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Größenwahn

Größenwahn

Titel: Größenwahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Bleibtreu
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kann ihn lockern.
Laut.
Pompeia!
    POMPEIA. Mein Gemahl?
    CÄSAR. Was schreibt Dein Vater?
    POMPEIA. Er rüstet zur Heimkehr.
    CÄSAR
für sich.
An der Spitze der siegreichen Legionen aus dem ersiegten Asien weg – Rom wird sein. Schnappt dieser Strohmann mir die Welt vor der Nase weg?
Laut.
Höre, theure Pompeia, Dein hochverehrter Erzeuger wird hoffentlich durch keinerlei übertriebene Gerüchte aus Deiner Feder über die Lage der Hauptstadt beunruhigt? Du wirst ihn von der Ruhe und Eintracht aller Parteien unterrichten. Die catilinarische Verbindung ist ganz unerheblich, trotz ihres etwas freien Benehmens. Du hast mich verstanden?
    POMPEIA. Wie Du befiehlst, mein Gemahl.
    CÄSAR
für sich.
Catilina, der Dritte im Triumvirat der Kräfte – ein Granit, ein starrer Granit. Soll ich ihn stützen?
Laut.
Pompeia!
    POMPEIA. Mein Gemahl?
    CÄSAR. Tullia ist Deine Freundin, Cicero ist ihr Mann, sie hat eine geschwätzige Zunge. Du hast mich verstanden.
    POMPEIA. Wie Du befiehlst.
    CÄSAR
für sich.
Wo sind meine Adler, meine Schwerter? Wo catilinarische Dolche in meinem Sold? Führer der Demokratie – ein schönes Wort! Mein gemäßigter Pöbel ist nur eine Null ohne Ziffer. Volk!
    DIENER
meldet.
Die erlauchte Fulvia!
    FULVIA
tritt ein.
Ich grüße Dich, Cäsar.
    POMPEIA. Ich entferne mich, mein Gemahl. Der Tochter des Pompeius ziemt es nicht – – jetzt hast wohl Du mich verstanden.
Sie rauscht an Fulvia ohne Gruß vorüber.
    FULVIA
gelassen.
Die arme Frau steht noch nicht auf der Höhe des Zeitalters.
    CÄSAR. Sie ist ein überwundener Standpunkt.
    FULVIA. Haha, wenigstens scheinst Du sie überwunden zu haben. Nun, mein Cajus, die neueste Mode – doch was sag ich da! Politik ist ja jetzt das Stichwort. Eine schutzlose Frau wie ich weiß heute nicht aus noch ein, wie ein irrendes Lamm in der Wüste,
Naiv.
Wie denkst denn Du eigentlich über diesen Catilina?
    CÄSAR. O ein ungewöhnlicher Mann!
    FULVIA. Nicht wahr? Ganz meine Meinung. Ich schwärme beinah für ihn.
    CÄSAR
kalt.
Ich nicht.
    FULVIA. Ach, ich dachte doch? Ich finde manche seiner Pläne –
    CÄSAR. Nicht zu billigen, ganz recht.
    FULVIA. Ei? Ja, ich werde ihm doch wohl meine Stimme geben.
    CÄSAR
lacht.
Deine Stimme?
    FULVIA. Spötter! Ich meine natürlich die Stimme meiner Freunde.
    CÄSAR. Paß auf, wenn der Sergier siegt, bekommen die Weiber das allgemeine Stimmrecht.
    FULVIA. Ich sag's ja! Catilina ist unser Mann und ich werde nun grade meine Freunde für ihn stimmen.
    CÄSAR. Aber nicht Deinen besten Freund.
Küßt sie auf den Arm.
Ach, wie traurig! So stehn wir uns feindlich gegenüber, zum ersten Mal.
    FULVIA. Flattergeist! Ich bin ja noch nicht entschieden.
Lauernd.
Darum wollte ich mir eben Raths erholen.
    CÄSAR
kalt.
Bei Deinem Freunde Cicero?
    FULVIA
verwirrt.
Wie, Cicero mein Freund? Welch ein Gedanke! Ich – ich nehme ab und zu bei ihm Stunden in der Rhetorik. Das ist jetzt Mode. Wenn man sich zur Aspasia bilden will – – Nein, Dei nen Rath möchte ich erbitten als Deine beste Freundin.
    CÄSAR
kalt.
Den behalte ich stets nur für meinen besten Freund: mich selbst.
    DIENER
meldet.
Der hochwohlgeborene Portius Cato und der ehrenwerthe Tullius Cicero wünschen den erlauchten Julius Cäsar zu begrüßen.
    FULVIA
hastig.
Wieder die leidige Politik – ich irrendes Lamm – viel Vergnügen, Cäsar! Besuch mich bald!
Rasch ab.
    CÄSAR
für sich.
Die gute Frau fängt an, mir verdächtig zu werden. Sie wollte mich ausholen –
cui bono?
Cicero und Cato treten auf.
Welche Ehre!
    PORTIUS
räuspert sich.
Hm!
    CICERO
räuspert nach.
Hm!
    CÄSAR
ebenso.
Hm! – Ist das Vaterland mal wieder in Gefahr?
    CICERO. Es ist so. – Die Stunde der Entscheidung naht. Volk, sammle dich zu deinen Gezelten! Eine Rotte ohne Moral, die das Verderben des Staates auf ihr blutig Banner schrieb –
    CÄSAR. Und so weiter. Du willst Consul werden – recht sachgemäß. Der Sergier auch – ebenso sachgemäß. Du willst ihm schaden, er Dir – höchst sachgemäß Verderben des Staates! Je nun, Du weißt mehr als ich!
    CICERO. Jener Molch, gedunsen von Blut –
    CÄSAR. Hochwerther Mann, ich bin eine schlichte nüchterne Natur und vermag nicht dem Fluge Deiner Rhetorik zu folgen.
    CATO. Wie, Julier? Schweig, Cicero – man wagt es – ich sage, schweig! – Menschen ohne Gott und Gebot, wie Catilina –
    CÄSAR. Dieser harmlose Taugenichts!
    CICERO. Harmlos! O ihr Götter!
    CATO. Ich sehe, Julier, wo das hinaus will. Einen gewiegten Praktiker wie mich übertölpeln wir

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