlich, Patrioten-Verbindung! Nun, Consulwahl ist 'ne harte Nuß, wenn Dolche sie aufknacken. Verdaut ihr viel Stimmen, he?
Zieht ihn in den Hintergrund.
    CATO
zu Lucull.
Ich sage, Cicero ist der Mann.
    LUCULL. Ein Unmann! Dieser eunuchische Wortekrämer –
    CATO. Aus Worten werden Thaten. Ich dächte, Du überließest das mir. Verfügst Du über meine Belesenheit in den Seelen der Menschen? Der theoretisch geschärfte Blick des ergrauten Menschenkenners prüft Herz und Nieren.
    LUCULL. Nun, was die Ergrautheit anbelangt, junger Mann –
    CATO. Nicht Jahre, sondern Thaten machen alt! Ich spreche stets figürlich.
    LUCULL
zieht einen Spiegel hervor.
Wie? Dann muß ich ja schrecklich viel graue Haare haben!?
    CATO
verächtlich.
Von Thaten des Gedankens rede ich.
     
    Clodius Pulcher (nähert sich).
     
    CAESAR. Was? Ist dies nicht Clodius »der Schöne«?
    LUCULL. Der Klopffechter! Der Bandenhäuptling!
    CATO. Der Wüstling! Der schändliche Verführer!
    CICERO. Und außerdem mein Feind! Dies darf nicht geduldet werden. – Crassus, ich finde denn doch, rein herausgesagt, den Ton Deiner Kreise etwas zu gemischt!
    CRASSUS. Ohne Mischung kein feines Gericht – frag' nur die Autorität!
Deutet auf Lucull.
    CATO. O Zeiten, o Sitten! Anrüchige Individuen –
    CRASSUS. Wir sind alle anrüchig!
Stellt vor.
Hoffnungsvoller Knabe werther Geschäftsfreund. Arbeitet in Gladiatoren, auch ein schätzenswerther Artikel, alter Kunde.
    CLODIUS
grüßend.
Fulvia, mein Leben! – Kastor und Pollux! Lieblich wie bezahlte Schulden, unnahbar wie der Staatsschatz!
    FULVIA. Deine Gleichnisse sind wahrhaft zeitgemäß.
Leise.
Sind meine Befehle vollzogen?
    CLODIUS
ebenso.
Mit alter Treue!
    FULVIA
laut.
Deine Schmeicheleien sind fade.
    CLODIUS
bemerkt Sempronia, die sich langsam genährt hat.
Ah, mein Leben! Kastor und Pollux! Lieblich, wie bezahlte Schulden, unnahbar, wie –
    SEMPRONIA
ruhig.
– der Staatsschatz!
Leise.
Sind meine Befehle vollzogen?
    CLODIUS
ebenso.
Mit alter Treue! –
    SEMPRONIA. Heut um Mitternacht! Ich muß Dich sprechen.
Laut.
Man kennt Deine lockern Grundsätze – –
    CLODIUS. Verbleibe mit Hochachtung! – Ich stehe wahrhaft über den Verhältnissen. Der Meistbietende soll mich haben.
Pompeia und Terentia kommen nach vorn.
Amor steh mir bei! Ich bin unsterblich verliebt. Ich bin fähig, ja, ich bin fähig, unbezahlt für die Freiheit in den Tod zu gehen für einen Blick ihrer Augen! – Holde Pompeia – ach!
Schneidet ihr die Cour.
    ANTONIUS
im Hintergrund zu Cäsar.
Sieh doch! Clodius der Schöne! Deine Frau –
    CAESAR – weiß seine Verdienste zu schätzen.
    SULLA. Ist's denn wahr, daß er bei Dir Hausfreund –
    ANTONIUS. Nicht? Clodius der Schöne –! Man sagt –
    CAESAR. Nichts? Das thut man gewöhnlich.
    SULLA
wichtig zu Antonius.
Wieviel wett'st Du auf den nächsten Scheidungsproceß?
    CRASSUS. Da kommt der Nachtisch!
Gladiatoren treten auf.
Eigene Waare. Spezialhandel. Meine Fechterschule in Capua, »schwunghaftes Massengeschäft, nur Solides wird geliefert.«
    CICERO. Wieviel werden da wohl so »verbraucht«?
    CRASSUS. Hundert bis tausend pro Jahr. Jeden Wahltag geht ein Halbhundert drauf. Empfehle Dir, Cicero. Augenblicklich großer Geschäftsstand: »Raufer flau, Skandalmacher gesucht, Krawallbanden dringend begehrt,

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